Wetter. Mögliche Wolfssichtungen in Esborn und Albringhausen. Ein Jäger warnt: Freilaufende Hunde könnten von einem Streuner als Gefahr begriffen werden.

Die Rute wippt, während das Tier über einen Hof in Esborn hüpft oder bei Hof Sackern die Albringhauser Straße überquert. Seit Freitagmittag steht fest: Das wolfsähnliche Tier, das tags zuvor schon in Witten gesehen worden war, ist nach Wetter gewechselt. Zwei am Nachmittag ins Netz geladene Videos zeigen das.

Im verschneiten Wald folgt ein Tier federnd und flott dem Weg. „Ein Wolf in Witten?“ steht über dem kurzen Video, das zuvor schon ein Landwirt aus Wetter weiter gepostet hat. Wolf oder streunender Hund? Noch ist beides möglich.

Videos zeigen wolfähnliches Tier

Unter Jägern und Landwirten kursiert seit Donnerstagabend eine ganze Reihe von Videos und Standbildern. Zu sehen ist ein wolfähnliches Tier mitten auf einer Wiese, am Waldrand, dazu kommen Spuren im Schnee. Simon Nowack kennt alle diese Aufnahmen. Für den Vorsitzenden der Kreisjägerschaft gilt beim Telefonat am Vormittag als erwiesen: „Das Tier ist auf seiner Durchreise angekommen in Witten“. Am Nachmittag schickt er kurz hinterher: „Heute Sichtung in Esborn, Albringhauser Straße.“

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Von einem Tier auf Wanderschaft spricht Nowack, einem Durchläufer, der vorher schon in Breckerfeld und Ennepetal für Unruhe gesorgt hat. Die bewegten Bilder haben ihm den Eindruck eines jungen Tieres vermittelt. „Die können am Tag einiges an Strecke machen“. 20 bis 30 Kilometer sind da nicht viel. Wenn es sich tatsächlich um den vorher schon gesichteten Durchläufer handelt, wird er vermutlich von Süden nach Witten gekommen sein, möglicherweise über Wetter. Und nun scheint er dorthin zurückgekehrt.

„Das ist ein Wolf. Ein Hund läuft anders“

Zeigen die Aufnahmen nun einen jungen Wolf oder einen entlaufenen Schäferhund? Das lässt sich erst genau sagen, wenn eine DNA-Probe existiert. Dafür müsste Kot des Streuners vorliegen – oder ein Riss. Noch aber ist kein Kadaver gefunden worden, der auf den tödlichen Biss eines Wolfes oder großen Hundes zurückzuführen wäre. Während Nowack vorsichtig sagt, „das Tier sieht relativ wolfsähnlich aus“, gibt sich ein Landwirt aus Wetter überzeugt: „Das ist ein Wolf. Ein Hund läuft anders.“ Der Landwirt kennt die Videos, die im Netz geteilt werden. Angst für seine Tiere hat er allerdings nicht. „Das ist doch wie ein Fuchs, nur in groß“, sagt er über den Einzelgänger, der sich in seinen Augen bloß verirrt hat. Wäre der Wolf im Rudel unterwegs, dann würde er sich Sorgen machen. Die Weidetiere hat er im Moment ohnehin alle im Stall.

Freilaufende Hunde könnten von einem Streuner als Gefahr begriffen werden

Müssen Spaziergänger jetzt mit einem mulmigem Gefühl ihre Runde durch die Wälder drehen? „Im Normalfall laufen die Wölfe weg“, weiß ein Jäger aus Wengern. Schwierig werden könnte es höchstens, wenn der Spaziergänger mit Hund unterwegs ist. Vielleicht weckt das die Neugierde des Streuners, fühlt er sich plötzlich angelockt oder auch angegriffen?

Eine akute Gefahr sieht auch Simon Nowack nicht. Wölfe seien scheu und sollten das auch blieben. Freilaufende Hunde könnten von einem Streuner allerdings als Gefahr begriffen werden, bestätigt er. Durchs Dickicht schlagen sollten sich aber auch Spaziergänger nicht. Wer da einen Wolf aufschrecke, könnte plötzlich einem Gegner gegenüber stehen. Nowack: „Aber das ist bei einem Wildschwein ja auch nicht anders.“