Wetter. Das Landgericht in Hagen befasst sich derzeit mit dem Vorwurf der brutalen Vergewaltigung gegen einen 28-Jährigen Mann aus Wetter.

„Das war so schrecklich.“ – Im Fall eines 28-Jährigen, der eine Bekannte Ende 2017 in Wetter brutal vergewaltigt haben soll, steht es Aussage gegen Aussage. Nachdem der Angeklagte am ersten Verhandlungstag vor dem Hagener Landgericht seine Unschuld beteuerte, wurde nun sein mutmaßliches Opfer gehört. Die 23-Jährige bestätigte ihre Vorwürfe gegen ihn.

Rückblende: Ende Juli begann der Prozess gegen den 28-Jährigen. Ihm wird zur Last gelegt, die junge Frau kurz vor Weihnachten 2017 in seiner damaligen Wohnung in Wetter trotz massiver Gegenwehr zu sexuellen Handlungen genötigt zu haben. Er bestritt jegliche Gewaltanwendung, sprach von einvernehmlichem Verkehr und davon, dass sie ihn gelassen habe. Auch verwies er darauf, dass sie von Heirat gesprochen habe – was er abgelehnt habe. Passend dazu habe am gleichen Tag noch eine Frau angerufen, die sich als Mutter der 23-Jährigen ausgegeben und gefordert habe: „Heirat oder Polizei.“ Darüber hinaus legte er dem Gericht Screenshots von WhatsApp-Nachrichten vor, die von der jungen Frau stammen sollen. Darin war unter anderem die Rede davon, dass sie bereue, was sie ihm angetan habe oder auch die Information zu lesen, dass sie ihre Anzeige zurückgenommen habe. Fakt ist, dass sie die Anzeige tatsächlich noch Ende 2017 zurücknahm (wir berichteten).

Jetzt wurde das Verfahren mit der Zeugenaussage der 23-Jährigen fortgesetzt. Sie schilderte im Detail und durchaus emotional, was sich an dem Dezembertag in seiner Wohnung ereignet haben soll. Er habe sie über Stunden in seinem Zimmer eingesperrt, habe sie vergewaltigt, obwohl sie ihn angefleht habe: „Bitte mach so etwas nicht mit mir.“

Danach habe sie sich dreckig gefühlt, habe Angst gehabt und sogar über einen Suizid nachgedacht. Sie leide noch heute unter dem Erlebnis. „Mein Kopf akzeptiert noch immer nicht, was mir passiert ist.“ Ganz anders der Angeklagte aus ihrer Sicht: „Jemand hat mir etwas Schlimmes angetan und lebt sein Leben ganz normal.“ Die Anzeige habe sie nur zurückgenommen, weil ihr alles zu viel geworden sei. Den Gegen-Vorwurf des 28-Jährigen, etwas aus seiner Wohnung gestohlen zu haben, stellte sie ebenso in Abrede wie die WhatsApp-Nachrichten. „Ich habe das nicht geschrieben“, beteuerte sie.

Auf die Frage des Gerichts nach ihrer damaligen Handynummer erklärte sie, sich daran nicht mehr erinnern zu können. Was Zeitangaben und Details zum Tatablauf betraf, gab es in ihren Aussagen damals bei der Polizei und nun vor Gericht einige Widersprüche, die sie mit dem Zeitablauf begründete. Ihre Gynäkologin betonte derweil in einer schriftlichen Aussage, dass die junge Frau „völlig verstört“ gewesen sei, als sie sie untersucht habe. Derweil sprach der damalige Mitbewohner des Angeklagten in seiner Aussage davon, dass er nur Gerede und Gelächter aus dem Zimmer des 28-Jährigen gehört habe – kein Geschrei oder Weinen. Und das, so die Überzeugung des 41-jährigen Wetteraners, hätte er im Fall einer Vergewaltigung doch hören müssen.

Eine frühere Freundin des mutmaßlichen Opfers erinnerte sich indes daran, wie ihr die 23-Jährige von den Übergriffen berichtet habe. Sie habe ihr noch an dem Tag berichtet: „Ich habe richtig geweint. Meine Kleidung war kaputt.“ Die Zeugin erklärte aber auch, dass sich die junge Frau eine Beziehung mit dem 28-Jährigen gewünscht habe.

In der kommenden Woche wird das Verfahren fortgesetzt. Dann soll eine weitere Freundin der möglichen Geschädigten gehört werden. Diese Zeugin war bereits für den zweiten Verhandlungstag geladen, fehlte allerdings ohne Entschuldigung. Auf ihre Aussage kann nicht verzichtet werden: Sie begleitete die 23-Jährige offenbar, als die damals Anzeige erstattete und sie war es augenscheinlich auch, die bei dem Angeklagten anrief, sich als Mutter der jungen Frau ausgab und ankündigte: „Heirat oder Polizei.“