Wetter. Zwei ehemalige Verwaltungsgebäude und zwölf Wohnungen richtet die Stadt aktuell für Geflüchtete her. Laut Sozialamtsleiter eine Mammutaufgabe.

150 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine registrierte die Verwaltung bis Mittwoch,12 Uhr. Eine Momentaufnahme, denn das Geschehen sei sehr dynamisch, sagte Sören Noll. Eine DIN-A-4-Seite hatte dem Sozialamtsleiter wohl kaum ausgereicht für den Sachstandsbericht Ukrainehilfe, den er am Mittwochabend den Mitgliedern des Ausschusses für Soziales, Gleichstellung und öffentliche Ordnung vortrug. Die wiederum zeigten sich beeindruckt von dem, was die Verwaltungsmitarbeiter diesbezüglich bereits gestemmt haben und noch stemmen werden, um geflüchteten Menschen zu helfen.

THW hilft beim Küchenaufbau

Die Verteilung beziehungsweise Unterbringung der Geflüchteten sei zum großen Teil privat erfolgt, lediglich 59 Personen würden in städtischen Unterkünften untergebracht. „Und auch diese Zahl ist sehr dynamisch. Jeden Tag kommen neue Personen zu uns, von denen manche auch schon hier in Wetter leben“, so Sören Noll weiter. Das Gebäude- und Immobilienmanagement ertüchtige aktuell die ehemaligen Verwaltungsgebäude in der Wilhelmstraße für 35 Personen und in der Bornstraße für bis zu 58 Menschen – allesamt kleinere Familienverbände. Die Unterkunft in der Wilhelmstraße werde zuerst fertig; dort könnten am Freitag bereits erste Personen einziehen.

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„Das war eine Mammutaufgabe“, so Noll. Innerhalb von vier Wochen sei die Ausstattung durch die Stadt mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks Wetter (THW) erfolgt – inklusive Aufstellung von Duschcontainern. Der Kontakt zum THW sei auch deswegen erfolgt, weil die Stadt zwar Küchen eingekauft habe, aber die würden eben nicht aufgebaut, sondern in Einzelteilen verpackt angeliefert. „Der Aufbau ist heute angelaufen, und bis zum Wochenende werden die Helfer zwölf Küchen in Wohnungen und in der Wilhelm- und Bornstraße“, so Sören Noll. Auch die Herrichtung der ehemaligen Grundschule Schmandbruch für 26 Personen sei „in der Mache“.

Zwölf Wohnungen angemietet

Neben den Unterbringungsmöglichkeiten in den ehemaligen Verwaltungsgebäuden sei es der Stadt zudem gelungen, zwölf Wohnungen anzumieten. Für acht dieser Wohnungen seien jedoch Wohnberechtigungsbescheinigungen erforderlich, die die Geflüchteten bekommen würden, um dann auch die Mietvertrage abschließen zu können. Weitere 16 frei werdende Wohnungen stünden noch in Aussicht. Viele Gegenstände kaufe die Stadt ein, und auch das Lager sei gut gefüllt, „aber bei der Verteilung hoffen wir wieder auf die Hilfe des THW“.

