Herdecke. Das 40. Heft der Herdecker Blätter schafft einmal mehr den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Das soll so bleiben

Wetter legt viel Wert auf den Zusatz Wetter/Ruhr, weil es auch ein Wetter jenseits der Ruhr gibt. In Herdecke ist die Sache eindeutig: Natürlich liegt auch Herdecke an der Ruhr, für einen Namenszusatz aber reicht es nicht. Es gibt kein Herdecke, mit dem Herdecke verwechselt werden könnte. Dafür gibt’s Bezüge zur Cote d’Azur, wie die neue Ausgabe der Herdecke Blätter, die 40., zeigt. Ab Sonntag beim Winterzauber ist sie zu haben.

Lothar Gerber hat den Beitrag verfasst, der laut Überschrift davon handelt, „als Herdecke noch ,an der Ruhr’ lag...“. Denn historisch ist der Zusatz durchaus mal benutzt worden, wie eine Postkarte von 1910 zeigt. In den 1980er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde Herdecke dann als „Die Stadt zwischen den Ruhrseen“ verortet, wie ein Aufkleber mit dem Sackträgerbrunnen als Motiv belegt. Aber wer will schon gerne irgendwo dazwischen sitzen, fragt Lothar Gerber, und berichtet, dass diese Klemme nicht lange aufrecht erhalten worden sei.

Gerber weiß aber auch, wie älteren Semestern vieler Ruhrgebietsschulen Ausflüge nach Herdecke schmackhaft gemacht wurden. Nicht die Lage an der Ruhr oder zwischen den Ruhrseen war das Lockmittel. Verhießen war ein Ausflug nach „Herdecke, das westfälische Nizza.“ Eine historische Aufnahme der Stadt und ein Gedicht sprechen dem Örtchen an der Ruhr so viel Anziehungskraft zu wie der sonnenverwöhnten Glamour-Stadt am Ufer des Mittelmeers.

Die bunte Mischung aus Geschichte und Geschichten, die die 40 Ausgaben der Blätter in 30 Jahren geprägt haben – in diesem Beitrag ist sie zu finden. Auch das, was Heimatvereinsvorsitzender Christian Münch an den Anfang seines Vorworts stellt, bringt die Namensgeschichte mit Nizza auf den Punkt. Münch schreibt: „Tradition und Moderne, Konstanz und Veränderung -- das sind Spannungsfelder, mit denen sich nicht nur der Heimat- und Verkehrsverein auseinander setzen muss.“ Aber gerade der Heimatverein, der die Geschichte der Stadt bewahren und aktiv mitgestalten wolle, habe hier eine besondere Herausforderung.

In einem Dutzend Beiträgen stellt er sich dieser Herausforderung: Hendrik Cramer schreibt über den Besatzungsalltag in Herdecke und Ende in den Jahren 1923/1924, der Zeit der Ruhrbesetzung. Gerhard E. Sollbach erinnert an Schweine auf dem Stiftsplatz, Doris Frohne lässt 25 Jahre Stadtführungen Revue passieren. Hubert Köhler sagt der Schule im Dorf „Tschüss“, und Willi Creutzenberg und René Harder setzten ihre Geschichten vom Friedhof Zeppelinstraße fort.

Die Aufgabe bleibt auch für die Zukunft. Eine Diskussion über das Einstellen der Herdecker Blätter, auch im Hinblick auf neue Medien, sei kurz gewesen. Christian Münch: „Herdecker Geschichten und Geschichten gehören auf Papier.“

Die Verkaufsstellen

Beim Weihnachtszauber werden die Herdecker Blätter nur am Sonntag, 27. November, in der Bude vom Her­decker Heimat- und Verkehrsverein verkauft.

Danach ist das Heft in der Buchhandlung Herdecke, im Rathaus bei der Wirtschaftsförderung und sonntags zwischen 11 und 13 Uhr im HeimatPunkt, Uferstraße 13, erhältlich.

Der Preis beträgt fünf Euro.

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