Wengern/Herdecke/Hagen. Vorstandsvorsitzender der Märkischen Bank im Ruhestand: Hermann Backhaus (65) aus Wengern blickt zufrieden zurück, auch auf die Filiale Herdecke.
Nähe zu den Menschen, eng verbunden mit der Region: Auch mit diesen beiden Bausteinen will die Märkische Bank die Genossenschaftsidee mit Leben füllen. An der Spitze dieses Geldinstituts steht mit Hermann Backhaus ein Mann, der diese Aspekte in sich trägt. Dieser Mittwoch ist nun der letzte Arbeitstag für den Vorstandsvorsitzenden, am 1. April beginnt für ihn der Ruhestand.
„Ich sehe mich als Genossenschaftsbänker mit Leib und Seele, habe für mich den richtigen Beruf gefunden und den mit Herzblut ausgeübt“, sagt der 65-Jährige. In der Zentrale in Hagen präsentiert sich nicht nur sein Vorstandsbüro aufgeräumt. Auch im Gespräch über seinen Abschied wirkt Hermann Backhaus, ein Eigengewächs der Bank, in jeder Hinsicht sortiert. Manche Erinnerungen kommen dieser Tage hoch, ganz verschiedene. Kein Wunder, erstreckt sich sein Wirkungskreis doch auf mehrere Städte im Umkreis.
Kindheit auf Bauernhof der Eltern
Der Bezug zur Region spiegelt sich auch in seiner Vita. Geboren in Wengern, wuchs er auf dem elterlichen Bauernhof am Limbecker Weg in Voßhöfen auf. Fußball spielte er als Junge wie auch als älterer Herr bis 2010 beim hiesigen TuS, seit 55 Jahren und bis heute ist er Vereinsmitglied. „Der Brasberg wird für mich immer ein Stück Heimat sein.“ Schule in Witten, Ausbildung ab 1974 bei der damaligen Spar- und Darlehenskasse in Boele. Hagen wurde, unterbrochen durch ein Intermezzo in Breckerfeld, privat und dienstlich (lange Leiter der Volksbank-Vermögensberatung) zu seiner Heimat. Seine Ehefrau, eine Herdeckerin, lernte er über seinen Beruf kennen. Die ältere seiner beiden Töchter ist Finanzjournalistin, sein jüngerer Bruder arbeitet bei der Sparkasse Gevelsberg-Wetter.
Über sich sagt Backhaus: „Ich bin gerne unter Leuten und ein Kundenmensch.“ Das habe sich schon während seiner Ausbildung gezeigt. 1995 rückte er in den Hagener Vorstand der Bank auf, dessen Vorsitzender ist er seit 2007. Als solcher habe er einen engen Draht zu Mitarbeitern gesucht, manchmal aber auch den dauerhaft direkten Kundenkontakt vermisst. „Bei einer Genossenschaftsbank sieht man aber immer wieder viele und altbekannte Gesichter. Bei aller Größenentwicklung dürfen wir unsere eigentliche Aufgabe und unser Alleinstellungsmerkmal nicht aus den Augen verlieren.“ Das gelte auch für Corona-Zeiten und das entsprechende Gespür für einzelne Schicksale.
Kein Schicksal, sondern Ergebnis vieler Verhandlungen war 2001 die Fusion der Volksbanken Hagen und Menden zur Märkischen Bank. Aktuell führt diese Filialen auch in Herdecke, Gevelsberg, Breckerfeld, Iserlohn, Hemer und Nachrodt. „Die Fusion mit neuer Philosophie hat sich aus heutiger Sicht komplett gelohnt, diese strategische Weichenstellung war trotz damaliger Widerstände eine herausragende und richtige Entscheidung.“
Auch Hubert Hohoff im Ruhestand
Die Herdecker Filiale in der Hauptstraße gehört seit fast 40 Jahren zur Volksbank Hagen bzw. seit 2002 zur Märkischen Bank. Die Geschäftsstelle Wengern ist Teil der Volksbank Bochum/Witten.
