Wetter. Weiterführende Schulen sind im EN-Kreis ungleich verteilt, was zu hohen Pendlerzahlen führt. Viele junge Wetteraner pendeln aus zu Realschulen.

Gut zwei Jahre ist es her, dass der erste Report zur Bildungslandschaft im Ennepe-Ruhr-Kreis im Frühjahr 2019 im Schulausschuss Wetter vorgestellt wurde. Dessen Fortschreibung, den Bildungsreport 2021, stellte jetzt Emanuel Hartkopf vom Bildungsmonitoring des EN-Kreises im Fachausschuss vor.

Trendwende: Mehr Kinder

Zunächst präsentierte Hartkopf Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in Wetter: Bei einem Rückgang der Bevölkerungszahl insgesamt zeigt sich seit einigen Jahren eine Trendwende hin zu wieder mehr Kindern (Zuwachs von knapp zehn Prozent), die sich in gestiegenen Geburtenzahlen und Zuwanderung begründe. Diese Zuwächse würden bis zum Ende der 2020er Jahre anhalten und seien zudem in allen Kommunen im Kreis zu beobachten. Aber: Umfang und Zeitpunkt bzw. Geschwindigkeit seien von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich. Beim Blick auf das Bildungssystem, das alle Kinder durchlaufen (Kita-Betreuung, Grundschule, weiterführende Schulen, Berufsbildung) stellte Hartkopf beim Vergleich der Stadt Wetter mit den anderen EN-Kommunen fest, dass sich die Schullandschaft stark geändert habe. „Nur Witten hat noch ein dreigliedriges und integratives Schulsystem. Die geografisch ungleiche Verteilung nach weiterführenden Schulen hat Konsequenzen für die Mobilität bzw. auf die Pendlersituation“, so Hartkopf. Rückläufige Schülerzahlen seien in Wetter hauptsächlich am Geschwister-Scholl-Gymnasium, aber seit dem „Endausbau“ der Sekundarschule auch dort festzustellen. Als Ursache machte er die vergangene demografische Entwicklung aus, die künftig eher wieder in eine andere Richtung zeige.

Interkommunale Kooperation

Interessant aber auch die Beobachtungen zu Ein- und Auspendlern im Sekundarbereich: Grundsätzlich seien die Pendlerzahlen im EN-Kreis hoch, weil viele Jugendliche etwa Waldorfschulen besuchten. Ein besonderes Auspendlerprofil machte Emanuel Hartkopf in Wetter aus: „Hauptzielform ist hier die Realschule. Im Schuljahr 20/21 besuchten 126 junge Wetteraner die Realschule in Herdecke und 90 die Realschule in Witten.“ Weitere Auspendler besuchen die Gymnasien in Witten (69), Herdecke (35) und Hagen (27). Die meisten Einpendler in Wetter gehen zur Georg-Müller-Gesamtschule (190 von 348). Einige Einpendler aus Herdecke (66) und Hagen (40) besuchen die Sekundarschule am See. Entscheidende Faktoren bei der Schulwahl seien neben dem Schulangebot auch die Attraktivität und die Erreichbarkeit. Abschließend mahnte Emanuel Hartkopf eine stärkere interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der Schulentwicklungsplanung an, um ein ebenso vielfältiges, attraktives und gut erreichbares Schulangebot im Ennepe-Ruhr-Kreis zu sichern.

Maßnahmen gegen das Auspendeln

Um der hohen Auspendlerzahl entgegenzuwirken, wurde im Arbeitskreis der Schulen bereits ein Kooperationsfahrplan für den Übergang zwischen Grundschule und weiterführender Schule erarbeitet, den Tina Dudzinski von der Sekundarschule und Katrin Gerber vom Geschwister-Scholl-Gymnasium im Schulausschuss vorstellten. Der Fahrplan inklusive einiger aufeinander aufbauender Veranstaltungen soll Eltern bei der Entscheidung der Schulwahl unterstützen.

Kooperationsfahrplan

Aber bereits vor dieser Entscheidung gibt es Angebote wie Schulbesuchstage, einen Info-Abend für Eltern sowie Tage der Offenen Tür. „Der Eltern-Infoabend im November wird nicht mehr als Einzelveranstaltung in den Stadtteilen, sondern zentral im Stadtsaal angeboten. Das hat den Vorteil, dass Grundschulen und weiterführende Schulen sich gemeinsam präsentieren können“, erklärte zudem Fachbereichsleiterin Margot Wiese.

Ständiger Austausch

Außerdem laden die beiden weiterführenden Schulen jeweils im Januar zu einem Eltern-Abend ein, an dem sie Informationen über die jeweilige Schule erhalten. Auch nach der Anmeldung treffen sich die Klassenleitungen der weiterführenden Schule mit denen der Grundschulen und tauschen sich über die Kinder aus, um den Start an der neuen Schule zu erleichtern. Und: Die weiterführende Schule lädt die Kinder zu einem Kennenlern-Nachmittag ein, an dem sie sich untereinander und die neue Schule kennenlernen können.

Lob für „Schule aus einem Guss“

Auch nach der Einschulung treffen sich die Klassenleitungen der Grundschulen im November mit denen der weiterführenden Schulen und tauschen sich darüber aus, wie die Kinder an der neuen Schule angekommen sind. Und sogar nach den letzten Übergabegesprächen bleiben die weiterführenden Schulen und Grundschulen im Gespräch. Sekundarschule und Gymnasium nutzen ihre Kooperation auch für die Fälle, in denen eine Schulentscheidung mal korrigiert werden muss. Lob gab es für diesen Kooperationsfahrplan von Sigrid Haag (Grüne), der dazu beitrage, dass für alle Beteiligten „Schule aus einem Guss“ erlebbar werde.

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