Wetter. Warum acht Minuten und ein paar Sekunden für die Feuerwehr in Wetter auch eine gute Zeit sind und wie sie beim Personal punktet

Sind die Ziele der Feuerwehr in Wetter realistisch gesteckt oder eigentlich kaum erreichbar? Wäre eine Anpassung ans Mögliche sinnvoll oder gefährdet das am Ende gar die bisherige Lösung einer freiwilligen Feuerwehr statt einer Berufswehr? Bei den Beratungen zur Überarbeitung des Brandschutzbedarfsplans ist vieles zu bedenken. Der Ausschuss für öffentliche Ordnung hat jetzt den Reigen der Beratungen begonnen.

Eine Löschgruppe mit acht Feuerwehrleuten muss acht Minuten nach Alarmierung vor Ort sein - so lautet das klar bezifferte Schutzziel 1. Nur in zwei von drei Fällen wird es erreicht, wie den Mitgliedern im Fachausschuss aufgefallen ist. Allerdings nicht zum ersten Mal. Das Problem ist bekannt - und auch nicht ganz so schwerwiegend, wie Wetters Feuerwehrchef Ralf Tonetti zu erklären versuchte: Eine Minute zu spät ist für die Schutzzielstatistik zu spät, und sieben Feuerwehrleute vor Ort sind für die Zielerreichung einer zu wenig. „Deshalb fahren wir natürlich nicht nach Hause. Wir helfen trotzdem“, so Tonetti weiter. Dann eben in Minute neun oder oft nur leicht verspätet auch in der vollen Einsatzstärke.

Gibt es eine Baustelle auf dem Weg zum Einsatzort, verschieben sich die Einsatzzeiten vor Ort. Winterliche Straßenverhältnisse haben den gleichen Effekt, berichtet Tonetti im Ausschuss und versichert: „Die Zielvorgaben soll man nicht überbewerten, wir sind gut aufgestellt.“ Das zeige sich beim Schutzziel 2. Gefordert ist hier das Eintreffe einer unterstützenden Staffel nach 13 Minuten nach dem Alarm. Bis jetzt sei jedenfalls wegen der leichten Überschreitungen noch kein Hilfebedürftiger auf der Strecke geblieben. Bürgermeister Frank Hasenberg blies ins gleiche Horn: Sicherlich sei hier und da noch eine Verbesserung möglich. Aber Wegzukriegen seien die Überschreitungen nicht, zumal in einer Stadt mit teils so ländlichem Charakter.

Empfiehlt sich da nicht eine Lockerung der Vorgaben, wurde aus dem Ausschuss gefragt. „Besser nicht“, gab Ralf Tonetti zurück. Das wäre Richtung Bezirksregierung das falsche Signal. Sie soll auch weiterhin Wetter eine Ausnahmegenehmigung erteilen, dass keine teure Berufsfeuerwehr von Nöten ist.

Die Schutzziele gelten nur für den inneren Bereich der Stadt. Und sind größere Einrichtungen berührt wie das Frauenheim in Wengern, fahre die Feuerwehr ohnehin in verstärkter Form. Von Photovoltaik­anlagen oder Beatmungs-WGs habe die Feuerwehr aber keine Verzeichnisse, auch danach war gefragt worden. Der Appell des Feuerwehrchefs an die Bewohner: Grundsätzlich sollten sie mit Schildern die Feuerwehr auf besondere Gefährdungen aufmerksam machen.

Zehn neue Fahrzeuge sind aktuell geplant, aber bei den aktuellen Lieferzeiten ist längst nicht klar, ob alle wie gewünscht kommen werden. Beim Thema Drohnen wolle Wetter zunächst einmal Zurückhaltung üben und auf Einheiten aus Nachbarstädten zurück greifen, bei Einsatzfahrzeugen mit Elektroantrieb sollen größere Städte voran gehen. Anderen Kommunen voraus könnte die Feuerwehr Wetter aber bei der Mitgliederentwicklung sein: In zehn Jahren ist die Zahl der aktiven Feuerwehrleute von 120 auf 150 gestiegen. Für Ralf Tonetti ist das ein Zeichen, „dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Dass es trotzdem in einzelnen Einheiten noch personelle Lücken gebe, habe mit der Struktur der Feuerwehr in Wetter zu tun. Sie ist sehr dezentral.

Den Vorschlag, Lücken doch vielleicht durch ein „Abwerben“ in andere Einheiten zu schließen, verwarf Tonetti. Eine Fahrt quer durch die Stadt zum Einsatzort mache wenig Sinn. Auch und vor allem mit Blick auf das Schutzziel 1.

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