Herdecke. Die obere Hauptstraße in Herdecke soll beim Hochwasserschutz helfen. Was sich noch alles damit verknüpfen ließe

Geteilte Flächen sind gewonnener Platz. Nach diesem Motto ist die untere Hauptstraße zwischen Café Wenning und Beginn der Fußgängerzone gestaltet worden. Nach diesem Motto soll jetzt auch im oberen Bereich der Hauptstraße der schmale Straßenraum möglichst optimal genutzt werden. Mit ihrem Vorstoß zum Ausbau der Hauptstraße haben CDU, Grüne und FDP aber noch mehr im Sinn.

Bislang kein Blickfang

Peter Stahlberg von den Grünen ist extra mit dem Fahrrad zum Pressetermin gekommen. An manchen Stellen ist der Bürgersteig gerade mal so breit wie ein Lenker. „Der Platz ist nicht vermehrbar“, weiß die frühere Stadtplanerin und heutige CDU-Stadtverbandsvorsitzende Doris Voeste. Aber der Platz kann geschickter genutzt werden. Patrick Wicker, dem Fraktionschef der CDU im Rat, dient die untere Hauptstraße als Muster. Nur wo Bushaltestellen sind, gibt es dort noch einen erhöhten Bordstein. Ansonsten sind alle Übergänge bewusst gleitend. In einem gemeinsamen Antrag der drei Parteien ist das als „Shared-Space-Prinzip“ benannt: Radfahrer können sich aussuchen, ob sie am Rand dicht an den Schaufenstern entlang fahren oder doch mutig auf dem Bereich, den sie sich mit Autofahrern teilen müssen. Die wiederum müssen nicht nur auf Radfahrer achten, sondern immer damit rechnen, dass sie sich ihre Verkehrsfläche auch schon mal mit Fußgängern teilen müssen.

Barrierelose Übergänge für alle Nutzer: Die untere Hauptstraße in Herdecke soll Modell sein für die Neugestaltung der oberen Hauptstraße
Barrierelose Übergänge für alle Nutzer: Die untere Hauptstraße in Herdecke soll Modell sein für die Neugestaltung der oberen Hauptstraße © Klaus Görzel

Eine höhengleiche Nutzung der gesamten Verkehrsfläche, ein neuer Belag für die Fahrbahn – das ist natürlich auch etwas für die Optik. Patrick Wicker räumt ein: „Bisher war die obere Hauptstraße nicht gerade das schönste Gesicht von Herdecke.“ Mehr Grün soll das ändern. Bäume mit großen Kronen schweben den Vertretern der Koalition vor. Auch ein Beitrag zum Klimaschutz könnten diese sein. Die Auswirkungen der Erderwärmung und die damit verbundenen Wetterkapriolen erklären auch den politischen Vorstoß zum jetzigen Zeitpunkt: Weil der Herdecker Bach die Wassermassen nicht aufnehmen konnte, drangen die Fluten in Häuser ein und überspülten die Straßen. Deshalb wird jetzt in Herdecke der Bau eines Stauraumkanals unter einem Teil der oberen Hauptstraße überlegt. Im entscheidenden Bereich könnte der Kanal zusätzliche Wassermassen aufnehmen und ableiten. Und da macht es aus Sicht von CDU, Grünen und FDP Sinn, den Stauraumkanal und den Ausbau der Straße parallel zu planen.

Bürger sollen einbezogen werden

Die drei Parteien wünschen, dass der Umbau der oberen Hauptstraße nicht auf die lange Bank geschoben wird. Ihr Antrag soll Ende Mai in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Bauen, Planen und Verkehr behandelt werden.

Vieles ist auch darüber hinaus noch zu klären. Etwa das Prinzip der Schwammstadt. Die Idee: Wie ein Schwamm soll der entsprechend verbaute Untergrund starke Wassermassen aufnehmen können. Und schon jetzt ist den Antragstellern klar: Möglichst bald sollen die Anwohner in die Überlegungen einbezogen werden, ihre Straße deutlich aufzuwerten.

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