Wetter. Der Brotkorb ist auch in der Pandemie stets gut gefüllt. Sogar für Bedürftige, die sich vegan ernähren, sagen Barbara Holland und Dieter Ullrich.

Von Hochwasserschäden wie in Herdecke ist der Brotkorb Wetter verschont geblieben. Und auch die Pandemie hat dem Laden für bedürftige Menschen – abgesehen von der Schließung im ersten Lockdown – bislang nicht geschadet. Im Gegenteil: Es sind neue „Lieferanten“ hinzugekommen, so dass die Brotkorb-Kunden stets gut mit Lebensmitteln versorgt werden können. Blumen und Nagellack, Kerzen und Katzenfutter gibt es oft noch obendrein. Die Lokalredaktion hat mit der Vorsitzenden Barbara Holland und Gründungsmitglied Dieter Ullrich gesprochen.

Was hat sich durch Corona im Brotkorb verändert

Dieter Ullrich Wir hatten, wie alle anderen Geschäfte auch, im ersten Lockdown geschlossen. Ende Mai 2020 konnten wir unter strengen Auflagen wieder öffnen. Das heißt, nur wir Ehrenamtlichen sind zur Öffnungszeit im Geschäft. In der Regel sind wir zu dritt. Die Kunden dürfen nicht rein. Sie bekommen die gepackten Körbe durch die bodentiefe Fenstertür angereicht. All diese Regeln wurden mit dem Ordnungsamt abgesprochen.

Wer gehört aktuell zu ihren „Lieferanten“, also zu den Geschäften, bei denen Sie Lebensmittel und andere Waren abholen, die nicht mehr verkauft werden?

Barbara Holland Wir holen regelmäßig Lebensmittel beim Bio-Bauern Niermann in Herdecke, beim Cap-Markt in Volmarstein, bei Kaufland und Lidl ab. Der Daily aus Alt-Wetter ist neu dazugekommen, ebenso wie die Volmarsteiner Filiale der Vollkorn-Bäckerei Niemand, deren Filiale in Kirchende uns schon lange Brot und andere Backwaren gibt. Auch Rossmann ist dazu gekommen; von denen bekommen wir zum Beispiel Katzenfutter, Geschenkpapier, Hygieneartikel wie Slipeinlagen und Kondome oder auch CDs.
Dieter Ullrich Wenn in der Drogerie bestimmte Farben auslaufen, das Sortiment umgestellt wird oder Saisonware ausgetauscht wird, geben sie die Sachen ab. Letztens haben wir Nagellack und Lidschatten bekommen, und auf einmal brauchten sogar einige unserer männlichen Kunden Nagellack (schmunzelt).

Barbara Holland Rossmann packt alles in eine große Kiste, die wir dann freitags vor unser Ladenlokal stellen. Jeder Kunde kann sich zwei Teile aussuchen; denn es soll ja am Ende gerecht zugehen und für alle reichen. Zumal manche erste später kommen.

Hat es denn in der Vorweihnachtszeit auch für den Brotkorb-Verein Bescherungen gegeben?

Dieter Ullrich Auf jeden Fall. Von Lidl gab es Blumen, Weihnachtsdeko und Adventsgestecke, die Neuapostolische Gemeinde in Wengern hat uns Sach- und Geldspenden überreicht. Karen Buchholz hat wieder mit ihrer Kauf-eins-mehr-Aktion für den Brotkorb gesammelt, und eine ältere Dame hat uns zwei Paletten mit Nikoläusen gebracht. Aus all diesen Spenden haben wir Weihnachtstaschen gepackt mit Kaffee, Nudeln, Hygieneartikeln, Weihnachtsplätzchen, Süßigkeiten und vielem mehr. In letzter Zeit bekommen wir übrigens zunehmend auch vegane und glutenfreie Lebensmittel.

Haben Sie dafür Abnehmer?

Dieter Ullrich Ja schon. Ausländische Kunden, die kein Fleisch essen, nehmen die veganen Sachen. Und wir haben unter unseren Kunden auch solche mit Glutenunverträglichkeit.

Wie organisieren Sie die Abholung?

Barbara Holland Dieter Ullrich und ich fahren jeden Tag. Montags und mittwochs kleine Runden, dienstags und donnerstags große Runden. Unterstützt werden wir donnerstags und freitags von Ina Krechter.

Aber mit dem Abholen der Waren ist es ja nicht getan...

Barbara Holland Nein, wir kontrollieren jeden Tag und sortieren faule oder schimmelige Lebensmittel aus. Dieter Ullrich ist bis mittags immer gut beschäftigt. Außerdem helfen uns weiterhin Robert Sarnazki und Karola Gerhardt. Und Margarete Gise ist eine echte Perle. Sie putzt Fenster, Regale, einfach alles.

Hat sich die Pandemie auf die Anzahl der Kunden ausgewirkt?

Dieter Ullrich Eigentlich nicht; die Zahl ist in etwa gleich geblieben. Nur einige wenige neue sind hinzugekommen, und einige unserer Stammkunden sind auch verstorben. Viele unserer Kunden kommen übrigens aus Wengern. Wenn es am Ersten Geld gegeben hat, kommen weniger. Gegen Ende des Monats ist die Hütte dann voll – im übertragenen Sinne gemeint. Wir haben aber auch Saisonkunden, die nicht kommen, wenn es kalt ist.

Bleiben denn eigentlich auch im Brotkorb noch Lebensmittel übrig? Und wenn ja, was passiert damit?

Barbara Holland Übrig gebliebenes Brot etwa nimmt eine Wohngruppe in Wengern. Oder es wird getrocknet und dann an Schweine des Frauenheims verfüttert. Schlecht gewordenes Gemüse holt eine Bäuerin aus Hattingen für ihre Hühner ab, so dass fast alle Lebensmittel verwertet werden und wir kaum Abfälle haben.

Das Erbe von Inge Holland, der 2018 verstorbenen und unvergessenen Brotkorb-Gründerin, scheint also in allerbesten Händen...

Barbara Holland Ja, das ist es. Das Bild meiner Schwiegermutter hängt noch immer in unserem kleinen Laden. Und manchmal bringe ich ihr ein paar Blumen aus dem Brotkorb zum Grab.
Dieter Ullrich Wir haben Inge versprochen, dass wir weitermachen. Und genau das tun wir hier auch.

Der Brotkorb

Der Brotkorb, Gartenstraße 30, öffnete erstmals im September 2009. Die Wohnstättengenossenschaft stellt das Ladenlokal mietfrei zur Verfügung.

Menschen in finanziell schwieriger Lage können sich dort gegen einen symbolischen Betrag von einem Euro mit Lebensmitteln für den täglichen Bedarf eindecken.

Inge Holland, Politikerin, Schiedsfrau und vielfältig ehrenamtlich engagiert, gründete den Brotkorb-Verein und war bis zu ihrem Tod 2018 Vorsitzende.

Dieter Ullrich ist Gründungsmitglied und seit 2009 ununterbrochen ehrenamtlich im Einsatz.

Der Brotkorb öffnet nach der Winterpause wieder am Freitag, 14. Januar, von 10 bis 12 Uhr.

Heike Neuhaus von der Nachbarschaftshilfe Wetter hilft aktuell bei der Erstellung eines Internet-Auftritts.