Wetter. Die Werbung für das neue Stück des Koffertheaters trifft bei einigen Gewerbetreibenden in Wetter auf Widerstand.

Wenn das Koffertheater Wetter ein neues Stück auf die Bühne bringt, dann verkünden überall in der Stadt Plakate die frohe Botschaft. Meist an die 40 sind es, die verteilt werden, doch diesmal sind es wesentlich weniger. Der Grund: Gewerbetreibende schrecken vor dem Motiv des Plakats zurück und wollen es nicht im Schaufenster hängen haben.

Guido Dubielzig ist Regisseur des Stücks und hat mit vielem gerechnet, aber nicht mit solchen Reaktionen. Besorgt schaut er noch einmal auf das Plakat des Anstoßes. Es ist rot gehalten. Darauf zu lesen ist der Titel des neuen Stücks „Recha träumt“ und die Erklärung: „nach Nathan der Weise von G. E. Lessing“. Im unteren Teil sind die Aufführungstermine sowie der Ticketverkauf genannt. Soweit eigentlich unverfänglich, doch die Bebilderung in der Mitte stößt auf Widerstand. Zu sehen sind die drei religiösen Symbole für das Judentum, das Christentum und den Islam. Die drei Symbole sind jeweils in einen Ring gesetzt. Die drei Ringe überschneiden sich. „Es ist eine Geschichte von Toleranz und Völkerverständigung“, erklärt Dubielzig. Und in dem Stück treffen die drei Religionen aufeinander. Aus anfänglichem Argwohn wird in Lessings Original eine überraschende Familienzusammenführung.

Das Theaterstück

Das Stück „Recha träumt“ feiert am 24. September um 20 Uhr in der Lichtburg Premiere. Einlass ist bereits um 19.30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Lichtburg (Tel. 02335/913667 oder www.lichtburg-wetter.de/tickets).

Weitere Termine für die Aufführungen sind der 7., 8., 14. und 15. Oktober, jeweils um 20 Uhr.

Insgesamt werden sechs Darsteller, darunter auch der Regisseur selbst, auf der Bühne stehen.

Das Stück wurde laut Guido Dubielzig entschlackt, da das Original von Lessing unglaublich sperrig sei. Außerdem hat das Koffertheater Handlung und Personen in die heutige Zeit übersetzt, also etwas entstaubt.

Dass Gewerbetreibende in Wetter mit der Symbolik ein Problem haben könnten, sei ihm im Vorfeld nicht in den Sinn gekommen. „In einem Laden wurde mir gesagt, dass man mit so etwas überhaupt nichts zu tun haben möchte. In einem anderen Laden wollte ein Mitarbeiter das Plakat schon aufhängen, da kam aber von einem anderen ein Veto, weil er in der Kindheit schlechte Erfahrungen mit dem Katholizismus gemacht hätte. In wieder einem anderen Laden hat mir die Chefin gesagt, dass auch sie erst Bedenken hatte und letztlich aber das Plakat aufgehängt hat mit den Worten ,und wenn mir faule Eier deshalb an das Schaufenster geworfen werden, dann nehme ich es halt wieder ab’“, erinnert sich Dubielzig an die Begegnungen.

Die Gewerbetreibenden selbst will er nicht an den Pranger stellen, sondern fragt sich viel eher, welche Vorbehalte in manchen Köpfen unausgesprochen bleiben. „Das Subtile besorgt mich mehr als das Konfrontative, was ich erlebt habe“, erklärt er. Anderseits weiß er auch sehr genau, dass das Thema ein immer präsentes ist. „Religion ist seit Jahrhunderten der Brandherd, der uns immer wieder begleitet. Wenn es um persönliche Schicksale geht, dann tritt die Religion in den Hintergrund, aber wenn es um die Masse geht, gewinnen solche Labels immer wieder an Bedeutung“, erklärt Dubielzig. Und gerade das sei eigentlich ein Grund, warum er sich für dieses Stück entschieden hat.

59 Straftaten landesweit

Zwar wurde die ursprüngliche Version sehr entschlackt, und auch das Ende des Stücks ist nicht mehr original, aber die Botschaft bleibt die gleiche. Und wie wichtig die ist, zeigt sich einmal mehr bei der Verteilung der Plakate. Diese Gegenwehr, sobald es um Religionen geht, hat Dubielzig sich einfach nicht vorstellen können.

In seinem jährlichen Bericht hat der Verfassungsschutz in NRW für 2021 insgesamt 59 Straftaten registriert, die mit religiösen Ideologien im Zusammenhang stehen, im Jahr davor waren es 34.