Herdecke/Edertal. Am Koepchenwerk Herdecke soll der Schrägaufzug für Personen reaktiviert werden. Tipps dazu gab es nun an der Peterskopfbahn am Edersee in Hessen.

Mit dem Adjektiv „spektakulär“ sollten Journalisten vorsichtig umgehen. Doch genau dieses Wort charakterisiert ein mögliches Ergebnis und Erlebnis, wenn sich am Herdecker Koepchenwerk die alte Standseilbahn reaktivieren ließe und diese eines Tages Besucher vom Hengsteysee hinauf zum Ruhrhöhenweg befördert. Zumal dort oben im Ardeygebirge eine beeindruckende Aussicht hinüber ins Sauerland Gäste anlocken dürfte.

Die Stadt Herdecke, die dieses Projekt gemeinsam mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur als Eigentümerin des Denkmals zur Internationalen Gartenbauausstellung 2027 umsetzen möchte, hatte vor einiger Zeit eine erfreuliche Rückmeldung einer Fachfirma erhalten. Ja, der alte RWE-Lastenzug, der früher Material und lange auch Personen bis zum sogenannten Schieberhaus transportierte, lässt sich neben den markanten Rohren wieder in Gang setzen. Tenor: Technisch machbar, aber nicht einfach und schon eine Herausforderung am Hang.

Fahrt zu Becken eines Kraftwerks

Auch die Arbeitsgemeinschaft (AG) Koepchenwerk unterstützt diese Bestrebungen. Vorsitzender Peter Gerigk und Matthias Hartmann als Schatzmeister des Vereins unternahmen kürzlich mit dem städtischen Planungsamtsleiter Daniel Matißik sowie Peter Pollinger (Projektverantwortlicher der Industriedenkmal-Stiftung) eine interessante Erkundungs-Tour. Sie fuhren nach Hessen an den Edersee, wo die Peterskopfbahn 290 Höhenmeter überwindet und Ausflügler vom Ufer hinauf zu den Oberbecken von Pumpspeicherkraftwerken bringt. Bei Lesern mit Herdecker Kenntnissen müsste es sofort klingeln, handelt es sich dort doch um ähnliche Voraussetzungen wie hier am Hengsteysee. An beiden Orten befinden sich unter anderem Treppen neben dem elektrischen Seilzug.

Im Ergebnisbericht über diese Standseilbahn zum Nationalpark Kellerwald-Edersee stellten die vier neugierigen Gäste aus dem Ruhrgebiet sowohl Parallelen als auch Unterschiede fest. Die Peterskopfbahn stand (im Gegensatz zur RWE-Ausführung) niemals still und überwindet mit 917 Metern eine deutlich längere Strecke als ihre potenzielle Schwester am Koepchenwerk. Laut Betriebsleiter Mathias Biederbeck habe wiederum eine Standseilbahn am Walchenseekraftwerk eine vergleichbare Größe mit dem Herdecker Modell.

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Während hier am Hengsteysee Besucher über das RWE-Werksgelände zum Schrägaufzug gelangen würden, erreichen Gäste auf einem öffentlichen Weg die Talstation am Edersee. 1983 wurde die Peterskopfbahn für touristische Zwecke umgestaltet. Vor 20 Jahren erfolgte eine grundlegende Sanierung inklusive Erneuerung der elektrischen Steuerung und Modernisierung der Kabine für rund 450.000 Euro.

Zu beachten: Der Zugang zur Bahn ist nicht barrierefrei, Biederbeck halte das „auch für schwer machbar“. Auch die Mitnahme von Fahrrädern stelle eine individuelle Herausforderung dar. Weiterer Hinweis des Peterskopf-Verantwortlichen: Eine Standseilbahn benötige eine Betriebsleitung, diese Person könne diesen Job auch als Teilzeitkraft angehen und brauche unter anderem (gesetzlich vorgeschrieben) eine Stellvertretung, für die aber auch Ehrenamtler infrage kommen können.

Kombiticket für Bahn mit Führung

Im Gespräch mit den Gästen gab Biederbeck einige Tipps. Er könne sich vorstellen, dass zumindest an Wochenenden ein Kombipreis für zehn oder zwölf Euro (Standseilbahnticket inklusive Führung im Koepchenwerk) gut ankomme. Zudem nannte er Ideen und Ansprechpartner, um womöglich eine finanziell recht preiswerte Reaktivierung des Herdecker Schrägaufzugs umsetzen zu können. Wichtig wäre dafür eine Kosten-Nutzen-Analyse und eine clevere Ausschreibung seitens der Stadt. „Eventuell ist die Anfrage direkt beim Hersteller von Seilbahnsteuerungen mit dessen auszuführenden Planungen günstiger als die komplette Ausschreibung und Bauüberwachung mittels eines Ingenieur-Büros.“

Automatische Steuerung und mehr zur Technik

Die Kabine der Standseilbahn zum Peterskopf hat zwei Führerstände, die berg- und talseitig angeordnet sind. Je nach Fahrtrichtung ist der jeweilige Führerstand zu benutzen. Die Steuerung der Bahn geschieht hauptsächlich automatisch, das Abbremsen am Fahrtende wird über Magnetschalter neben der Schiene gesteuert.

Sollte die Bahn mal unterwegs liegen bleiben, steigen die Fahrgäste aus und gehen über die Betontreppe hinunter zur Talstation.

Die Geschwindigkeit dieser Bahn, die mit einem Anhänger für notwendige Materialtransporte ausgestattet werden kann, beträgt 1,5 Meter pro Sekunde.

Als der Betriebsleiter sich Fotos von den vorhandenen RWE-Wagen für die Fahrten ins Ardeygebirge ansah, bezeichnete er diese Transportmittel für einen Saisonbetrieb wie am Edersee als „restaurierungsfähig und ausreichend“. Auf jeden Fall müssten Fachleute aber die Fliehkraftbremse erneuern. Auch die Nachrüstung einer Mitnahmemöglichkeit für Fahrräder halte Biederbeck für machbar.

Fazit der Besucher: Dieser intensive Austausch habe „viele Anregungen für die Wiederinbetriebnahme der Standseilbahn am Koepchenwerk gebracht“.