Herdecke. Wenn Geschäfte bald wieder öffnen, sollen in Herdecke Gastgeber und Kunden die Luca-App gratis nutzen können. Schlüsselanhänger als Alternative.

Der Corona-Inzidenzwert entwickelt sich in die richtige Richtung – nach unten. Immer mehr öffnen sich damit Perspektiven für Gewerbetreibende, um bald wieder ihre Geschäfte auch in Herdecke aufschließen zu können. Die Debatte um Lockerungen läuft. Ein wichtiger Baustein für künftige Begegnungen von Geschäftsleuten und Kunden soll die Luca-App sein.

In Herdecke haben daher die Werbegemeinschaft um Vorsitzende Kirsten Deggim und die Stadtverwaltung ein gemeinsames Vorgehen vereinbart. Nachdem der Ennepe-Ruhr-Kreis – wie berichtet – einen Kooperationsvertrag mit dem Entwickler dieser Anwendungssoftware unterzeichnet hat, kann in der Region schon bald der Startschuss erfolgen. „Das Ziel dieser App ist, Kontakte auf digitalem Wege schneller und sicherer nachverfolgen zu können“, sagt Dennis Osberg. Der Beigeordnete und Kämmerer der Stadt betont direkt, dass es für niemanden einen Zwang gebe, sich das entsprechende Programm auf das Handy laden zu müssen. „Dahinter steckt eigentlich die Idee, weg vom Papier zu kommen. Aber natürlich kann jeder diese Art und Weise weiter nutzen.“

Nutzung ohne Gebühren

Zum Vorbereitungs-Stand in Wetter heißt es auf Anfrage bei der Stadt, dass die Einführung der Luca-App Sache des Ennepe-Ruhr-Kreises sei.Die Luca-App ist nicht die einzige Möglichkeit, Kontakte digital nachzuverfolgen. Doch der Kreis entschied sich vorerst für diesen und keinen anderen Anbieter.Laut Deggim haben sich die Stadtmarketing-Vereine bei einem Treffen zur Vorbereitung der Aktion „Art_EN“ auch für diese App ausgesprochen, da diese in der Bevölkerung scheinbar die höchste Akzeptanz habe.Alle Nutzer im EN-Kreis können die App nach derzeitigem Stand kostenfrei laden und bedienen.

Auch Kirsten Deggim bemüht sich um Aufklärung und erklärt beispielsweise den Unterschied zur Corona-App, die viele auf ihrem Smartphone haben. „Die bietet nur anonyme Daten. Bei Luca geht es darum, dass das Gesundheitsamt des EN-Kreises Hinweise erhält, wer wann und wo genau mit wem in Kontakt stand, um Infektionsketten erkennen zu können“, sagt die Vorsitzende der Werbegemeinschaft.

Damit hinein in die Diskussion um den Verbraucherschutz. Die Kreisverwaltung hatte mitgeteilt, dass das Gesundheitsamt diese Daten erst abrufe, wenn ein positiv getesteter Bürger der Behörde mitteilt, Luca auch zu nutzen und diese aufgezeichneten Angaben freigibt. Kritikern der Luca-App ließe sich entgegnen, dass es hier im EN-Kreis zunächst einmal eine Art Probezeitraum bis zum 31. August gebe.

Nutzungs-Appell

„Wir von der Werbegemeinschaft appellieren aber an alle, die Luca-App zu nutzen“, sagt Deggim und verweist darauf, dass dies kostenfrei ist. In jedem Fall für Kunden und Geschäftsleute. Ob das Gesundheitsamt des Kreises ab September dafür zahlen muss, steht laut Vertrag momentan noch nicht fest.

Für viele fast wichtiger: Wie funktioniert denn diese App als Unterstützung für Öffnungsschritte im Corona-Zeitalter? Einzelhändler, Restaurants, Veranstalter und andere Gastgeber können sich als „Luca-Location“ melden. Bürger bzw. Kunden können mittels QR-Code ein- und auschecken. Klingt kompliziert, ist aber einfach. Wer sich diese Anwendungssoftware auf sein Handy lädt, kann sich mit diesem bei einem Besuch in einem teilnehmenden Geschäft entsprechend registrieren. Bietet ein Betrieb diese Möglichkeit nicht an, sollten dort Papierformulare zwecks möglicher Nachverfolgung liegen.

Schlüsselanhänger als Alternative

In Herdecke gibt es eine Alternative. Die Stadt hat in diesem Zusammenhang 1000 Schlüsselanhänger vor allem für jene bestellt, die kein Smartphone besitzen. Angesichts der recht langen Lieferzeit dauert es wohl noch einige Tage, bis drei Anlaufstellen diese analoge Möglichkeit aushändigen können. Das Prinzip dabei: Der Schlüsselanhänger beinhaltet einen QR- und Registrierungsode. Wer sich mit diesem einmal angemeldet hat, kann dann mit diesem kostenlosen Anhänger entsprechende Geschäfte aufsuchen. Im Umkehrschluss heißt das für Gewerbetreibende, dass sie ein dazugehöriges Gegenstück (Handy, Tablet, Scanner) vorhalten sollten.

Zudem hat die Werbegemeinschaft Herdecke Poster zur Luca-App drucken und Werbemittel anfertigen lassen, um ein einheitliches Erscheinungsbild in den Geschäften zu ermöglichen und um die Händler auf neue Chancen vorzubereiten. Aktuell dürfen sie bekanntlich Kunden nicht in ihre Läden hinein lassen, womöglich kann der EN-Kreis aber für diesen Freitag angesichts der erfreulichen Inzidenzwert-Entwicklungen Lockerungen für vorsichtige Geschäftsöffnungen in Aussicht stellen.

Freischaltung wohl in Kürze

Steht denn die Luca-App dann zur Verfügung? „Das können Nutzer ganz einfach selbst ausprobieren“, erklärt Dennis Osberg. Wer sich die Anwendungssoftware auf sein Handy lädt, muss eine entsprechende Postleitzahl eingeben. Es folgt eine Überprüfung, ob die App in der angegebenen Kommune schon freigeschaltet ist. „Sobald der Anbieter dem auch für uns zuständigen Gesundheitsamt des EN-Kreises grünes Licht gibt, können auch Herdecker Bürger und Gewerbetreibende loslegen. Wir glauben, dass das in dieser Woche noch geschehen soll“, meint der Beigeordnete der Stadt. Die will mit der Werbegemeinschaft bald auch bekannt geben, wann und wo zum Beispiel Senioren die analogen Schlüsselanhänger abholen können. Die Registrierung der Personendaten darauf sollen Interessierte auf Wunsch dann gleich vor Ort miterledigen können.

Grundsätzlich gehe es nun darum, sich auf Öffnungsschritte vorzubereiten. Osberg: „All das muss ja nicht von jetzt auf gleich oder von Null auf Hundert erfolgen.“ Mit der Luca-App als „wichtigem Beitrag“ sollen möglichst schnell und lückenlos Kontaktnachverfolgungen möglich sein. Andernfalls müssen Skeptiker wohl wie schon 2020 Listen in Papierform führen, auch die seien unter Einhaltung der Datenschutzbestimmungen möglich und zulässig.

Weitere Auskünfte gibt es unter www.luca-app.de