Ennepe-Ruhr/Herdecke. Es gibt weiter Kritik aus dem bevölkerungsstärkeren Nordkreis am Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises im südlichen Ennepetal. Und Irritationen.

Die Kritik an der Standortwahl für das zentrale Corona-Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises ebbt nicht ab. Die Entscheidung der Verwaltung und von Landrat Olaf Schade, den leerstehenden Aldi an der Kölner Straße 205 in Ennepetal umzubauen, hat vor allem in Witten und Hattingen Verwunderung ausgelöst. Dabei handelt es sich um die zwei größten der neun EN-Städte. Manche fragen sich: Warum kam der bevölkerungsstärkere Nordkreis nicht zum Zug, wieso müssen auch Wette­r­aner und Herdecker im nächsten Jahr die recht lange Anfahrt ins südliche Ennepetal auf sich nehmen?

Leerstand wichtiges Kriterium

Die EN-Verwaltung hat nach Anfragen der FDP weitere Antworten (siehe auch Lokalteil Mittwochausgabe) gegeben. „Für den Kreis waren wichtige Standortkriterien die Nähe zu Regionalexpress- und Schnellbushaltepunkten, eine gute Autobahnanbindung und die Nähe zu Krankenhaus, Kreishaus und dem nahen Katastrophenschutzlager. Die positiven Erfahrungen mit der Erreichbarkeit der zentralen Abstrichstelle am Kreishaus haben dies bestätigt.“ Nach Auffassung des Krisenstabes sollte es sich bei dieser Liegenschaft nach Möglichkeit um eine leerstehende Immobilie handeln, um keine anderweitige Nutzung (wie zum Beispiel in Sport- und Mehrzweckhallen oder ähnlichem) zu blockieren.

Zur Prüfung von Standort-Alternativen teilte der Kreis mit: In der näheren Auswahl war die Gebläsehalle in Hattingen. Im Visier, aber nicht umsetzbar waren demnach auch größere (Sport)Hallen wie die Dreifach-Sporthalle der Baskets, Event-Halle Schwelm oder Kreissporthalle Wilhelm-Kraft-Gesamtschule. Erfolglos sei die Suche nach leerstehenden Baumärkten gewesen oder auch die Heranziehung der für das Abstrichzentrum gemeldeten Immobilien (u.a. Bürogebäude oder Lagerhalle in Sprockhövel).

Viele fragen schon nach einem Impftermin

Seit bekannt ist, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis ein Impfzentrum einrichtet, melden sich den Angaben zufolge immer mehr Bürger bei der Kreisverwaltung.

Ihr Anliegen: Sie wollen einen Impftermin vereinbaren „Dies ist“, so Astrid Hinterthür, „zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Dies hängt zum einen mit Fragen rund um die Verfügbarkeit des Impfstoffes zusammen, zum anderen mit dem System für die Terminvereinbarung. Hier laufen noch Vorarbeiten.“

Bereits heute weist Hinterthür auch darauf hin: „Wenn Terminvereinbarungen möglich werden, ist nicht der Kreis Ansprechpartner. Diese Aufgabe liegt bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Zu gegebener Zeit werden Kreis und Kassenärztlichen Vereinigung die Bürgerinnen und Bürger über das Verfahren informieren.“

Zudem will die EN-Verwaltung die Erwartungshaltung drosseln, wonach schon zeitnah Bürger zum Impfen nach Ennepetal könnten. „Ich hoffe, dass wir im Februar loslegen können“, sagt Astrid Hinterthür, Gesundheitsdezernentin des Kreises. Auf keinen Fall werden es dann aber schon bis zu 1000 Menschen sein. „Es soll immer drei Tage vorher angekündigt werden, wie viele Dosen wir an einem bestimmten Tag bekommen“, so die Krisenstabs-Leiterin. Nicht zuletzt davon hänge ab, wie viele Menschen einen Termin im Impfzentrum bekämen.

Mitte des Kreises wäre besser

Kritik ertönt auch aus Hattingen, der zweitgrößten Stadt in der Region Ennepe-Ruhr. „Ein Zentrum hätte in die Mitte des Kreises gemusst“, meint ein führender CDU-Vertreter. Auch aus den Reihen der SPD und FDP kommen Bedenken sowie gleichermaßen versöhnliche Töne. Tenor: Egal wie geeignet ein Standort sei, so müssten doch immer Bürger aus EN-Städten eine längere Fahrzeit einplanen. Es allen Recht zu machen, sei unmöglich.

Derweil taucht die Forderung nach Hilfe für weniger mobile Personen auf. Ein Ansatz: Shuttle-Busse. Hattingens Bürgermeister Dirk Glaser sieht sogar sich in der Pflicht, Transportlösungen zu finden: „Da sind wir als Stadtverwaltung gefordert.“ Glaser unterstreicht aber die Einschätzung, dass nicht Abertausende aus den Nord-Städten in den EN-Südkreis reisen müssten.

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Ein Herdecker Leser fragt sich unterdessen, wie er denn wohl mit dem Bus zum ehemaligen Aldi an der Kölner Straße 205 komme. Da der Discounter nach einem Umzug dort mittlerweile in Hausnummer 317 seine Waren anbietet, sei die Internetsuche nicht ganz einfach. Antwort: Die Bushaltestelle in direkter Nachbarschaft des künftigen Impfzentrums in Ennepetal heißt „Im Schacht“ (bergauf ein paar Meter weiter befindet sich der Stopp Heilenbecker Straße), dort halten die Linien 550, 573 und 608. Wer aus dem Schnellbus 37 an der Polizeistation aussteigt, hat ebenfalls nur eine kurze Strecke vor sich.