Ennepe-Ruhr. Die Ankündigung des Landes, im Januar keinen Impfstoff mehr zu liefern, wirft Fragen auf. Auch der Ennepe-Ruhr-Kreis ist betroffen.

Die Mitteilung des Landesministeriums für Arbeit und Gesundheit über den sofortigen Impfstopp erreichte den Ennepe-Ruhr-Kreis am späten Dienstagabend. „Faktisch erhalten wir von jetzt an und bis zum Monatsende keine weiteren Dosen für Erstimpfungen", erläutert Astrid Hinterthür, Leiterin des Krisenstabs im Schwelmer Kreishaus, die folgenreiche und vor allem plötzliche Nachricht aus Düsseldorf. Ein Schreiben, das bei vielen für Unverständnis und Ärger sorgt, aber auch Fragen aufwirft.

Wer ist unmittelbar betroffen?

Insgesamt fehlen noch vier stationäre Pflegeeinrichtungen im Ennepe-Ruhr-Kreis auf der Liste der Erstimpfungen, auch die erste Runde der Impfungen in den Krankenhäusern ist noch nicht abgeschlossen. Die Termine standen fest, die Vorbereitungen waren getroffen und die Enttäuschung ist natürlich groß: „Uns haben die Informationen aus dem Ministerium ebenso unerwartet wie kurzfristig am Dienstagabend um 20.30 Uhr erreicht", berichtet Hinterthür. Die Botschaft aus Düsseldorf sei aber klar: Erst am 1. Februar sei mit neuem Impfstoff zu rechnen, erst dann könne es wie geplant weitergehen.

Was ist mit der Zweitimpfung?

Keine Folgen soll die neue Impfplanung des Landes für die 40 stationären Pflegeeinrichtungen im Kreis haben, deren Bewohner und Mitarbeiter bereits einmal geimpft worden sind. Für den hier noch notwendigen zweiten Durchgang stehen nach Auskunft des Landes ausreichend Impfdosen zur Verfügung, sie seien bereits eingelagert.

Der Ärztliche Leiter des Impfzentrums in Ennepetal, Dr. Christian Füllers, befürchtet dennoch eine mögliche Impfstoffverknappung. Ursprünglich sei davon ausgegangen worden, fünf Impfdosen aus einer Phiole zu ziehen, später konnten häufig sechs gewonnen werden. „Deshalb wurden mehr Menschen geimpft, um keine Impfdose zu verschwenden.“ Jetzt werde vom Land vorausgesetzt, sechs Dosen aus einem Fläschchen zu verimpfen.

Wie ist die Reaktion vor Ort?

Der Chef des Impfzentrums ärgert sich über die mehr als kurzfristige Entscheidung aus dem Ministerium. Er fragt sich, ob die Betroffenen nicht vom Land hätten eher informiert werden können, um sich auf diese Situation besser vorzubereiten. Die Kassenärztliche Vereinigung und den Kreis treffe keine Schuld an dieser unbefriedigenden Situation. „Wir haben ein super Team und die Zusammenarbeit mit dem Kreis ist sehr gut“, sagt Füllers und bedankt sich bei allen für ihren besonderen Einsatz.

Welche Folgen hat der Impfstopp für das Impfzentrum?

Das Impfzentrum in Ennepetal wird nun nicht am 1. Februar den Betrieb aufnehmen, sondern erst am 8. Februar, so zumindest die Ankündigung des NRW-Ministeriums. Seit dem 15. Dezember ist das Impfzentrum im ehemaligen Aldi-Markt in Ennepetal eingerichtet. Einzig die Logistik- und Terminvergabe-Software mache noch Schwierigkeiten, wie die derzeitigen Simulationen zeigen würden, erklärt Dr. Christian Füllers. „Abgesehen von den Technik-Problemen könnten wir morgen starten, wenn wir denn den Impfstoff hätten.“

Ab wann können angeschriebene Bürger ab 80 Jahre einen Termin für das Impfzentrum vereinbaren?

Der Startschuss für die Terminvergabe im Impfzentrum, die von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) koordiniert wird, soll wie geplant am Montag, 25. Januar, um 8 Uhr fallen. Möglich sein wird dies online (www.116117.de) oder telefonisch (0800/116 117 02, täglich zwischen 8 und 22 Uhr). Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe bittet bereits im Vorfeld um Geduld. Vor allem zu Beginn der Terminvergabe werde es aufgrund der großen Nachfrage mit hoher Wahrscheinlichkeit zu längeren Wartezeiten kommen, teilt die KVWL mit.

Wie geht es weiter?

„Die rund 24.000 Briefe, die den ab 80-Jährigen im Kreis alle notwendigen Informationen liefern, sind vom Kreis und den Städten in einer Gemeinschaftsaktion auf den Weg gebracht worden", betont Landrat Olaf. In Ennepetal, Schwelm und Gevelsberg sind das jeweils etwa 2000 bis 2200 Briefe.

Die Stadt Gevelsberg hatte bereits im Vorfeld angekündigt, Bürgern zu helfen, die keine unterstützenden Angehörigen haben. Ansprechpartner sei das Seniorenbüro der Stadt. Es wird auch über einen Fahrservice nachgedacht. Das Hygienekonzept soll in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und der Feuerwehr erstellt werden. In Schwelm wird ab dem 25. Januar eine Hotline zum Seniorenbüro eingerichtet, um bei der Terminvergabe und der Organisation des Transports in das Impfzentrum zu helfen. Auch Ennepetal will helfend eingreifen, wenn Probleme aufkommen. Auch in diesem Schreiben an die Bürger, das bis Ende dieser Woche alle Über-80-Jährigen in der Klutertstadt erreicht haben soll, ist eine städtische Service-Nummer angegeben.

Infobox

In dem Schreiben des Landes an die Impfzentren im Land heißt es begründend: „Die von BioNTech aktuell mitgeteilten geänderten Liefermengen machen zwingend eine Änderung der Impfplanung erforderlich. Ab sofort können keine Bestellungen für Erstimpfungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen veranlasst werden. Alle bereits getätigten Bestellungen durch die Impfzentren werden seitens des Landes storniert."