Wetter/Herdecke. Nach 30 Jahren verabschiedet sich der Urologe Dr. Klaus Timpe Ende des Jahres von seinen Patienten. Sein Nachfolger ist Dr. Dennis Prokofiev.

„Im Moment erlebe ich jeden Tag einen Abschied“, sagt Klaus Timpe mit Blick auf seine Patientinnen und Patienten. Die nämlich verbreiten schon seit einiger Zeit ganz besorgt die Nachricht in Wetter, dass „der Männerarzt“ aufhört. Der gebürtige Papenburger, der in Essen und Münster Medizin studiert hat und in Dortmund wohnt, wird sich im Dezember endgültig zur Ruhe setzen. Wobei – so kann man das eigentlich nicht stehen lassen. Denn er selbst formuliert das so: „Ich gehe nicht in den Ruhestand. Ich mache mal was anderes.“

Praxis in ehemaliger Polizeiwache

Vor 30 Jahren ließ sich Klaus Timpe mit eigener Praxis in Wetter nieder. „Mein damaliger Chef gab mir den Tipp, und erst da habe ich erfahren, dass es Wetter gibt“, erzählt er schmunzelnd. Bis dato habe es in der Harkortstadt keinen Urologen gegeben. Im Gebäude der ehemaligen Polizeiwache an der Hochstraße richtete er nach einem Umbau seine Praxis ein – ebenso wie der Hals-Nasen-Ohrenarzt Dr. Detlef Szczukowski. „Ich komme aus der Herzchirurgie und bin dann tief gesunken in die Urologie“, umschreibt Klaus Timpe seinen beruflichen Werdegang.

Vor seiner Niederlassung arbeitete er an den Städtischen Kliniken Dortmund, wo er auch seine Facharztausbildung als Urologe absolvierte. „Zuletzt war ich dort Oberarzt der Urologie, als ich vor der Entscheidung Klinik oder Praxis stand. Als sie zugunsten der Praxis fiel, war ich 40 Jahre alt“, so der Mediziner.

Pfannkuchen beim Hausbesuch

Anfangs habe er noch Hausbesuche gemacht, erinnert er sich: „Eine Patientin aus der Gartenstraße hat mir, wenn ich zu ihr kam, Kartoffelpfannkuchen gemacht. Und in Herdecke gab es bei einer Familie Tee und Gebäck für mich. Die wussten, dass ich aus dem Emsland komme, wo man den Tee ja mit Milch und Kandis trinkt.“ Einmal allerdings habe ihm ein Ehepaar den Einlass verwehrt, erzählt er: „Ich bin ja Motorradfahrer. Und an dem Tag konnte ich die Praxis erst spät verlassen und kam dann in der Kutte so gegen halb zehn abends bei dem älteren Ehepaar angebrummt. Die haben mir die Tür nicht aufgemacht, weil sie Angst hatten. Bei einem Telefonat am nächsten Tag habe ich sie dann gefragt, warum sie mich nicht reingelassen hätten. Das war schon witzig.“

Persönliches Gespräch wichtig

Überhaupt, so betont Klaus Timpe, sei das persönliche Gespräch immer wichtig für ihn gewesen. Er habe es deswegen stets wie der Orthopäde und Sportmediziner Müller-Wohlfahrth gehalten: „Es dauert alles so lange wie es dauert. Ich habe nicht auf die Zahl der Patienten im Wartezimmer geschaut, wenn ich einen Tumorpatienten behandelt habe. Das dauert eben länger. Ich weiß, dass man mir das manchmal übel genommen hat, aber wir behandeln hier nicht einfach nur eine Prostata, sondern wir behandeln Menschen.“ Es habe gedauert, bis sich seine Patienten daran gewöhnt hätten, dass sie oftmals lange warten mussten. „Aber sie wussten am Ende: Er kümmert sich auch. Und ich glaube, deswegen bedauern sie auch, dass ich jetzt gehe“, so der 70-Jährige.

Hauptrolle spielen

Was er demnächst alles machen wird? „Ich bin sehr musikalisch, spiele Gitarre und Tasteninstrumente. Manchmal für mich, manchmal auch mit Freunden. Mal abwarten, was da passiert. Ich spiele auch Golf, was sehr zeitaufwendig ist. Und ich werde mit meinem Enkelsohn, der ist acht Jahre alt, ins Schwimmbad gehen. Das konnte ich bislang nur nebenher oder sporadisch, aber jetzt kann ich das genießen“, sagt Klaus Timpe. Als Privatier sei man weniger fremdbestimmt. „Dann sind die Zwänge weg. Es gibt ja in jedem Leben Tage, an denen man selbst gar keine Rolle spielt, weil man für andere da sein oder Probleme lösen muss. Aber irgendwann will man in seinem Leben mal wieder die Hauptrolle spielen.“ Von vielen Patienten mit nicht heilbaren Erkrankungen könne man lernen, zu leben und jeden Tag als Geschenk zu begreifen. „Und genau darauf freue ich mich, so schwer es mir auch fällt, aufzuhören“, versichert der Mediziner.

Zum letzten Mal wird Klaus Timpe nun am 21. Dezember seine Praxis an der Hochstraße aufschließen. „Dann räume ich noch ein bisschen auf und starte danach in den Winterurlaub.“

Urologe Dr. Dennis Prokofiev übernimmt

Nachfolger von Dr. Klaus Timpe wird der Urologe Dr. Dennis Prokofiev in Herdecke, Frühlingstraße 1.


„Dr. Prokofiev kommt auch aus den Städtischen Kliniken Dortmund. Er übernimmt meine Kassenzulassung und meine Patienten. Wir machen von hier aus bereits Termine bei ihm auch für das nächste Jahr“, sagt Klaus Timpe. Die Kontinuität der Behandlung und Diagnostik bleibe somit erhalten, versichert Klaus Timpe mit Blick auf seine Patienten: „Dr. Prokofiev kann direkt auf meinen Computer zugreifen, und niemand muss sich Sorgen machen.“


Das gelte auch für sein Team: Zwei Mitarbeiterinnen würden von seinem Nachfolger übernommen, eine weitere habe selbst entschieden, aufzuhören.

Für die Räume der Praxis an der Hochstraße 14 in Wetter werde derzeit noch ein Nachmieter gesucht.