Wetter. War es wirklich ein Wolf, der über Höfe und Straßen in Wetter gelaufen ist? – Eine erfahrene Jägerin aus Wetter gibt ihre Einschätzung preis.
Ein Wolf, der bei Tageslicht über die Höfe und Straßen zieht? Das wäre zumindest sehr ungewöhnlich, stellt Birgit Schwickerath-Näscher fest. Die Jägerin aus Wengern ist überzeugt: Sollte es sich bei dem Tier tatsächlich nicht um einen streunenden Hund, sondern um einen Wolf auf der Durchreise handeln, dann ist dieser möglicherweise krank oder er hat die Scheu vor Menschen verloren.
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Am Donnerstag war ein wolfsähnliches Tier zunächst im Wittener Muttental gesichtet und gefilmt worden. Das Tal liegt nur einen Hügel weiter als der Oberlauf der Elbsche in Wengern. Am Freitagnachmittag wurden dann Videos gepostet, die das Tier auf einem Hofgelände in Esborn und beim Überqueren der Straße bei Hof Sackern zeigten.
In beiden Filmhäppchen aus Wetter ist das Tier in der Nähe von menschlichen Gebäuden oder Ansiedlungen zu sehen. Für einen gesunden Wolf wäre das äußerst ungewöhnlich. Bei Füchsen, die Menschen nicht mehr aus dem Weg gehen würden, sei das ähnlich, sagt Birgit Schwickerath-Näscher. Die verlorene Scheu sei meist eine Folge von Krankheit.
Angst und Neugierde gleichauf
Ob es sich bei dem gefilmten Vierbeiner tatsächlich um einen Wolf handelt? Im Gespräch mit dieser Zeitung hatte Simon Nowack, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, darauf hingewiesen, dass eine DNA-Probe verlässlich Aufschluss geben könne. Ein Kot-Fund könne dafür herhalten oder eine Spur von einem Riss. Eine solchen Riss gibt es bislang aber nicht.
Auch Birgit Schwickerath-Näscher warnt vor voreiligen Schlüssen. Sie sagt: „Es gibt Hunderassen, die dem Wolf sehr ähnlich sind.“ Die Jägerin aus Wengern erinnert daran, dass auch Hunde einen sehr unterschiedlichen Lauf haben. Aus dem besonderen Trott des Streuners hatten ein Landwirt in Witten und ein Landwirt aus Wetter geschlossen, dass es sich wohl eher um einen Wolf als um einen verwilderten Hund handeln könnte.
Videos und Fotos von dem Vierbeiner sind an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) gegangen. Nun müssen die Aufnahmen geprüft werden. Auch die Dokumentationsstelle des Bundes zum Thema Wolf sichtet das Material. Vielleicht schon zum Ende der Woche könnten die Ergebnisse vorliegen, so die Auskunft.
Bernd Kalthoff denkt entschieden Richtung Wolf. Er ist Mitpächter in dem Revier, in dem das Tier Freitag gesichtet worden ist. Er hat mitbekommen, wie die Videos am Wochenende immer wieder geteilt worden sind. Seine Beobachtung: „Dieses Verhalten ist nicht hundetypisch.“ Hektisch und verstört bewege sich der Streuner fort. Was Kalthoff bestärkt, dass es eher ein Wolf und nicht ein Hund ist: Nirgendwo sei ein entsprechender Hund entlaufen. Ihm jedenfalls sei keine Vermisstenanzeige bekannt.
Angesprochen worden ist der Jagdpächter über das Wochenende nicht. Und er hat sich auch aus der Diskussion auf Whatsapp herausgehalten. 50 Prozent der Beiträge seien mehr von der Neugierde getrieben gewesen, die übrigen 50 Prozent von Angst. Dass er nicht eingegriffen hat in die Diskussion, hat etwas mit seinem Problembewusstsein zu tun. Er sagt: „Die Politik hat die Wölfe gewollt. Dann soll sich die Politik auch darum kümmern.“
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Ordnungsamt und Polizei seien für die Tiere zuständig. Um jagdbares Wild handele sich sich ja ganz offenkundig nicht, sagt Bernd Kalthoff: „Wir können und dürfen nichts machen.“ An die Millionen von Euro denkt er, die dafür zurück gelegt worden sind, Landwirte oder Schäfer für wildernde Wölfe zu entschädigen. Natürliche Feinde fehlten, und so sei absehbar, dass die Wolfsdichte in Deutschland weiter zunehmen werde.