Herdecke. Schon lange beklagen Kunden die unzuverlässigen Öffnungszeiten der Postbank in Herdeckes Mühlenstraße. Das Unternehmen reagiert auf den Frust.
Die Internet-Reaktionen in den sozialen Netzwerken zu einem Herdecker Aufreger-Thema sind mal wieder eindeutig. „Früher hat die Post noch funktioniert, als sie noch in der Poststraße ansässig war“, schreibt jemand auf Facebook. „Warum muss der Bürger auf die nächste Postkutsche warten, die vielleicht von Hagen oder Dortmund kommt?“ Darauf kommt als augenzwinkernde Antwort: „Nimm besser die Flaschenpost, die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass diese ankommt, als wenn du den Zeitpunkt erwischt, an dem die Post offen hat.“
Ein aktueller Anlass für diese harsche Kritik befindet sich mal wieder an der Geschäftsstellen-Tür in der Mühlenstraße 7. „Aus betrieblichen Gründen ist diese Postbank-Filiale vom 31. Januar, 8.30 Uhr, bis 2. Februar, 17.30 Uhr geschlossen“, steht ebenso auf einem Zettel wie der Hinweis, dass Kunden in Hagen an der Schwerter Straße 156 entsprechende Dienstleistungen bekommen können. Der gleiche Hinweis befand sich vom 26. bis 28. Januar am besagtem Finanzcenter im Herdecker Quartier Ruhraue, vor knapp einem Monat musste dort der Betrieb ebenfalls für drei Tage ruhen.
Postbank-Sprecher entschuldigt sich
Angesichts dieser „Never-ending-Story“, so ein Facebook-Kommentar, schlägt jemand vor: „Vielleicht sollten die mal schreiben, wann sie auf haben. Das ist weniger Zettelverschwendung.“ Aus der Pressestelle der Postbank kommt Verständnis für den Unmut auf. „In Herdecke haben wir derzeit mit einer Erkrankungswelle zu kämpfen, die wir mit den üblichen Maßnahmen der Personalplanung (Springer, Kolleginnen und Kollegen aus benachbarten Filialen) nicht ausgleichen können.“ Zumal die Filiale wegen des Vier-Augen-Prinzips (Kassengeschäfte, Paketverwahrung) nicht mit einer einzelnen Person betrieben werden könne. „Wir entschuldigen uns bei unseren Kundinnen und Kunden für alle Unannehmlichkeiten, die sie dadurch in Kauf nehmen müssen.“
Dazu Grundsätzliches: Die Filiale in Herdecke will das Unternehmen in diesem Jahr dauerhaft schließen. Wie auch andere Institute prüfe die Postbank auf Basis des Kundenverhaltens laufend ihr Vertriebsnetz. „Durch die fortschreitende Digitalisierung beobachten wir schon länger eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kundinnen und Kunden. Dieser Trend hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie nochmals verstärkt“, teilt Sprecher Hartmut Schlegel mit. „Wir stellen fest, dass unsere Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden und zwar über alle Altersgruppen hinweg. Das gilt sowohl für das klassische Online-Banking, als auch für den Online-Abschluss von Produkten wie privaten Ratenkrediten, oder ergänzende Online-Angebote wie die virtuelle Verbindung zu unseren Beraterinnen und Beratern.“
Diese Veränderungen führen demnach dazu, dass die Postbank-Kundschaft stationäre Angebote in den Filialen weniger stark nachfragen. Andere Vertriebskanäle, wie zum Beispiel das Kooperationspartner- und Direktgeschäft, baut das Unternehmen daher aus und schaffe neue Zugangswege. Dabei gehe es um „die Wirtschaftlichkeit des Vertriebsnetzes auf Basis des Kundenverhaltens“.
Die Entscheidung in Herdecke sei auf dieser Grundlage erfolgt, einen konkreten Schließungstermin (dieser war eigentlich für 2022 vorgesehen) gebe es noch nicht. „Das Angebot an Post- und Paketdienstleistungen bleibt aber auch in Zukunft bestehen und wird durch unseren Kooperationspartner Deutsche Post sichergestellt.“ Dafür sucht die Deutsche Post derzeit einen Kompagnon, der in der näheren Umgebung eine entsprechende Filiale betreibe. „Um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen, werden wir unsere Filiale erst schließen, wenn dieser Partner gefunden ist. Genauere Informationen dazu habe ich noch nicht“, so Sprecher Schlegel.
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Solch ein Modell existiert bereits im Stadtteil Ende. Dort bietet die Reinigung Alviz am Kirchender Dorfweg 82 als DHL-Paketshop postalische Dienstleistungen an und ist dem Vernehmen nach in dieser Hinsicht auch gut beschäftigt. Im Gegensatz dazu scheint im Zentrum von Herdecke die Geduld oder das Verständnis der Kundschaft am Ende zu sein, wie eine Facebook-Nutzerin schreibt: „Das ist so lächerlich.“ (weiterer Bericht folgt)