Wetter/Herdecke/Sankt Augustin. Der Tod von zwei Feuerwehrleuten in Sankt Augustin hat die Kameraden in Wetter und Herdecke geschockt. Auch sie stellen sich der Gefahr.
„Zwei Feuerwehrmitglieder der benachbarten Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin sind nicht lebend aus einem Einsatz zurückgekehrt“, scheibt die Freiwillige Feuerwehr aus Bonn-Rheindorf auf Twitter und erklärt „ihr tiefstes Mitgefühl allen eingesetzten Kräften, Freunden und Familien!“ Auch bei den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren in Wetter und in Herdecke hat die Nachricht Bestürzung ausgelöst. Und doch geht der freiwillige Dienst weiter: „Wir werden ganz normal weiter funktionieren“, versichert Patric Poblotzki. Kürzlich erst hatte der neue Vize-Feuerwehrchef in Wetter mit einem Kameraden aus Sankt Augustin zu tun.
Über Whatsapp hat Poblotzki die schreckliche Nachricht erreicht, bevor die Medien bundesweit von dem Großfeuer in einem Motorradladen berichtet haben, der nun mit zwei Toten und einem Dutzend Verletzter verbunden ist. Über WhatsApp auch hat er die Nachricht weiter gegeben an Freunde in der Feuerwehr Wetter. „Klar nimmt einen das mit“, sagt Poblotzki. Das zeige, was aus einem belanglosen Einsatz werden könne: „Man hofft immer, dass nichts passiert.“
Trauerflor an den Fahrzeugen
Auch Christian Arndt von der Feuerwehr in Herdecke wusste schon von der dramatischen Zuspitzung in Sankt Augustin, als der Feuerwehrmann und die Feuerwehrfrau zunächst noch als vermisst galten. Stunden später erst kam die schreckliche Nachricht, dass sie bei dem Einsatz gestorben sind. Zwei Tote in den eigenen Reihen zu zählen, „das ist der Worst Case“, sagt Christian Arndt, „das möchtest du nicht erleben. Das wirbelt das ganze Team durcheinander.“ Für ihn ist es wichtig, dass die Kollegen jetzt erst einmal eine Chance bekommen zu trauern. Zeichen der Solidarität zählen dazu.
Trauerflor an Fahrzeugen
Noch am Sonntagabend, dem Tag des todbringenden Einsatzes, hat die Feuerwehr in Herdecke ihr Profilbild im Internet auf Schwarz-weiß gestellt. Und den ganzen Montag über hat Christian Arndt sehen können, dass einzelne Mitglieder aus der Freiwilligen Feuerwehr in Herdecke diesem Beispiel gefolgt sind. Symbolik auch an den Fahrzeugen: Trauerflor wird die nächsten zwei Wochen über an jedem Auto wehen, das zu einem Einsatz unterwegs ist oder zurück kehrt.
„Das hat uns sehr getroffen“, sagt Christian Arndt. Womöglich war es ein Einsturz, der die Rettung der beiden Feuerwehrleute in Sankt Augustin unmöglich gemacht hat: „Das zeigt, wie gefährlich dieser Beruf oder dieses ,Hobby’ für uns alle ist.“ Die Gefahr fährt also immer mit, aber möglichst nicht die Angst davor. Die Feuerwehr versucht, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Nach einer ganzen Serie von Unfällen in Herdecke hat die heimische Wehr sich stetig weiter entwickelt und so durch bessere Vorbereitung auch das Sicherheitsgefühl gestärkt, so Christian Arndt.
Erinnerung wird gepflegt
Als tief in der Nacht aus der Befürchtung Gewissheit wurde und die beiden Leichen gefunden wurde, trauerte der Bürgermeister von Sankt Augustin mit der Feuerwehr und der geschockten Bürgerschaft und schrieb: „Wir werden die beiden Mitglieder unserer Freiwilligen Feuerwehr nie vergessen.“ Lässt sich ein solches Versprechen tatsächlich halten? Bei der Jahresdienstbesprechung erinnert die Feuerwehr in Wetter immer an die Verstorbenen des Jahres. Und manche Geschichten wie die vom tödlichen Unfall eines Kameraden auf dem Weg zum Einsatz werden auch nach Jahren immer wieder erzählt.
Motorradladen in Flammen
Erst schlagen Flammen aus einem Motorradladen, dann kommt am Nachmittag die schockierende Nachricht: Zwei Einsatzkräfte werden vermisst. Nach Mitternacht erst werden sie gefunden, tot.
Der Mann und die Frau, beide erfahren bei der Feuerwehr, gehören zur Einheit Niederpleis. Diese wird angesichts der Entwicklung außer Dienst gestellt. Einheiten aus anderen Städten übernehmen das Löschen.