Wetter. Wie das Koffertheater zeigt, dass eine Geschichte aus Jerusalem um das Jahr 1200 herum heute nicht nur in Wetter noch von Bedeutung ist.

Jetzt wird es ernst für die Schauspieler des Koffertheaters. Am kommenden Samstag startet die Premiere der neuen Produktion „Recha träumt“. Das Stück basiert auf dem Drama „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing.

Die Geschichte spielt um 1200 in Jerusalem. Recha, die Tochter eines reichen jüdischen Kaufmanns, wird von einem Tempelritter aus den Flammen ihres brennenden Hauses gerettet. Als sie ihm erneut begegnen möchte, meidet er sie. Erst als ihr Vater Nathan mit dem Ritter ins Gespräch kommt und sich mit ihm anfreundet, stimmt der Ritter einem Treffen mit Recha zu. Die Beiden lernen sich kennen und lieben. Doch die verschieden Religionen und deren Konflikte untereinander erschweren die junge Liebe.

Anders als das Original

Die Inszenierung ist sehr nah an Lessings Vorlage, einige der Nebenschauplätze aber fallen weg. Und manche überflüssigen Handlungsstränge sind weggekürzt worden, damit das Theaterstück besser verständlich wird. Ansonsten werde die Story zu sperrig und unverständlich, so Regisseur Guido Dubielzig. Ein weitere Unterschied zum Original: In Wetter wird Recha klar zur Hauptfigur, während Lessing die junge Frau eher untergehen lässt. In seiner Vorlage wird mehr über sie als mit ihr gesprochen. Dubielzig baut sie aktiver in das Geschehen ein. „Die ganze Handlung dreht sich um Recha. Bei uns soll sie auch zu Wort kommen“, so Dubielzig. Auch die Sprache wird ein wenig angepasst. Mit kleinen grammatikalischen und sprachlichen Veränderungen sollen die Dialoge verständlicher werden. „Es wird keine Modernisierung, lediglich eine Vereinfachung. Lessing schreibt durchaus schöne Sätze und die wollen wir auch erhalten“, sagt der Inszenator.

Das Kernproblem in „Nathan der Weise“ und jetzt auch in „Recha träumt“ ist noch immer brand aktuell, obwohl die Idee zu dem Drama schon so alt ist: der Glaubenskonflikt zwischen den drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam, der beschrieben und durch die auftretenden Personen verkörpert wird.

Guido Dubielzig, der das Bühnenwerk umschrieb und inszeniert, begleitet das Thema sein Leben lang, sei es durch den Kalten Krieg und den Religionskonflikt im Nahen Osten oder die Flüchtlingskrise 2014/ 2015 in Deutschland. „Der Streit der Religionen prägt uns seit Jahrtausenden. Lessing zeigt in seinem Drama, wie es sein könnte“, meint der Regisseur. „Ist der Mensch eher Mensch oder mehr ein Jude oder Muslim? Ein Gedanke aus Nathan, der sehr bezeichnend ist, gerade auch für die heutige Zeit.“

Die Freude ist bei allen Beteiligten groß, dass es am Samstag mit „Recha träumt“ endlich auf die Bühne geht. Denn das Stück war bereits ein Projekt aus dem Jahr 2019 und musste aufgrund der Pandemie erstmal auf Eis gelegt werden. Um so schöner, dass die Proben in diesem Juni endlich starten konnten, freut sich auch Recha-Schauspielerin Laura Utzig. Viele Stunden an Arbeit, Schweiß und Tränen haben die Schauspieler in das Stück gesteckt, darunter Peter Steinmeier als Nathan und Timo Petersilie in der Rolle als Tempelritter. Saladin wird gespielt von Denise Förster und Saldins Schwester von Josefine Eckhardt. Guido Dubielzig übernimmt die Rolle des Klosterbruders.

Alle sechs kennen sich und haben bereits miteinander gespielt. Das Besondere am Koffertheater: Alles wird selbst gemacht, ob Kostüm, Musik, Licht oder das Bühnenbild. Dieses war diesmal sehr schlicht gehalten, um den Fokus auf die Schauspieler zu setzen.

Insgesamt dauerte die Probenphase drei Monate. Einmal die Woche traf sich das Koffertheaters in der Lichtburg. „Jetzt wird noch an Feinheiten geschliffen, und es werden Szenenübergänge geprobt“, sagt Theatermacher Dubielzig, damit für Samstag alles steht.

Termine und Tickets

Premiere: Samstag, 24. Oktober

weitere Vorstellungen: 7., 8., 14. und 15. Oktober

Tickets für „Recha träumt“ gibt es bei der Lichtburg per Telefon 913667 oder tickets@lichtburg-wetter.de oder online über www.lichtburg-wetter.de

Auch interessant