Wetter. Vorfreude: Das Geschwister-Scholl-Gymnasium Wetter bietet ab 2024 alle zwei Jahre einen Austausch mit einer Schule in den USA (Waukee in Iowa) an

Amerika – das dürfte aus der Sicht von Heranwachsenden immer noch nach großer weiter Welt klingen. Wer schon in Jugendzeiten aus Deutschland mal über den großen Teich fliegen kann, weiß das in der Regel zu schätzen. Und wer zudem weiß, wie schwierig sich die Suche nach einer Partnerschule sowohl in Europa als auch in den USA gestaltet, kann die folgende Nachricht umso mehr wertschätzen: Das Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) in Wetter kann ab 2024 alle zwei Jahre einen Schüleraustausch mit einer High School im US-Bundesstaat Iowa anbieten.

Diese verlockende Möglichkeit hat die Fachschaft Englisch in die Wege geleitet. GSG-Lehrer Christian Sierakowski konnte durch Kontakte zur Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Dortmund, wo er bis 2020 unterrichtete, das Gymnasium aus seiner Heimatstadt Wetter in einen schon lange bestehenden USA-Austausch integrieren. Und zwar mit Waukee, wo insgesamt fünf Schulen nah beieinander liegen und zuletzt so stark gewachsen sind, dass es für eine zweite Partnerschule in Deutschland reicht. Daher hat der 39-Jährige, der in seiner Dortmunder Zeit mehrfach Jugendliche nach Amerika begleitete, erfolgreich eine Kooperation angestoßen. Randnotiz: Waukee, 30 Autominuten von Iowas Hauptstadt Des Moines und 555 Kilometer von der Metropole Chicago entfernt, ist ungefähr so groß wie Wetter.

Nicht nur Jubel und Vorfreude

Die GSG-Schulkonferenz hat den Austausch genehmigt, berichtet Direktorin Ursula Zimmer. „Es gab aber auch kritische Stimmen.“ Zum Beispiel wegen der Kosten, zu rechnen sei mit einem vierstelligen Euro-Betrag, wobei der Flug für die größte Anteilssumme sorge. Und wer in dem Zusammenhang an Kerosin denkt, landet unweigerlich bei Bedenken bezüglich Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Oder anders: Steht der Aufwand (mehrstündiger Flug nach Chicago, langer Bustransfer) für solch einen Schüleraustausch im richtigen Verhältnis? Ja, meint Englisch-Lehrer Sierakowski aus Wetter. „Der interkulturelle und sprachliche Mehrwert für die Jugendlichen ist enorm. Diese Zeit kann junge Leute prägen, mitunter entstehen Freundschaften fürs Leben, auch für den Unterricht kann das einen Kick geben.“

Zumal die Wetteraner aus den Jahrgangsstufen neun und zehn in der klassischen US-Kleinstadt mit einer Einkaufsmall auf deutschsprachige Gastgeber treffen könnten. Siedler wanderten einst nach Iowa aus, so dass Heranwachsende in Waukee diese und weitere europäische Fremdsprachen lernen können. „Das Englisch-Niveau hier bei uns ist im vergleichbaren Alter aber viel höher als die Deutsch-Kenntnisse der Partnerschüler“, so Sierakowski, der auch einen Kontrast spannend findet: „Es gibt dort viel Land drumherum und einige Maisfelder. Das fällt einem dann im Vergleich zu Chicago, wo am Ende der rund zweieinhalb Wochen noch ein Aufenthalt ansteht, besonders auf.“

on Wetter nach Waukee: Die Kleinstadt liegt im mittleren Westen (Iowa) der USA, wie dieses Plakat des Gymnasiums zeigt.
on Wetter nach Waukee: Die Kleinstadt liegt im mittleren Westen (Iowa) der USA, wie dieses Plakat des Gymnasiums zeigt. © GSG

Der konkrete Plan: Aufgrund der Dortmunder Erfahrungen und erwartungsgemäß hohen Zahl an Interessierten soll es hier am GSG im Herbst 2023 ein Bewerbungsverfahren für hiesige Gymnasiasten geben, um dann bis Weihnachten zwischen 25 und 30 Jugendliche für die Austausch-Premiere auszuwählen. Dabei lasse sich womöglich schon abklopfen, ob jemand über Sponsoring oder einen Förderantrag finanzielle Unterstützung zur Teilnahme benötige.

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Im späten Frühjahr oder Frühsommer 2024 kommt zunächst jeweils eine Gruppe aus Waukee nach Dortmund und Wetter, die hier für rund zwei Wochen bei verschiedenen Gasteltern unterkommen. „Wir trennen das: Nicht alle, die Schülerinnen oder Schüler aus den USA aufnehmen, fliegen automatisch im Herbst mit zum Gegenbesuch.“ Der ragt übrigens auch in die hiesigen Herbstferien hinein, so dass deutsche Jugendliche in Iowa mit ihren Gastgeschwistern fast täglich in den Unterricht gehen, während ihre heimischen Klassenkameraden faulenzen können.

Gastfamilien auch hier gesucht

Wobei der Austausch natürlich – hier wie dort – noch mehr bieten soll. Die Gymnasiasten aus Wetter können ihre gleichaltrigen Partnerschüler mal zu typischen US-Sportarten auf toll hergerichteten Anlagen begleiten oder auch mit den Gasteltern einen Gottesdienst in der Kirche verfolgen. Nicht ganz unwichtig: eine Kennenlern-Party, zu der Eltern und Jugendliche etwas zu essen mitbringen. Hinzu kommen manche Ausflüge (hierzulande womöglich ins Bergbaumuseum), so dass oft enge Bindungen entstehen. Der Wetteraner Sierakowski berichtet von seinen Dortmunder Erfahrungen: „Beim Goodbye fließen oft Tränen, das ist schließlich eine einmalige Lebenserfahrung.“

Tag der offenen Tür am 12. November

Der USA-Austausch könnte auch zum Thema am Tag der offenen Tür werden: Das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Wetter bietet am Samstag, 12. November, von 10 bis 13 Uhr Einblicke in das Schulgeschehen an.

Die Eltern von Viertklässlern aus Wetter haben dazu laut GSG-Lehrerin Katrin Gerber persönliche Einladungen erhalten. „Wir wollen ihnen und weiteren Interessierten vor allem die vergleichsweise unbekannten Fächer und unter anderem unsere modernen Naturwissenschaftsräume vorstellen.“ Die rund 70 GSG-Pädagogen wollen aufzeigen, was das Schulleben so ausmacht und erläutern bei Rundgängen Projekte, Arbeitsgruppen oder ähnliches.

Interessierte sollten ihren Besuch per Mail (erprobungsstufe@gsg-wetter.de) anmelden. Wer spontan zur Hoffmann-von-Fallersleben-Straße 28 kommt, kann an vorab eingeteilten Gruppentouren eventuell nicht teilnehmen.

Das kommt Ursula Zimmer bekannt vor. Für das GSG Wetter wäre Waukee nach Warschau der zweite Partnerschulen-Standort. Der Austausch mit Polens Hauptstadt ruhte zuletzt wegen Corona, bestehe laut der Schulleiterin aber weiter. „Eventuell klappt ein gegenseitiger Besuch wieder 2023. Auch dieser Austausch endete in der Vergangenheit oft mit Tränen beim Abschied.“