Wetter/Herdecke. In Restaurants und Gaststätten in Wetter und Herdecke gibt es Absage auf Absage. Auch für die Weihnachtstage bröckelt es.

Zwei Mal hat Nikola Babic für das letzte Wochenende einen Strich durch eine Reservierung gezogen. Zwei ausgefallene Weihnachtsfeiern – das sind zusammen 80 Gäste weniger als erhofft. Seniorchef Babic hat das kommen sehen und wirkt gefasst. Anderswo macht sich Resignation breit.

Weihnachtsfeiern sorgen auch im Bistro Panorama in Herdecke für ein volles Haus und ein gutes Geschäft. In normalen Jahren. Nach dem Lockdown zum vorigen Advent schlägt nun auch in diesem Winter Corona voll durch. Dabei sind Feiern im Freundeskreis ja aktuell nicht verboten. Aber die Menschen haben Angst, sagt Ali Basakli, Betreiber des Bistros. Vor allem das ältere Publikum habe abgesagt.

Die Einbußen sind gewaltig. 40 Prozent Absagen hat es im Westfälischen Hof bislang gegeben, überschlägt Nikola Babic. Das trifft ihn hart, sagt er. Klar war da im Sommer die Hoffnung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft. Aber so ganz getraut hat Babic der Lage nicht: „Ich habe mir schon gedacht, dass es so kommen wird, dass die Zahlen im Winter wieder hoch gehen werden.“ So ein schlechtes Jahr hat die Gastronomie noch nie gehabt, erinnert er sich an die Monate des Lockdowns. Aber er zeigt sich auch dankbar für die Hilfe vom Staat, der ein Überleben ermöglicht hat.

Nach Anfangsproblemen war die staatliche Unterstützung da, bestätigt auch Veronika Riepe vom Zweibrücker Hof in Herdecke. Und doch möchte sie nicht wieder so viele Beschäftigte in Kurzarbeit schicken müssen. Normalerweise füllen sich in der Vorweihnachtszeit die Reservierungslisten, und Anrufer wollen höchstens wissen, ob sie nicht doch noch dazwischen rutschen können. Seit anderthalb Wochen klingelt das Telefon aber immer öfter, weil eine Feier abgesagt werden soll. Nur gelegentlich ist mal eine Anfrage dazwischen.

Ausliefern als Alternative

Im August und September sei das Geschäft so gut gelaufen im Zweibrücker Hof. Freizeitgäste als Ergänzung im Hotelbetrieb, und auch wieder Tagungen. Alle Video-Konferenzen dieser Welt haben sie doch nicht völlig überflüssig gemacht. Dann die Anmeldungen für Firmenfeiern in der Vorweihnachtszeit. Und nun ziehen viele Unternehmen zurück. Die gedrückte Stimmung bei Veronika Riepe ist zu spüren: „Seit letzter Wochen fliegen die Stornierungen nur so rein. Es ist eine Katastrophe.“ Buchungen über die Weihnachtstage selbst sind noch nicht so betroffen.

Sabine Schepers von Schepers Margarethenhöhe in Volmarstein hat es da härter getroffen. Das Restaurant hat am 1. Weihnachtstag geöffnet. Noch ist dieser Tag ausgebucht. Aber das ändert sich täglich, sagt Sabine Schepers: Dauernd gibt es Absagen. Die Oma will doch nicht über die Feiertage kommen. Die ältere Tante setzt sich angesichts der Inzidenzen nicht mehr in den Zug. Die Familie bleibt doch lieber daheim als einen Tisch unter 80 Gästen zu belegen. Noch kann Sabine Schepers auf eine Warteliste zurück greifen, wenn mal wieder fürs Fest abgesagt wird.

Vor wenigen Wochen war sie noch so guter Dinge gewesen: Das Reservierungsbuch füllte sich wie von selbst. Die Margarethenhöhe war dicht für die besonderen Wochen vor Weihnachten. Und dann standen Weihnachtsfeiern plötzlich auf dem Prüfstand bei den Unternehmen. Jetzt sagen Abteilungen ihre Feiern oder ganze Firmen ab. Aus Vorsicht, wie Sabine Schepers sagt: die Mitarbeiter sollen sich nicht anstecken. Den Firmen mit ihren Absagen folgten die Vereine. Höchstens noch ein paar private Turngruppen zeigten sich „ganz tapfer“, so die Chefin der Margarethenhöhe. Folge fürs Auftragsbuch: zwei Feiern stehen noch drin, rund 20 sind gestrichen.

Veronika Riepe ist auf der einen Seite froh, dass es die ein oder andere Tagung auch jetzt noch geben wird, selbst wenn viele abgeblasen worden sind. Auf der anderen Seite stellt sie fest: „Das kann sich wirtschaft nicht rechnen“. Die Auslastung muss höher sein, damit etwas zum Verdienen bleibt.

Fehlende Einnahmen durch das Ausbleiben der Feier-Gäste will Sabine Schepers durch mehr Außer-Haus-Verkauf ausgleichen. Schon im vorigen Winter hat das geholfen. Sie sagt: „Das Bestellformular im Internet ist wieder aktiv gestellt und wird zusehens angenommen.“

Druck am ersten Weihnachtstag

Sabine Schepers nimmt zur Kenntnis, dass viele sich nicht mehr raus trauen aus dem Haus. Wenn an Weihnachten das Restaurant trotzdem voll sein sollte und dann dazu kräftig ausgeliefert wird, dürfte es allerdings noch mal richtig eng werden.

2G plus ist ein Ausweg

Nur in seltenen Fällen hatte Ali Basakli vom Bistro Panorama in Herdecke Gäste, die ein aktuelles Testergebnis vorzeigen mussten. „99 Prozent meiner Gäste sind geimpft“, sagt er.

Aus Furcht von möglichen Ansteckungen auch unter Geimpften wird jetzt öfter auch auf geimpft oder genesen und dazu aktuell getestet gebaut.

Veronika Riepe vom Zweibrücker Hof hält das bei Tagungen und Feiern durchaus für einen guten Weg.

Sie hat allerdings Zweifel, „ob sich die normalen Restaurant-Gäste für ein Schnitzel einen Test holen werden.“

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