Herdecke. Beim ersten Bücherflohmarkt in Herdecke waren Kinder- und Jugendbücher der Renner. Das passte zum Alter der jungen Trödler an den Ständen.

Gleich neben den Kindern aus Büllerbü und Pippi Langstrumpf liegt die kleine Hexe – die Klassiker der Kinderliteratur von Astrid Lindgren und Otfried Preußler sind nicht gerade der Renner bei der Bücherflohmarkt-Premiere der Herdecker Bürgerstiftung am Samstagvormittag auf dem Ender Dorfplatz. Oftmals stammen sie aus dem Fundus von Eltern, die ihren Nachwuchs beim Buchverkauf unterstützen. Denn auf Tapeziertischen und Picknickdecken, Holzkisten und Bollerwagen, Stühlen und Höckerchen haben zumeist Kinder und Jugendliche all die Leseschätze ausgebreitet, von denen sie sich trennen wollen. Und das sind nicht selten interaktive Bücher aus der Tiptoi-Reihe oder auch Ninjago-Hefte.

Die Großeltern

Den Welttag des Buches hatte die Bürgerstiftung zum Anlass genommen, erstmals einen solchen Büchertrödel zu veranstalten – niederschwellig, ohne Anmeldung und ohne Gebühr. Das Wetter spielte mit, und so säumten den Platz zwischen Sassella und Sparkasse immerhin rund 20 kleine Stände mit Lesestoff für jede Altersgruppe – wenn auch die Kinderliteratur eindeutig den Schwerpunkt bildete. Interessiert ließ sich Flohmarktbesucherin Barbara Wuttke von Sandra Heckstein erklären, was das Besondere an den Bildermaus-Büchern ist, die ihre Tochter Emilia (8) zum Verkauf anbot.

Barbara Wuttke (rechts) ist bei Emilia (8) fündig geworden und hat ein Buch für ihre Enkelin gekauft. Emilias Mutter, Sandra Heckstein (links) ist zur Unterstützung dabei.
Barbara Wuttke (rechts) ist bei Emilia (8) fündig geworden und hat ein Buch für ihre Enkelin gekauft. Emilias Mutter, Sandra Heckstein (links) ist zur Unterstützung dabei. © WP | Elisabeth Semme

„Sie eignen sich ideal zum Lesenlernen. Der Text, den Eltern daraus vorlesen, führt immer zu einem Bild, das das Kind dann auch sieht und auf diese Weise schon Mitlesen kann“, so Sandra Heckstein. Da musste Barbara Wuttke nicht mehr lange überlegen und nahm das Buch gleich für ihre Enkelin mit. Sehr zur Freude von Emilia, die in einer Stunde sieben Bücher verkaufen konnte. Mutter Sandra fand überdies Lob für den Flohmarkt: „Heute ist ja Welttag des Buches, und ich finde es schön, einen ganzen Tag nur Büchern zu widmen. Ich finde auch diese Veranstaltung hier gut, weil sie dazu beiträgt, dass man das Buch wertschätzt.“

Die Kinder

Mit Elternunterstützung waren auch die Brüder David (10) und Lukas (12) zum Flohmarkt gekommen. Bei ihnen gingen besonders die interaktiven Bücher aus der Licht-an-Reihe wie Im Reich der Dinosaurier, Nachts auf der Baustelle oder Nachts in Höhlen und Grotten. David zeigte, wie kleine Leser mit Hilfe einer zum Buch gehörenden magischen Taschenlampe aus Papier unter dunklen durchsichtigen Folien gezielt etwa Dinosaurier oder andere Tiere und Szene „beleuchten“ können. Was sonst noch gut ging? „Ninjago-Hefte und Tiptoi-Bücher“, so sein Bruder Lukas.

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Eigens aus Wetter war Pia Maranca mit ihrem Sohn zum Herdecker Bücherflohmarkt gekommen. „Wir haben allerdings fast mehr gekauft als verkauft“, meinte die Wetteranerin lachend. Diese Bilanz fiel bei Standnachbarin Henrike Nockemann ganz anders aus: „Wir haben schon mehr als die Hälfte unserer Bücher vorwiegend an Kinder und Großeltern verkauft und nehmen tatsächlich ein paar leere Kisten wieder mit nach Hause.“

Der Tierschutzverein

Als gute Möglichkeit, den heimischen Tierschutzverein mal wieder ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger zu rücken, hatte sich Vorsitzende Claudia Horn mit einem Büchertischchen auf dem Flohmarkt positioniert: „Unsere Bücherecke hat sich in den letzten zwei Jahren sehr gefüllt, weil es ja auch keine Veranstaltungen gegeben hat. Deswegen habe ich diese Gelegenheit sofort wahrgenommen. Und die Bücher gehen gut weg. Ich bin zufrieden.“ Sagte es und half „Kundin“ Monika Säcker beim Verstauen; denn die hatte gleich drei Exemplare erstanden.

Die Bürgerstiftung

Einen durchaus zufriedenen Eindruck machte auch Annette Brincker, Vorsitzende der Bürgerstiftung, wenngleich sie noch Luft nach oben sowohl bei der Zahl der Trödler als auch beim Publikum sah. „Für den Anfang ist es in Ordnung. Wir könnten uns vorstellen, diesen Bücherflohmarkt jährlich zu machen. Aber sowas muss sich vielleicht auch erst etablieren“, so ihre Einschätzung. Aber, so betonte sie: „Wir werden nicht aufhören, das Buch ins Scheinwerferlicht zu rücken, denn Lesen ist der Schlüssel zur Bildung. Genau da setzen wir an und leisten dazu unseren Beitrag in Herdecke.“ Sie beobachte, dass es Kindern viel Spaß mache, eigene Bücher abzugeben und ein paar Meter weiter andere zu kaufen. „Das erfüllt auch noch den Gedanken der Nachhaltigkeit“, so Annette Brincker, die übrigens ebenfalls einen kleinen Stand aufgebaut hatte, an dem sie mit weiteren Stiftungsmitgliedern aussortierte Bücher aus der Stadtbücherei anbot: „Die ersten haben wir verschenkt, aber jetzt geben wir sie gegen eine Spende ab, sonst machen wir den anderen Trödlern ja das Geschäft kaputt.“

Die Bürgerstiftung Herdecke

Die Bürgerstiftung Herdecke wurde 2007 als gemeinnützige Stiftung von Herdecker Bürgerinnen und Bürgern gegründet.

Rund 120 Stifter legten ein Grundkapital von 150.000 Euro zusammen.

Mit einer Spende von 100.000 Euro gab die Werner Richard-Dr. Carl Dörken Stiftung einst entscheidende Starthilfe und unterstützt seit Oktober 2015 mit weiteren jährlichen 10.000 Euro die Projektarbeit der Bürgerstiftung Herdecke.

Dabei sind die durch Satzung bestimmten Schwerpunkte Kinder + Jugend, Umwelt + Natur sowie Wir für Hier.