Auf Nachfrage von Wulf Bernecker (FDP), ob denn die Stadt auch bei Eigentümern von Ferienwohnungen und in der Eggeklause nachgefragt habe, gab Bürgermeister Frank Hasenberg an: „Die Besitzer von Ferienwohnungen haben wir sofort angeschrieben, und zur Eggeklause würden wir Kontakt aufnehmen. Wir haben schon viele Unterkünfte realisiert, haben Infrastruktur gekauft und angemietet. Wir haben das alles auf der Agenda, wir sind gut aufgestellt.“ Nils Roschin (SPD) wollte wissen, wie viele Kinder unter der Geflüchteten aus der Ukraine seien und wo nun weitere Flüchtlinge etwa aus Syrien untergebracht würden. „Aktuell sind das eher afghanische Ortskräfte, die Wohnungen zugewiesen bekommen. Bei den anderen Geflüchteten müssen wir schauen, dass es kompatibel ist. Aus der Ukraine kommen vorrangig Frauen und Kinder, die wir nicht mit alleinstehenden Männern zusammenbringen können“, so Sören Noll. Aber, so betonte er, die Verwaltung habe bei vielen Wohnungen, die in den vergangenen Jahren angemietet wurden, darauf geachtet, dass es von der Personenkonstellation her passe. Zur Zahl der geflüchteten Kinder berichtete Fachbereichsleiterin Margot Wiese: „Auch diese Zahl ist dynamisch. Aktuell sind es 25 Kinder im Kita-Bereich und 30 im Schulbereich. Einige Kinder sind auch schon in Schulen in Wetter angekommen.“

Keine Vorlaufzeit

Monika Arntzen (Grüne) lobte das bislang von der Verwaltung Geleistete und fragte, wie lang denn die Vorlaufszeit zur Aufnahme von Geflüchteten sei und ob die Stadt weiterhin Spenden über das eigens eingerichtete Konto benötige. Sören Noll: „Wir erfahren es, wenn sie bei uns im Gebäude stehen. So ist das komplette Team des Sozialamtes ist aktuell mit Anträgen beschäftigt. Aber das Antragswesen ist recht einfach; dann bekommen die Menschen einen Barscheck für die Erstversorgung mit Lebensmitteln. Wichtig ist, dass sie schnell eine Steuer-ID bekommen, damit sie ein Konto eröffnen können und darüber alles Weitere läuft.“ In Bezug auf Geldspenden erklärte Margot Wiese: „Das Spendenkonto besteht weiterhin, und ja, wir freuen uns über weitere Spenden.“

Vereine engagiert

Yvonne Eisenblätter („großartig, was da schon geleistet wurde“) von der SPD wollte wissen, ob das Geld vor Ort in Wetter verwendet werde und ob weitere Hilfe und wenn ja, in welcher Form, benötigt werde. Sören Noll versicherte, dass die Spenden in Wetter bleiben und verwies auf ein Netzwerk an Helfern, das sich schnell rekrutiert habe und wo auch schon erste Deutschkurse angeboten würden. Zudem engagierten sich Vereine wie Wir in Wetter und auch der Kinderschutzbund sehr stark: „Aber die können weiter alle Hilfe gebrauchen." Die Technik und hier insbesondere der Google-Übersetzer sei aktuell ein Segen, so dass jeder ein bisschen mithelfen könne. Abschließend ergänzte Noll: „Die Geflüchteten erfahren große Unterstützung aus der ukrainischen und russisch-sprechenden Community.“

Geldspenden weiter erwünscht

Die Stadt Wetter arbeite bei der Koordinierung von Wohnraum, den Bürger zur Verfügung stellen mit der Internetplattform www.unterkunft-kraine.de zusammen.

Dahinter steckt ein Zusammenschluss nachhaltiger Organisationen, die eine „solidarische Zivilgesellschaft“ unterstützen. Initiatoren sind Lukas Kunert (elinor GmbH) und Falk Zientz (GLS Bank). Die Koordination hat die gut.org gAG übernommen. Anliegen sei der Bau einer sicheren, langfristigen und partnerschaftlichen Lösung für geflüchtete Unterkunftssuchende.

Wer für Geflüchtete hier vor Ort in Wetter spenden möchte: Die Daten für das Spendenkonto bei der der Stadt Wetter (Ruhr) lauten: BIC: WELADED1GEVIBAN; DE07 4545 0050 0000 0000 75, Verwendungszweck (bitte immer angeben) 05.03.04.414802

Wer für ein gezieltes Projekt (z.B. Finanzierung Sprachkurs) spenden möchten, möchte dies dann im Verwendungszweck ergänzen.