Herdecke. Seit Montag gelten neue Corona-Regeln für Geschäftsöffnungen. In Herdecke wird kontrovers diskutiert, ob Shopping mit Termin okay oder blöd ist.

Nebel, nass-kalt, zwei Grad Celsius. Keine optimalen Bedingungen für einen Einkaufsbummel. Und doch sind am frühen Montagmittag mehr Menschen in der Herdecker Innenstadt als in den vergangenen Tagen unterwegs. Klar doch: Nach dem Bund-Länder-Beschluss dürfen wieder vermehrt Geschäfte öffnen. Vielerorts können Kunden wegen der geltenden Corona-Regeln aber nur nach Terminvergabe in die Ladenlokale. Das führt zu unterschiedlichen Reaktionen.

In der oberen Fußgängerzone unterhält sich Bianca Burchardt vom Second-Hand-Modegeschäft La Donna draußen vor der Ladentür mit Kunden. „Ich hatte am Samstag das Telefon mit nach Hause genommen, aber sowohl am Wochenende als auch heute hat niemand wegen eines Termins hier angerufen“, sagt die Verkäuferin. „Das ist doch auch unlogisch, wer legt sich denn schon zum Shopping mehrere Termine hintereinander?“

Auch Gesprächspartnerin Birgit Erdmann hält nichts von dieser Lockerungslösung. „Einkaufen und stöbern unter Zeitdruck – das ist doch Quatsch. Erst recht in einer Kleinstadt wie Herdecke. Was spricht gegen eine gewisse Wartezeit, das hat doch im letzten Jahr auch schon funktioniert?“

Solche Hinweise befinden sich an vielen Geschäften in Herdecke.
Solche Hinweise befinden sich an vielen Geschäften in Herdecke. © Steffen Gerber

Feinkosthändler Vincenzo Urso kommt dazu und äußert wie Burchardt Verständnis, dass es zwecks Rückverfolgbarkeit Einlassregeln für (wenige) Kunden gibt. Die zeitliche Vorfestlegung sei aber kontraproduktiv. „Haltet durch“, sagt er beim Abschied zur Modefachfrau.

Viele handschriftliche Aushänge

Viele Geschäftsinhaber haben auf die aktuellen Vorgaben mit handschriftlichen Aushängen reagiert. Auch in der Fußgängerzone hängen Zettel an Türen, die auf das Einkaufsmotto „Click and meet“ inklusive Angabe von Internetseiten oder Telefonnummern hinweisen. Während bei Rossmann viel Betrieb herrscht und vor Bettina Reichels Modegeschäft „Zeit für Gutes“ ein Mann auf seine einkaufende Frau wartet, will eine Kundin in der wiedereröffneten Buchhandlung Herdecke ihre Bestellung abholen. „Wir müssen weiter mit den Einschränkungen leben. Aber ich würde mich nicht in einem Modegeschäft anmelden wollen, um mich dann ein paar Minuten umgucken zu können, das will ich ungezwungen tun.“

Im Schuhhaus Hillebrand wiederum schauen sich mittags zwei Kundinnen um. Bei Chara Mia schräg gegenüber erfahren Interessierte, dass der Damenmodeladen einen kostenlosen Bring- und Abholservice anbietet. Ein paar Meter weiter, im Mühlencenter, herrscht normaler Betrieb. Nebenan im Quartier Ruhraue geht es viel beschaulicher zu. Auch hier stehen auf Aushängen Corona-Sicherheitshinweise.

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Plötzlich bildet sich vor der Adler-Filiale eine kleine Schlange, in der auch Diana Felber steht. Ehe sie – natürlich mit Maske – ihren Termin wahrnehmen und sich in Begleitung 45 Minuten lang (so die Vorgabe) Kleidung anschauen kann, sagt sie zum Reporter: „Ich bin froh, hier einkaufen zu können und dass der Shopping-Entzug nun beendet ist.“