Herdecke/Hagen. Immer mehr Details über den 38-jährigen Herdecker kommen ans Licht. Polizisten berichten über erschreckende Funde bei der Wohnungsdurchsuchung.

Verschiedene Nicknames, mehrere Accounts, unzählige Datenträger – darunter alleine zwölf Handys: Der 38-jährige Herdecker, der Kinder- und Jugendpornografie verbreitet und gehortet haben und der sich in einer Chat Community als Teenie ausgegeben haben soll (die Redaktion berichtete), um mit Minderjährigen anzubandeln, ging offenbar regelrecht professionell vor. Der zweite Verhandlungstag vor der Jugendschutzkammer des Hagener Landgerichts offenbarte weitere Abgründe.

Mehrfach vorbestraft

Der Mann auf der Anklagebank tritt ruhig, zurückhaltend und betont höflich auf. Er wirkt fast schon unscheinbar. Der Blick in sein Strafregister spricht eine andere Sprache: Sieben Vorstrafen bringt der Herdecker bereits mit – darunter Verurteilungen wegen Betrugs und Volksverhetzung, aber auch wegen Besitzes von Kinderpornografie und versuchten sexuellen Missbrauchs. Mehrfach saß er bereits in Haft, derzeit verbüßt der 38-Jährige widerrufene Bewährungsstrafen. Diese dunkle Seite, so zumindest der vollumfänglich eingeräumte Vorwurf, stellte er ab Mai 2018 in über 60 Fällen erneut unter Beweis.

Unmengen Datenträger gesichert

Ein Polizeibeamter, der an der Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten im Jahr 2020 beteiligt war, schilderte nun im Zeugenstand, wie die Behörden erneut auf den Mann aufmerksam wurden. Eine Strafanzeige rückte den 38-Jährigen wieder einmal in den Fokus der Ermittler. Der Hintergrund: Kontakt- und Annäherungsversuche über das Internet zu einer Minderjährigen, mit der er augenscheinlich pornografische Bilder austauschte. Die Beamten erhielten daraufhin einen Durchsuchungsbeschluss und stellten in der Wohnung, die offenbar eher unordentlich und zugemüllt war, eine Unmenge Datenträger sicher.

Chats, Fotos und Filme ausgewertet

Wie der Angeklagte darauf reagierte, daran konnte sich der Ermittler mit Blick auf den Zeitablauf und sicherlich auch angesichts der Masse vergleichbarer Fälle nicht mehr erinnern. Einen bleibenden Eindruck hinterließen die Datenträger allerdings bei einer damaligen Regierungsbeschäftigten, die die unangenehme Aufgabe hatte, die etwa 40 Terabyte auszuwerten. Sie musste sich dafür jedes einzelne Bild und Video ansehen, fand 85 relevante Chats und tausende kinder- und jugendpornografische Fotos und Filme, stieß aber unter anderem auch auf Tierpornografie.

Skrupelloses Vorgehen

Die Inhalte der Chats auf über 100 Seiten in den Akten, die nur kurz angerissen wurden und ansonsten von den Prozessbeteiligtem im sogenannten Selbstlese-Verfahren zur Kenntnis genommen werden, ließen bereits erahnen, wie skrupellos der Mann vorgegangen sein dürfte – egal, ob er es mit jungen Mädchen oder auch mit Gleichgesinnten zu tun hatte. So schickte er einer Minderjährigen beispielsweise das Bild eines erigierten Penis, obwohl sie ihn ausdrücklich bat, dies nicht zu tun, und äußerte die zynische Frage: „Gefällt er Dir?“

Unterschiedliche Konten

Er forderte und erhielt zum Teil Fotos der entblößten Brüste der Mädchen, fragte nach Treffen und stellte dafür Geld oder auch ein Handy in Aussicht - begleitet von den Worten: „Sag es niemandem.“ Und dabei arbeitete er mit unterschiedlichen Konten und Namen. Ganz zu schweigen von den unzähligen Bildern und Videos, auf denen augenscheinlich hauptsächlich kleine Kinder und sexuelle Handlungen zu sehen waren.

Filme kategorisiert

Mit all dem konfrontiert, war es dem Herdecker extrem wichtig, zu betonen, dass er allerdings auch etliche Erwachsenen-Pornos besessen habe – fein säuberlich sortiert in entsprechende Kategorien. Offenbar wollte er damit noch einmal seine These vom ersten Verhandlungstag untermauern, dass er nicht kernpädophil sei, sondern vielmehr eine Vorliebe für weibliche Teenager habe.

Plädoyers am Donnerstag

Sein Verfahren wird Ende der Woche mit der Erörterung der Chat-Inhalte fortgesetzt. Auch sind die Plädoyers geplant. Darüber hinaus ist es gut möglich, dass die Hagener Jugendschutzkammer dann auch schon ein Urteil verkündet.