Herdecke. Fusion der Sparkasse HagenHerdecke mit Lüdenscheid: Der heimische Vorstand erklärt Vorteile und kündigt an, die Immobiliennutzung zu überprüfen.

Der Beziehungsstatus zwischen der heimischen Sparkasse mit ihrem Hauptsitz in Hagen und den Herdeckern gilt gewissermaßen als kompliziert. Die Fusion mit Lüdenscheid dürfte auch nicht zur Annäherung beitragen. Doch sowohl Lokalpolitiker als auch der Vorstand des Geldinstituts sehen viele Vorteile in dem Zusammenschluss mit dem sauerländischen Verbund (Schalksmühle, Halver und Herscheid), wie Vorsitzender Frank Walter und Vorstandsmitglied Frank Mohrherr betonen.

Die Fusion

Rund 320.000 Einwohner wohnen im neuen Geschäftsgebiet der Sparkasse an Volme und Ruhr mit fünf Kommunen. Das Kreditinstitut betreut hier als Marktführer, wie es Walter und Mohrherr betonen, etwa 155.000 Privatkunden. Vor diesem Hintergrund sei der Herdecker Anteil mit fast genau neun Prozent an der neuen Großsparkasse schon bemerkenswert, zumal dieser zuvor im Konstrukt mit Hagen 12,8 Prozent betrug. „Wir müssen ja die Interessen der Träger berücksichtigen, die ihre Ansprüche formulieren, wonach wir einen entsprechenden Beitrag für den kommunalen Haushalt leisten sollen“, sagt Frank Walter. „Und unser Aufsichtsgremium fordert, dass wir Schwarze Zahlen mit unserem Geschäftsmodell und ohne Risiko schreiben sollen.“

Zwei Fusionen in sechs Jahren – Mohrherr blickt ohne Sorge auf den erneuten Zusammenschluss, zumal die heimische Sparkasse 2021 im Verbandsgebiet am zweitbesten abschnitt und kerngesund nun noch größer werde. „Was die Zahl der Konten anbetrifft, konnten wir einen Zuwachs vermelden, auch auf Seiten der jungen Leute.“ Im Rückblick sei auch 2016 die Hagener „Übernahme auf Augenhöhe“, wie es damals hieß, richtig gewesen. „Wir haben auch den Herdecker Vermögensanteil, also das Eigenkapital, erhöhen können und wären auf Dauer zu klein, also nicht überlebensfähig gewesen“, so Mohrherr.

„Veränderungen gehören nun mal in unsere Zeit. Und in dem großen Verbund können wir nun auch über Spezialisten-Teams nachdenken, die zum Beispiel Stiftungen, Freiberufler oder bei Erbnachlässen als Experten beraten.“ Als starkes Institut lasse sich manch ein Unternehmen wegen des größeren Kreditvolumens besser gewinnen, intern lasse sich zudem manches sozial besser abfedern. Gleiches gelte für Kosten und Herausforderungen wie die vielzitierte Regulatorik. „Jede dritte Sparkasse im Verbandsgebiet befindet sich in Fusionsgesprächen oder hat die gerade beendet. Das zeigt den Druck, der auch aus der Politik kommt“, meint Walter, der im Zusammenhang mit Zinsen auf bessere Zeiten für Banken ab 2024 hofft.

Folgen für Kunden und Stadt

Für Herdecker Kunden ändere sich jetzt durch die Fusion nichts, auch das Sponsoring für Vereine gehe wie gewohnt weiter. Die jüngst auch im Rat geäußerte Kritik an der heimischen Sparkasse habe Mohrherr überrascht. „Wir beschäftigen in Herdecke vergleichsweise viel Personal und unterhalten vier Automaten-Standorte. Hinzu kommt hier jährlich rund eine Million Euro an Gewerbesteuern, Sponsoring und Spenden zugunsten der Allgemeinheit. Ich finde, die Leistungen unseres Hauses können sich hier gerade im Sinne der Bürgerschaft sehen lassen, mir fehlt da teilweise die Anerkennung.“ Im Vergleich zu früher könne es je nach Uhrzeit in der Hauptstelle Stiftsstraße schon mal zu Wartezeiten kommen, oft gelangen Kunden aber auch direkt zum Schalter oder Ansprechpartner.

Zusammensetzung des Vorstands

Der Vorstand der neuen Sparkasse an Volme und Ruhr besteht übergangsweise aus fünf Mitgliedern, perspektivisch sollen es eines Tages drei sein. Frank Mohrherr gilt dort als Herdecker Vertreter, obwohl er früher lange für die Sparkasse Hagen gearbeitet hat. Er ist verantwortlich für das gesamte Privatkundengeschäft im neuen Verbund, zudem für Eigenanlagen und das Depot. „Daher werde ich auch einige Male nach Lüdenscheid fahren.“

Nach der Zusage der Aufsichtsbehörden soll es die Sparkasse an Volme und Ruhr offiziell ab dem 31. August geben, die Fusion soll vermögensrechtlich rückwirkend zum 1. Januar erfolgen. Frank Walter: „Hier haben zwei Sparkassen zueinander gefunden, die sich hervorragend ergänzen.“

Walter betont unterdessen, dass die Sparkasse über Herdecke nichts aus dem Füllhorn ausschütten könne, sondern die Gesamtsituation der Bank berücksichtigen müsse. „Und beim Verhältnis Kunden gegenüber Geschäftsstellen steht Herdecke im Vergleich sehr gut da.“

Geschäftsstelle Stiftsstraße

Im Fusionsvertrag hat jede Kommune einen Standort als Garantie erhalten. In Herdecke gilt diese bis 2027 für die Hauptstelle Stiftsstraße (derzeit ein Ort für Schulungen und Sitz der Marktfolge), wobei im gesamten Gebiet an Volme und Ruhr aktuell keine Schließung anstehe. Gleichwohl habe die Bedeutung von Geschäftsstellen in Zeiten der Digitalisierung für viele an Bedeutung verloren. „Wir wollen den Kundenkontakt nicht beschränken. Auch wegen Homeoffice sinkt aber unser Raumbedarf. Über unser Flächenmanagement überlegen wir, was wir benötigen und wie wir mit Gebäudekosten umgehen“, so Walter. Nicht vor 2025 könne es zu Veränderungen in Sachen Eigentum, Miete oder Vermietung kommen, auch der leerstehende Anbau in der Stiftsstraße sei dabei im Fokus. „Das bedarf auch politischer Debatten.“

Filiale in Ende

Das Ende der Dauerpräsenz von Mitarbeitern in der Filiale am Westender Weg hat – wie berichtet – viel Kritik hervorgerufen. Doch das neue Modell mit telefonischer Terminabsprache vorab funktioniere, wie Frank Mohrherr mit Zahlen belegen will. Der dort bestens bekannte Berater Klaus Jakob habe im Juni insgesamt sechs Arbeitstage (entweder komplett oder halbtags) im umgebauten Pavillon am Dorfplatz verbracht. Für einen fünfstelligen Betrag hatte die Sparkasse dort neue Räume gestaltet und will den bis 2031 gültigen Mietvertrag erfüllen. Eine Standort-Garantie für Ende fehlt im aktuellen Fusionsvertrag, diese gab es 2016 beim Zusammenschluss von Herdecke mit Hagen.

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„Letztlich bestimmen Kunden durch ihr Verhalten, was mit einzelnen Standorten passiert“, sagt das Vorstands-Duo. „Und vielleicht wollen ja auch andere Berater wie zum Beispiel unsere Firmenbetreuer mal ein Zimmer am Westender Weg für Gespräche mit Kunden nutzen.“