Wetter/Herdecke. Derzeit werden vor allem Kleidung, Spielzeug und Hygieneartikel benötigt. Doch die Hilfsbereitschaft geht noch weiter.
Der Schock über den Angriffskrieg, den Russlands Präsident Putin gegen die Ukraine führt, sitzt bei vielen Menschen tief. Doch die damit verbundene Schockstarre weicht nun dem Tatendrang. So haben sich einige Wetteraner zusammen getan und organisieren nun unter anderem eine Spendenaktion, Hilfsangebote soll es auch au Herdecke geben.
„Ich habe am Wochenende Michael Hagemann getroffen, und er hat erzählt, wie tief betroffen er und seine Familie sind. Wir haben dann überlegt, wie wir helfen können“, erläutert Andreas Fieberg, Mitorganisator der Aktion. „Ich hatte schon seit Donnerstag überlegt, wie wir helfen können, und nach einer unruhigen Nacht war mir klar, dass wir als erstes Spenden sammeln müssen“, erzählt Hagemann. Die beiden Nachbarn schlossen sich zusammen und überlegten, wie alles organisiert werden könnte. Mitstreiter waren schnell gefunden.
Paul, Peter und Jürgen Vorberg waren mit im Boot und stellten Räume in Volmarstein zur Verfügung. Der zentrale Abgabeort soll in der alten Gaststätte an der Hauptstraße neben Elektro Jüdith sein. Dort soll nun Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 16.30 bis 20 Uhr gesammelt werden. Wichtig dabei: Nicht alles wird gebraucht. „Da vor allem Mütter und Kinder geflohen sind, brauchen wir keine Herrenkleidung. Uns geht es um Kleidung für Frauen und Kinder, Spielzeug, Decken und Hygieneartikel“, so Fieberg.
„Die Geflüchteten konnten teilweise nur eine Tasche mitnehmen und stehen nun mit ihren Kindern vor dem Nichts. Man kann sich das nicht vorstellen, dass sie an der Grenze ihre Männer zurückschicken und alleine fliehen mussten, weil die Männer nicht aus der Ukraine rausdürfen“, meint Fieberg und kämpft dabei hörbar mit seiner Stimme.
Offen verpacken
Wer Sachen Spenden möchte, der sollte diese offen verpacken, denn die Spenden werden mit einem Inhaltsverzeichnis versehen, damit die Ukrainer direkt wissen, was sich in den Kisten befindet und die Sachen gezielt verteilen können. Um sicherzustellen, dass die Hilfsgüter auch da ankommen, wo sie hingehören, haben die Wetteraner Kontakt zur Dortmunder Sammelstelle aufgenommen, die wiederum hat den Kontakt zum Düsseldorfer Generalkonsulat. „Wir werden die Hilfsgüter also erstmal nach Düsseldorf bringen“, erläutert Fieberg. Von dort aus wird weiterverteilt. Doch die Organisatoren haben bereits weitergedacht.
„Wenn Geflüchtete zu uns kommen, brauchen sie Unterkünfte. Die Familien müssen betreut werden und brauchen Hilfen im Alltag, beispielsweise bei Übersetzungen“, zählt Fieberg auf. Positive Eindrücke sollen vermittelt werden, nach allem was die Geflüchteten bis zu ihrer möglichen Ankunft in Wetter durchgemacht haben werden.
Nach einem Aufruf in den Sozialen Medien, gab es bereits am Montagmorgen eine riesige Resonanz. „Die Nachbarschaftshilfe will uns unterstützen. Die FDP überlegt, ihr Parteibüro im Bismarckquartier als Sammelstelle zur Verfügung zu stellen. Auch der SuS Volmarstein hat im Hinblick auf die geflüchteten Kinder angeboten, dass diesen vielleicht ein Sportangebot gemacht werden kann“, zählt Fieberg auf. Und damit endet die Hilfsbereitschaft nicht. Während des kurzen Fototermins am Nachmittag melden sich auf seinem Handy weitere Menschen, die helfen wollen. Darunter auch jemand, der seine Hilfe als Betreuer und Übersetzer anbietet. „Die Spedition Garthe aus Volmarstein hat sich zudem angeboten, Hilfsgüter zur polnisch-ukrainischen Grenze zu fahren und, wenn nötig, auch Familienangehörige von Wetteranern aus den Lagern dort abzuholen“, berichtet Fieberg.
Aktion entwickelt sich weiter
Hagemann und er wollen zudem gucken, ob sie die Stadt Wetter miteinbeziehen können. „Vielleicht können wir unsere polnische Partnerstadt Turawa involvieren, damit wir Hilfsgüter nur bis dahin bringen müssen und sie von dort weiterverteilt werden können“, erklärt Fieberg einen möglichen Ansatz. Alles stecke momentan noch in den Kinderschuhen, aber dafür, dass die Organisatoren erst seit zwei Tagen in der Planung steckten und sich vieles noch entwickeln müsse, sind sie schon weit gekommen.
Auch in der Nachbarstadt Herdecke sind einige Hilfsmaßnahmen geplant. Die Sozialdemokraten organisieren ein Spendenaktion. Gespendet werden sollen ausschließlich Hygieneartikel wie zum Beispiel Duschgel, Zahnpasta, Pampers, Seife, Zahnbürsten, Tampons, feuchte Tücher, Desinfektionsmittel etc. Die Spenden können am kommenden Donnerstag zwischen 10 und 13 Uhr während der Marktzeit im Parteibüro der SPD in der Fußgängerzone, Hauptstraße 44 abgegeben werden.
Ein weiterer Vorstoß kommt derweil von Dr. Anne Lukas, Hautärztin aus Herdecke. Sie denkt nach der Soforthilfe noch einen Schritt weiter: „Es ist wahrscheinlich nur eine Frage von Tagen, bis die ersten ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland eintreffen. Natürlich ist es gut und sinnvoll, Sachen in die Ukraine und nach Polen zu senden. Aber wir könnten uns doch vorbereiten und in den Startlöchern stehen, wenn es um Spenden und deren Verteilung für in Deutschland angekommene Flüchtlinge geht. Auch diese werden erstmal das Nötigste zum Leben benötigen“, meint sie.