Bis Ende 2020 war Hubert Hohoff, den Hermann Backhaus bereits seit der gemeinsamen Ausbildungszeit in Boele kennt, Leiter der Filiale Herdecke. Nach seinem Ruhestand ist Iris Straßburg seit Januar seine Nachfolgerin.
Auf Vorstandsebene bei der Märkischen Bank ersetzt Artur Merz den Vorsitzenden Backhaus. Ab dem 1. April führt er gemeinsam mit dem Herdecker Achim Hahn (zuständig für das gesamte Kundengeschäft) das Geldinstitut.
Rückblickend erinnert Backhaus daran, dass es im Ennepe-Ruhr-Kreis lange nur eine klassische Genossenschaftsbank gab, und zwar in Sprockhövel. Dann öffnete die Hagener Volksbank Geschäftsstellen in Gevelsberg (1970-er Jahre) und ein Jahrzehnt später in Herdecke. Heute gehört letztgenannte Geschäftsstelle zu den erfolgreichen Standorten im märkischen Einzugsgebiet. „Mit der Örtlichkeit in der Hauptstraße hatten wir so gesehen Glück, da diese nah am Quartier Ruhraue liegt. Von den dortigen Bauentwicklungen haben auch wir profitiert, wobei sich Herdecke grundsätzlich wunderbar entwickelt hat. Das fällt mir immer wieder bei meinen Radtouren auf.“
Auf die größten Veränderungen in seinem Berufsleben inklusive Euro-Einführung oder anhaltende Niedrigzinsphase angesprochen, überlegt er kurz. „Plakativ lässt sich sagen: In meiner Anfangszeit haben wir Sparbücher per Hand beschrieben, das ist heute undenkbar. Und natürlich hat sich auch die EDV/IT unheimlich weiterentwickelt. Als wir Anfang der 1980-er Jahre die ersten Computer bedienten, ahnte keiner, welche Dimensionen das annehmen würde. Aber das trifft ja auch auf andere Branche zu.“ Geblieben wiederum seien aus seiner Sicht verschiedene Werte. Die Ausbildung sei damals wie heute wichtig. Sicherheit und Vertrauen gehören weiter zu elementaren Grundpfeilern von Banken. Die wiederum öffneten in den Siebzigern Filialen, heute schließen Verantwortliche diese wegen veränderter Kundenerwartungen. „Ich musste aber nie eine betriebsbedingte Kündigung aussprechen“, so der 65-Jährige.
Vielfältiges Wirken im Umkreis
Backhaus selbst konnte lange seinen Schwerpunkt auf Themen rund um Kapitalanlagen legen, interessierte er sich doch sehr für betriebs- und volkswirtschaftliche Entwicklungen. Aber auch für Bankensteuerung, Sport- und Öffentlichkeitsarbeit. Soziale Aspekte („Wichtig für eine Genossenschaftsbank“) oder Kulturförderung standen bei Backhaus ebenso hoch im Kurs wie die Stiftung der Bank, die viele Veranstaltungen organisierte, u.a. mit der Bürgerstiftung in Herdecke . Als ihm kürzlich die SIHK die Harkort-Medaille für sein Engagement in der Region verlieh, empfand er das als besondere Ehre und Wertschätzung für sein jahrelanges Wirken.
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Und nun? Beruflich ist Schluss, einzig sein ehrenamtlicher Vorstandsposten bei der Pensionskasse deutscher Genossenschaften in Münster erfordere noch etwas Arbeit. Weitere Freiwilligen-Ämter (etwa für das Hagener Freilichtmuseum) will er behalten. „Ich freue mich jetzt vor allem auf viele neue Freiräume und mehr Zeit mit der Familie“, sagt Hermann Backhaus und sieht auch seine Märkische Bank gut positioniert: „Von der lokalen und regionalen Ausrichtung haben wir profitiert.“