Herdecke. Eine erste von vielen kunstvollen Grabplatten auf dem Friedhof Zeppelinstraße in Herdecke ist gerettet. Jetzt hat sie Beachtung gefunden.
Wenig ist von seiner Kunst geblieben. Dass in einem Bericht über „Die Sitzende“ von Heinrich Hawick im Frankfurter Bethmannpark jetzt auch Herdecke auftaucht, ist vor allem Willi Creutzenberg zu danken. Er hat die von Hawick gestaltete Grabplatte für die Herdecker Familie Hülsberg vor der Verschrottung bewahrt und für die Rettung Helfer gefunden.
Die Grabplatte aus dem Jahr 1931 lag bereits abholbereit auf dem alten Friedhof an der Zeppelinstraße, als Willi Creutzenberg „Kunstvandalismus“ witterte und einen Abtransport verhindern konnte. Seit gut vier Jahren steht das Relief nun wieder. Bauunternehmer Klaus Korge sorgte für ein neues Fundament, Steinbildhauer Timothy Vincent half bei der Wiederherrichtung. Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster gab Geld, ebenso der Heimatverein.
Gerettete Kunst lockt auf Friedhof Zeppelinstraße
So findet sich „der Stein für ein Familiengrab in Herdecke“ nun in einer kurzen Auflistung der Hinterlassenschaften des In Hagen geborenen Künstlers Heinrich Hawick. In den letzten Kriegstagen ist er gefallen, bis zu ihrem Tod 1971 hat sich seine Witwe um den künstlerischen Nachlass gekümmert. Prägende Jahre hat der Künstler in Frankfurt verbracht. „Die Sitzende“ war als Geschenk an die Stadt gedacht, schreibt jetzt die FAZ.
Die künstlerische Spur Hawicks hätte sich in Herdecke beinahe verloren. Gut sichtbar und stabil aufgestellt erinnert das Relief an die Familie Hülsberg, deren Nachfahren kein Interesse mehr an der Grabanlage hatten. Es erinnert aber auch an den Künstler, der dem Friedhof einen Anziehungspunkt gegeben hat, der nun bleiben darf. Als „Kunst im öffentlichen Raum“ ist der Grabstein mittlerweile in Herdecke auch gelistet.
Viele Vorschläge bislang ungehört
Willi Creutzenberg hatte weit mehr Objekte auf dem alten Friedhof Zeppelinstraße ausgemacht, die den Erhalt lohnen. Seine Anregungen aus dem Jahr 2018 seien bislang wenig befolgt worden, sagt er heute: Das Denkmalamt in Münster habe nach vier Jahren immer noch nicht über die im September 2019 begutachteten Grabsteine entschieden. Und eine vom Rat eingesetzte Kommission habe nach zwei Sitzungen seit fast drei Jahren nicht mehr getagt, „trotz meiner Nachfragen“, wie Creutzenberg sagt.