Wetter. Wer auf Parkplätzen des Daily-Supermarktes parkt, ohne einzukaufen, riskiert ein Knöllchen. Doch die beauftragte Firma schießt übers Ziel hinaus.
Einen ganzen Packen Knöllchen zieht Johannes Stüwe aus der Schublade. Der Inhaber des Daily-Supermarktes weiß, wovon die Rede ist, als die Lokalredaktion nach verärgerten Kunden wegen einiger Knöllchen fragt. Und erklärt, warum sich die Situation aktuell wohl zuspitzt.
Stellplätze gehören zum Geschäft
Vorab stellt Johannes Stüwe klar: „Es handelt sich um unsere Parkfläche, also um sechs Stellplätze an der Hausseite, die zum Geschäft gehören. Die haben wir mit gepachtet, und was wir damit tun, ist unsere Sache.“ Um die Stellplätze für Kunden frei zu halten, die oft von Anwohnern blockiert würden, habe er sich auf die Suche nach einem Dienstleister begeben, der die Parkraumbewirtschaftung übernimmt, so Stüwe. Nach Rücksprache mit seinem Hauptlieferanten Edeka sei er auf die Firma Parkvision gestoßen: „Die waren hier, haben das mit den Kameras und der Gesichtserkennung erklärt. Demnach wird, wenn man parkt, das Kennzeichen aufgenommen und die aussteigende Person erkannt. Wenn diese Person nicht innerhalb der ersten fünf oder zehn Minuten von der Innenkamera erkannt wird, dann wird von deren System ein Parkproblem ausgelöst und Mitarbeiter checken das. Sprich: Wenn jemand parkt, dann aber nicht zu uns ins Geschäft, sondern zum Bäcker geht, wird er nicht erkannt. Es handelt sich dann um einen Parkverstoß aufgrund der AGB, die draußen zwei Mal am Parkplatz, einmal am Gehweg und einmal direkt neben dem Eingang hängen.“ Kosten für einen solchen Parkverstoß: 40 Euro. „Das ist ein stolzer Preis. Das hatten wir uns auch anders vorgestellt“, sagt der Geschäftsinhaber mit Verweis darauf, dass das Geld an die Firma gehe. Zumal es auch mal 37 Euro und sogar mal 50 Euro waren.
Vertrackte Situation
Deswegen sei er froh, dass er nur einen Jahresvertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen habe. „Aber wahrscheinlich dauert es länger, bis alles demontiert ist. Und bei Edeka haben wir erfahren, dass es in anderen Städten ähnliche Probleme mit der Firma gibt“, so Johannes Stüwe. Denn nicht nur die unterschiedlich hohen „Knöllchen“-Beträge sorgten für Ärger bei der Kundschaft, sondern auch noch folgende vertrackte Situation: Wenn Kunden parken und dann nicht durch den regulären Eingang, sondern durch die oft ebenfalls offen stehende Ausgangstür ins Geschäft hinein gehen, weil sie etwa nur ein Paket abholen möchten, gibt es dafür ein Knöllchen. Denn die Kamera kann sie nicht erkennen. „Wenn ich Kunden darauf hinweise, zeigen manche keine Einsicht, kommen aber hinterher zu mir und beschweren sich. Einige Kunden haben uns sogar damit gedroht, dass sie uns schlechte Bewertungen im Internet geben würden, wenn wir das nicht ändern“, berichtet Johannes Stüwe. Und fährt fort: „Wir können das aber nicht ändern, das kann nur die Firma.“ Und die sei entweder nicht zu erreichen oder reagiere nicht auf Anschreiben.
Rückmeldung bleibt aus
„Wir haben der Firma vorgeschlagen, den Winkel der Kamera zu ändern, nachdem wir festgestellt hatten, dass die nur an der Eingangstür filmt. Dazu gab es keinerlei Reaktion“, berichtet Stüwe. Und dabei scheine das Unternehmen durchaus nicht immer korrekt zu arbeiten, wie er festgestellt habe: Am 12. und 13. April etwa habe Parkvision 18 bzw. 19 Parkverstöße festgestellt, die nicht hätten aufgeschrieben werden dürfen. „Die Kunden waren alle hier im Laden und haben hier eingekauft, unter anderem auch mein Vater“, sagt Stüwe und zeigt den Kassenbeleg seines Vaters. Andere Kunden hätten ihm zum Beweis ihre Kassenzettel oder Kontoauszüge gezeigt. „Ich habe das der Firma am 26. Juni gemeldet, aber trotz zweimaliger Erinnerung bislang keine Rückmeldung bekommen. Das ist eindeutig nicht rechtens“, so der Stüwe, der mit dieser Situation sehr unzufrieden ist: „Wir hätten das gerne anders. Es ist für die Kunden und für uns nervig. Wir sind gewillt, alles aufzuklären oder abzumildern, aber wir kriegen es nicht hin. Bei einem Kunden haben sie Anfang des Jahres mal mit sich verhandeln lassen, danach gab es keine Chance mehr. Die gehen auch nicht darauf ein, dass man einen Kassenzettel hat“, so Stüwe, der etwa 15 Kunden wegen des Knöllchen-Ärgers verloren hat. „Wir haben übrigens auch alle schon Knöllchen bekommen, obwohl unsere Kennzeichen hinterlegt sind.“
Stellungnahme bleibt aus
Trotz mehrmaligen telefonischen Kontakts und schriftlicher Bitte der Lokalredaktion um Stellungnahme zu den obigen Vorwürfen hat das Unternehmen Parkvision auch eineinhalb Wochen nach der ersten Nachfrage nicht geantwortet.
Kündigung längst verschickt
„Zum Glück haben wir nur einen Zwölf-Monats-Vertrag mit Parkvision abgeschlossen“, sagt Johannes Stüwe.Er habe den Vertrag zur Sicherheit dennoch schon vor vielen Wochen fristgerecht zum Ablauf des Monats September per Einschreiben gekündigt.Eine Reaktion darauf ist laut Johannes Stüwe bis jetzt nicht bei ihm angekommen.Zudem habe er der Firma eine Frist gesetzt, innerhalb derer sie Kameras, Schilder und anderes Material von seinem Geschäft entfernen solle.