Ende. Beratung nur nach Vereinbarung: Die Sparkasse HagenHerdecke verteidigt ihren Beschluss, die Filiale Kirchende in einen SB-Standort umzuwandeln.
Nein, Wortbruch lässt sich der Sparkasse HagenHerdecke nicht vorwerfen. Ende März teilte sie auf Anfrage mit, dass sie am Standort Kirchende festhalte und es dort weiterhin ein Beratungsangebot geben werde. Nach der Verwaltungsratssitzung in dieser Woche hieß es, dass die Geschäftsstelle am Westender Weg 3b künftig als SB-Standort erhalten bleibe und Kunden nach entsprechender Vereinbarung Termine vor Ort erhalten können.
Wer gedacht hatte, dass an bestimmten Tagen Sparkassen-Mitarbeiter zu festgelegten Uhrzeiten Gespräche anbieten, darf sich getäuscht fühlen. Auch in der Nebenstelle im größten Stadtteil Herdeckes spart das heimische Kreditinstitut Kosten. Schon vor Wochen verkündete die Bank aber, dass sie aufgrund veränderter Verhältnisse die in Ende angemietete Fläche reduzieren wolle, „da die derzeitige Größe der Räumlichkeiten nicht mehr dem Kundenbedarf entspricht.“
Fusionsvertrag aus 2016 im Blick
Wissenswert: Laut Fusionsvertrag der Sparkassen Herdecke und Hagen aus 2016 muss am Standort Ende eine Individualkundenberatung bestehen bleiben. Die aktuelle Entscheidung verstößt nicht gegen diese Vorgabe. All das ist auch im Kontext zu betrachten. Das Kreditinstitut schließt sechs Filialen in der Volmestadt. Wieso? „Die Stichworte Niedrigzinsphase, Digitalisierung, Demografie sowie Regulierung des Bankenmarktes sind teils bereits langanhaltende und prognostiziert auch noch lange bestimmende Themen, denen sich kein Marktteilnehmer entziehen kann“, verweist der Vorstand auf die Gesetze des Marktes, die Einschnitte im Filialnetz erfordern. „Würde die Sparkasse HagenHerdecke versuchen, sich diesen Trends zu entziehen, wäre ein verlässlicher Partner, der seit nunmehr 180 Jahren an der Seite und zusammen mit den Bürgern sowie der regionalen Wirtschaft agiert, zukünftig unter erheblichem Druck.“
Anders gesagt: Die Online-Nutzungsquote steige, mehr als 60 Prozent aller Privatkunden der Sparkasse nutzen demnach inzwischen den Service im Internet. Oder rufen ihre Bank an, diesbezüglich gab es ein Plus von 30 Prozent 2020 im Vergleich zum Vorjahr (ca. 1250 Kunden täglich). Das bedeute: Das Kundenaufkommen in den klassischen Geschäftsstellen habe gerade wegen der permanenten Verfügbarkeit digitaler Technik deutlich spür- und sichtbar abgenommen. Frank Mohrherr, als Vorstandsmitglied zuständig für den Privatkundenmarkt, ergänzt: „Wer möchte, kann sich Bargeld von uns auch diskret nach Hause bringen lassen.“
Der Vorstand weist zudem auf die neue Unterscheidung zwischen Service- und Beratungszeiten hin. Letztgenannte habe die Sparkasse mit 9 bis 19 Uhr (Montag bis Freitag) „noch einmal deutlich ausgeweitet. Wir kommen hiermit den Bedürfnissen und Wünschen unserer Kunden nach“, heißt es auf Anfrage der Lokalredaktion. „Sollten wir nun am Standort Kirchende lediglich eingeschränkte Beratungszeiten anbieten, würde das den Bedarf einzelner Kunden treffen, die genau diese Zeiten wahrnehmen können. Mit dem Angebot, in Ende nach Vereinbarung Beratungsgespräche mit den ‘bekannten Gesichtern’ anzubieten, können wir deutlich flexibler reagieren.“
Fläche deutlich reduzieren
Die Sparkasse möchte nach derzeitigem Stand ihre Fläche im Gebäude am Westender Weg von aktuell rund 410 Quadratmetern um etwa zwei Drittel reduzieren. Vorstellbar sei der Erhalt von ein oder zwei Beratungsräumen, je nach technischen Voraussetzungen und Abstimmungen mit dem Vermieter. An den vorhandenen SB-Angeboten im Foyer ändere sich nichts.
Weitere Veränderungen
Ab dem 14. Juni gibt es bei der Sparkasse Beratungen wochentags von 9 bis 19 Uhr. Die Servicezeiten in der Hauptstelle Herdecke an der Stiftsstraße sind dann: Montag bis Mittwoch 9 bis 12 sowie 14 bis 16 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr, Freitag und Samstag nur vormittags.Weitere Neuerung ab 1. Juli: Firmenkunden erhalten den gleichen Telefon-Service wie Privatkunden. „Business“-Berater stehen wochentags von 8 bis 19 Uhr für Anfragen zur Verfügung.
Die langjährigen Beraterinnen und Berater, die bislang in Kirchende agierten, stehen Kunden zukünftig in der Herdecker Hauptstelle Stiftsstraße zur Verfügung (eine Beraterin habe sich intern erfolgreich auf eine andere Stelle beworben).
Die Bank werde auch künftig die strategische Ausrichtung stets überprüfen und den äußeren Einflüssen entsprechend anpassen. „Für Geschäftsstellen, an denen das Kundenaufkommen abnimmt oder Service- und Beratungsangebote durch ein geändertes Nutzungsverhalten nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind, wird die Sparkasse HagenHerdecke auch zukünftig Veränderungen in Erwägung ziehen.“