Wetter/Herdecke. So viel Briefwahl war noch nie. Wie Wetter und Herdecke sich auf die Rekord-Nachfrage zur Bundestagswahl eingestellt haben.
Seit Jahren schon verbindet die Seniorin vom Herrentisch den Wahlgang mit Besorgungen in der Stadt. Auch das junge Pärchen hinter ihr wählt nicht zum ersten Mal vorab. Alle drei Kabinen sind besetzt, was auch daran liegen mag, dass das Briefwahlbüro im Herdecker Ratssaal nach Mittag gerade erst wieder aufgemacht hat. Aber auch allgemein zeichnet sich ab, dass der Anteil der Brief- und Vorabwähler alle Rekorde schlägt.
In Wetter an den Grenzen der Möglichkeiten
Die Nachfrage bei der Briefwahl ist „viel höher als sonst“, heißt es aus dem Rathaus in Wetter, „auch noch mal mehr als bei der letzten Kommunalwahl.“ In Herdecke ist das an absoluten Zahlen nachlesbar: Waren es bei der Bundestagswahl vor vier Jahren 5745 Wählerinnen und Wähler, die Briefwahl machten, liegen aktuell in Herdecke knapp 7500 Anträge vor. Nimmt man die Zahl der Erststimmen bei der Bundestagswahl von 2017, liegt Herdecke mit den Briefwahlanträgen nur knapp unter der Hälfte aller abgegebenen Stimmen.
Bundesweit ist der Trend ausgemacht worden, dass viele Menschen die Briefwahlunterlagen beantragt, aber noch nicht abgegeben haben. „Ja, das ist auch in Wetter so“, lautet die Bestätigung. In Herdecke „kann hierzu keine Einschätzung vorgenommen werden.“
Bereits bei der Kommunalwahl im vorigen Jahr ist in Herdecke die Anzahl der Briefwahlvorstände für den Wahltag von vier auf sechs erhöht worden. Auch die Personenzahl in den Briefwahlvorständen wurde jetzt noch einmal erhöht. Ergebnis: „Im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 werden pro Briefwahlvorstand nach aktueller Prognose somit sogar weniger Briefe zu öffnen sein“, heißt es in der Antwort der Stadt Herdecke auf Fragen der Redaktion zur Wahl. Räumlich seien die Briefwahlvorstände ebenfalls schon im vorigen Jahr in Klassenräume verlagert worden, so dass diese mehr Platz haben.
Das Briefwahlbüro in Wetter wird aus dem Bestand der Verwaltung bestritten „und ist gut besetzt“. Es sei aber besonders zu Beginn an seine Grenzen gestoßen, so Jens Holsteg, Pressesprecher der Stadt Wetter: „Mit Freischaltung des Web-Wahlscheins gingen an einem Wahlwochenende über 1000 Anträge über dieses Portal ein.“
Wer übrigens mit dem Absenden des Wahlscheins zögert, weil er nur für Erst- oder Zweitstimme einen Favoriten hat: Eine korrekt abgegebene Stimme auf einem Wahlzettel ist gültig, auch ohne weiteres Kreuz, so die Stadt Herdecke.
Zu wenig Stimmen im Wahllokal?
In anderen Städten wird zum Teil befürchtet, dass wegen der hohen Briefwahlquote die Stimmabgabe in den Wahllokalen so weit zurück geht, dass die Untergrenze unterschritten wird, die eine Anonymität garantiert.In Wetter ist klar, dass „im unwahrscheinlichen Fall“ die Stimmen mit einem anderen Wahllokal vermischt werden.