Wetter/Herdecke. Am Bahnhof Wetter warteten Fahrgäste wegen des ver.di-Warnstreiks teils vergeblich auf einen Bus. So unterschiedlich fielen die Reaktionen aus.
„Oh, davon habe ich gar nichts mitbekommen“, meint Swetlana Herzen auf Nachfrage, ob sie durch den Warnstreik in ihrer Mobilität eingeschränkt sei. Sie wartet am Bahnhof Wetter auf die Buslinie 592 nach Witten. „Aber wenn der gleich nicht kommt, dann kann ich auf den Zug ausweichen“, sagt sie entspannt. In dem Moment biegt ihr Bus um die Ecke. Glück gehabt.
VER und Bogestra
Für Dienstag hatte die Gewerkschaft ver.di zu Warnstreiks im Öffentlichen Dienst aufgerufen. Deswegen hatten unter anderem Beschäftigte bei der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) und der Bochum Gelsenkirchener Straßenbahn-Gesellschaft (Bogestra), die in Wetter und Herdecke unterwegs sind, ihre Arbeit niedergelegt. Etliche Buslinien fuhren nicht – Busse anderer Unternehmen wie etwa der Hagener Straßenbahn AG waren aber sehr wohl unterwegs.
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„Also die SB38 fährt. Mit der bin ich auch aus Haßlinghausen hierher gekommen. Nur in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal ist es richtig schlimm mit dem Streik. Da fährt kein Bus“, meint Nakgingm Niilavannan. Als er am Morgen in Haßlinghausen losgefahren sei, hätten viele Kinder an der Haltestelle vergeblich auf einen Bus gewartet. Zudem habe er beim VER-Kundendienst erfahren, dass man sich als Ersatz für einen ausbleibenden Bus auch ins Taxi setzen könne. „Dann kann man mit der Quittung ins VER-Büro gehen und bekommt das Geld zurück. Aber erstmal muss man es ja auch haben“, sagt Nakgingm Niilavannan mit einem Schulterzucken. Vom Bahnhof Wetter will er weiter nach Grundschöttel. Kein Problem; denn die 553 fährt trotz des Streiks.
Verständnis für Streikende
Ein paar Meter weiter steht ein Mann in Arbeitskleidung an einer Haltestelle. „Ich warte auf die SB38. Im Alternativfahrplan standen die Zeiten, aber nicht, ob der Bus fährt oder nicht“, so Kay L., der seinen vollständigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er sei Lokführer und habe Verständnis für die Streikenden. „Streik ist ja dafür da, dass man die Arbeit niederlegt und es zu Einbrüchen kommt. Dass man dann nicht mehr von A nach B kommt, ist Sinn des Streiks, damit die Leute, die an der Straße stehen bleiben, Druck auf die Leitstellen ausüben. Nach dem Motto: Warum zahlt ihr eure Leute nicht besser?“ Und wenn die Leitstelle den Verkehr dennoch fließen lassen wolle, müsse sie dafür andere Unternehmen anheuern und bezahlen. „Stattdessen können sie ihren Mitarbeitern auch gleich mehr Geld geben“, so der Lokführer weiter.
Das Auto sollte stehen bleiben
Etwas genervt ist Gina-Marie Möllmann, die im Handy nach aktuellen Fahrplan-Infos sucht: „Ich habe mein Auto drüben im Parkhaus geparkt und fahre normalerweise mit dem Bus weiter zur Arbeit nach Witten, weil man dort so schlecht parken kann. Aber wahrscheinlich bleibt mir heute nichts anderes übrig, als mit dem Auto zu fahren. Dabei bin ich extra früher gekommen, um zu gucken, ob überhaupt irgendwas fährt.“
Vom eintägigen Warnstreik und seinen Auswirkungen auf den Busverkehr hat dagegen Beate Ehring noch nichts mitbekommen. Unproblematisch sei sie mit der SB38 hinunter in die Innenstadt gekommen. Ob sie auch wieder zurück nach Grundschöttel gebracht wird, ist offen. Sie hat im Kinderwagen ihren Enkel dabei und hofft, „dass ich mit dem Lütten nicht zu Fuß nach Hause muss“.
Vom Ehemann abholen lassen
Ein Fußweg kommt auch für Ingrid Backhaus nicht in Betracht; denn sie muss nach Herdecke: „Die 553 sollte eigentlich kommen. Das hatte ich gegoogelt. Aber sie kommt einfach nicht.“ Die Wetteranerin, die in Herdecke wohnt, meint: „Ich gebe zu, dass ich nicht an den Streik gedacht habe. Als Wetteranerin bin ich immer noch einmal im Monat hier, und vorhin war ich beim Arzt und anschließend noch zum Kaffeetrinken verabredet. Aber jetzt muss ich mich wohl von meinem Mann mit dem Auto abholen lassen.“ Im übrigen habe sie vollstes Verständnis für den Streik und auch für die Forderung der Gewerkschaft – eine Lohnerhöhung für die Beschäftigten von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro: „Ich hatte es nur nicht im Kopf, als ich am Morgen losfuhr.“
Für Mittwoch ist von Seiten der Gewerkschaft ver.die keine Fortsetzung des Warnstreiks angekündigt.