Volmarstein. Miethühner und ein SB-Hofladen: Auf Hof Hinnebecke in Volmarstein können sich Kunden individuell Eier abholen und Kartoffeln im Automaten ziehen.
Sommerferien und Urlaubszeit. Also fährt vertretungsweise Peter Striebeck zum Hof Hinnebecke, öffnet dort einen Kasten und nimmt Eier heraus. „Seit einem Jahr hat meine Tochter hier ein Miethuhn. Die Ei-Qualität ist gut, der Ablauf unkompliziert“, sagt der Kunde aus Grundschöttel und freut sich auf das Frühstück.
Seit Sommer 2020 läuft das Erfolgsmodell Miethühner am Volmarsteiner Hof Hinnebecke von Familie Beckmänning. Die kennen viele über den Weihnachtsbaum-Verkauf an der Stadtgrenze von Wetter und Gevelsberg. Den wollen die Landwirte auch dieses Jahr fortsetzen, wobei der Betrieb an der B234 noch mehr zu bieten hat. Laut Hinweisen an der Bundesstraße gibt es hier Eier und Kartoffeln. Wenn vor allem Stammkunden aus der nahen Umgebung (das Einzugsgebiet geht bis Dortmund) auf das Gelände fahren, steuern sie direkt auf den ausgeschilderten Hofladen zu.
Dabei handelt es sich um einen kleinen SB-Hofladen. Heißt: Eine Selbstbedienung ist rund um die Uhr möglich. Auch nachts könnten Kunden Kartoffeln in Abfüllmengen von bis zu fünf Kilogramm kaufen, größere Mengen auf Vorbestellung. Das trifft zu gegebener Zeit auch auf das Rindfleisch zu. Senior-Chef Hans-Jörg Beckmänning schaut regelmäßig nach den 20 Tieren, die derzeit auf einer Weide in Albringhausen stehen. Zur Schlachtung führt der Weg dann nach Waltrop, ab September können Interessierte am Hof Hinnebecke nach Fleisch fragen.
Dort hat Nils Beckmänning viele Aufgaben übernommen. Der 21-Jährige hat kürzlich die Gesellenprüfung bestanden und setzt seine Ausbildung zum Landwirt ab Herbst mit einem Studium in Soest fort. Auf dem Familienanwesen in Volmarstein, zu dem auch gepachtete Acker der Evangelischen Stiftung gehören, kümmert er sich vorwiegend um die Hühner und den Anbau von Mais, Weihnachtsbäumen oder Kartoffeln. Als Erdäpfel wachsen Annabella, Lara, Belana und Gunda wachsen auf den Feldern. „Wir haben auch mal Süßkartoffeln ausprobiert, das war aber zu aufwendig“, so der Junior-Chef, der täglich tatkräftige Unterstützung von seinen Schwestern Stina (17) und Paula erhält. „Corona hat uns noch mal neue Kunden beschert, die Leute achten seit der Pandemie noch stärker auf die Herkunft der Lebensmittel“, sagt die 19-Jährige, die gerade ihr Abitur bestanden hat.
Individuell bestellen
Vorbestellungen für größere Mengen Kartoffeln oder bald Rindfleisch-Pakete können Kunden auf verschiedenen Wegen einreichen. Etwa über Zettel im Briefkasten oder auf Ansprache direkt am Hof an der Schwelmer Straße 43, telefonisch unter 02335-963404, per E-Mail an hjb@hof-hinnebecke.de oder via Facebook.Familie Beckmänning bewirtschaftet fast 50 Hektar Land und baut auch Gemüse an. Mit einem Milchviehbetrieb in Gevelsberg besteht seit ungefähr vier Jahren eine Kooperations-Partnerschaft: Dorthin geht Mais, im Gegenzug gibt es Getreide für den Hof Hinnebecke.Weitere Informationen zu den Miethühnern oder demnächst zum Verkauf von Weihnachtsbäumen wie Fichten und Nordmanntannen gibt es im Internet (auf www.hof-hinnebecke.de).
Auch Mutter Iris Reschop hilft beim Sortieren der Eier mit. Das übernimmt im Wesentlichen eine Maschine, ehe letzte Handgriffe anstehen. Zudem schaut die Familie regelmäßig nach, wie es den fast 300 Miethühnern und dem eigenen Federvieh geht. Drei Stallmobile mit jeweils 340 Plätzen für diese Tiere gehören zum Hof. „Ein Huhn pickt ungefähr 10.000 Mal am Tag, also müssen wir auch für entsprechend Futter sorgen“, sagt Iris Reschop.
Die Anfänge des Verkaufs
Früher haben Hans-Jörg Beckmänning und seine Frau eine Schubkarre hingestellt, aus der sich Kunden Kartoffeln nehmen konnten. Prinzip Vertrauenskasse. Witterungsbedingt sahen die Lebensmittel nach einigen Stunden aber nicht mehr ganz so frisch aus. Also umdenken. Vor eineinhalb Jahren bauten sie die Scheune um und richteten unter einem Dach einen zugänglichen Raum mit Regalen ein, ein Kühlschrank mit Zahlenschloss folgte. „Wir haben dann noch lange nach einem Automaten gesucht, der wie am Bahnhof funktionieren sollte“, berichtet Iris Reschop und kündigt an, dass dieser demnächst noch weitere Fächer erhalten wird. „Das System funktioniert und wird gut angenommen, auch wenn es zu Beginn viele Fragen der Kunden gab.“
Ganz ohne Personal geht es aber auch bei dem Automaten nicht. Einmal täglich füllt jemand von der Hoffamilie nach dem Sortieren die Boxen mit frischen Produkten auf. Miethuhn-Kunden haben ein Jahr lang einen festen Abholtag für ihre sechs oder acht Eier. „Manche geben ihnen auch Namen wie Trudi oder Dotti“, sagt Iris Reschop. Nach zwölf Monaten erhalten sie ihr freilaufendes Tier als Suppenhuhn, damit anschließend eine neue Generation der robusten Rasse Lohmann-Brown aus Ostwestfalen in den mobilen Stall einziehen kann. „Den müssen wir dann von Grund auf reinigen und desinfizieren“, so Nils Beckmänning.
Weitere Pläne: In Kürze will Familie Beckmänning auch wieder Produkte für die Marktschwärmerei Herdecke/Wetter anbieten. Und im nächsten Jahr soll es zur Saison wieder einen Erdbeerstand eines Kooperationspartners auf Hof Hinnebecke geben.