Herdecke. Schauspieler Jörg Hartmann hat das Drehbuch für den Dortmund-Tatort „Du bleibst hier“ (15. Januar) verfasst und seine Heimat Herdecke integriert.

Weihnachten 2021. Jörg Hartmann verbindet damit den konkreten Startschuss für ein spezielles Projekt, das schon lange in ihm schlummert. Der Schauspieler rasiert sich fortan über Monate nicht mehr, um mit einem markanten Vollbart beim nächsten Dreh für den Dortmunder Tatort auftreten zu können. Die Folge „Du bleibst hier“, am 15. Januar 2023 in der ARD zu sehen, ist für den 53-Jährigen ein besonderes Fernsehereignis: Erstmals hat der Herdecker ein Drehbuch für die berühmte Krimireihe im Ersten geschrieben und setzt seine Heimat in Szene.

Seit 2012 schlüpft er in die Rolle des charismatischen TV-Kommissars Faber. Der hat im nächsten Tatort nach dem spektakulären Tod seiner geliebten Kollegin Martina Bönisch mal wieder mit seiner Psyche zu kämpfen, sieht sich zudem mit seiner Vergangenheit und Kindheit konfrontiert. Und diese hat der Drehbuchautor in Herdecke angesiedelt. In der Textvorlage hat Jörg Hartmann, dessen Karriere gewissermaßen 1988 im hiesigen Theater am Stiftsplatz mit dem Stück „Unsere kleine Stadt“ begann, auch Biografisches verarbeitet.

„Es war schon immer ein Traum von mir, mindestens eine Szene in Herdecke drehen zu können“, sagt der mehrfach ausgezeichnete Schauspieler. Die Stadt an den Ruhrseen taucht in der im Frühjahr 2022 gedrehten Episode „Du bleibst hier“, so viel lässt sich verraten, einmal wortwörtlich auf. Noch öfter kommt am 15. Januar eine hier bestens bekannte Örtlichkeit ins Bild: das Speicherbecken von RWE im Ardeygebirge. „Ich habe mich dort früher zwar nicht ständig herumgetrieben, bin als Kind aber schon häufiger durch die Wälder in der Umgebung gezogen. Damals war das Gelände auch nicht so abgesichert wie heute“, erzählt Hartmann. Faszinierend und beängstigend sei es gewesen, als er damals zum ersten Mal auf der Mauer des Speicherbeckens stand. „Das hat mir fast den Atem genommen, es war eindrucksvoll.“

Am RWE-Pumpspeicherkraftwerk filmte das Dortmunder Tatort-Team, unter anderem auf dem Steg am Einlaufturm.
Am RWE-Pumpspeicherkraftwerk filmte das Dortmunder Tatort-Team, unter anderem auf dem Steg am Einlaufturm. © FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Diese Erinnerungen wollte er in seiner Tatort-Drehbuch-Premiere auch deshalb einbauen, weil sie zur Geschichte und zur Persönlichkeit des Protagonisten Faber passen. Die dazugehörigen Stichworte: Abgründe, an Grenzen gehen, in die Vergangenheit eintauchen. Da in dieser Folge der Lokalkolorit dominiert und „so viel Dortmund wie noch nie“ zu sehen sein wird, wollte der Herdecker diese Chance nutzen und einen Schauplatz nebenan in seiner Heimatstadt ansiedeln. Der Darsteller und Autor stülpt in einer Hinsicht also seine eigene Kindheit der Fernsehfigur über.

Unterstützung fürs Drehbuch-Debüt

Für die Dreharbeiten in Herdecke wählte das Produktionsteam das Kalkheck in Ende als Ausgangspunkt für das Equipment, ehe es zu den Aufnahmen ins Ardeygebirge ging.

Beim Drehbuch handelt es sich um Hartmanns Idee, die er für seine Faber-Rolle schon länger im Kopf hatte und mit der er als unerfahrener Autor auch die Produktionsverantwortlichen überzeugte. „Die meinten aber richtigerweise, mir jemanden mit Erfahrung an die Seite zu stellen. Mit Jürgen Werner, dem Erfinder des Dortmunder Tatort-Formats, hatte ich einen guten Ratgeber an meiner Seite.“

Dass dafür noch dazu dieser besondere und abgeriegelte Ort infrage kommen konnte, hat sowohl mit der Dreherlaubnis von RWE als Eigentümerin der Anlage als auch mit der Akzeptanz der Tatort-Produktions-Verantwortlichen zu tun. Denen stellte Hartmann vor fünf Jahren bereits eine erste noch gänzlich andere Drehbuch-Idee vor. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Geschichte weiter – und irgendwann erschien dem Herdecker das Motiv des Speicherbeckens sinnvoll. Von der visuellen Kraft dieses Ortes und der Bedeutung für die Figur Fabers waren die Verantwortlichen schnell überzeugt.

Der schauspielernde Autor musste nach eigener Aussage aber lange zittern, ob sich beim Dreh im März alles wie erhofft umsetzen ließ. Doch mit dem Ergebnis ist er, das verriet er der Lokalredaktion vorab, sehr zufrieden. „Es hat alles wie gewünscht geklappt. Als Herdecker Junge ist dieser Tatort etwas Besonderes für mich. Daher war es für mich ein wichtiges Anliegen, das Speicherbecken als speziellen Ort und dessen Bedeutung für die Figur Faber in Szene zu setzen“, so der Darsteller, der seiner Lebensgefährtin bis ins Frühjahr hinein den störenden Vollbart zumutete. Insofern war auch die Schauspielerin Silvia Medina froh, als die Arbeiten in Dortmund und Umgebung im April endeten.

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