Ennepe-Ruhr. Das Corona-Impfzentrum für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis entsteht in Ennepetal. Landrat Schade weist Kritik zurück und verteidigt Standortwahl.

Das künftige Corona-Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises rückt immer mehr in den Blickpunkt. Während es einerseits vor allem aus Witten Kritik an der Standortentscheidung (ehemaliger Aldi in Ennepetal, Kölner Straße) gibt, lässt die Kreisverwaltung das leerstehende Gebäude im Südkreis umbauen. Und verkündet gute Nachrichten: „Wir könnten am Dienstag nächster Woche starten und mit dem Impfen beginnen“, so Landrat Olaf Schade zu den Vorbereitungen. Die erfolgen in enger Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.

Der Kreis wartet auf den ersten Impfstoff, der laut Schade für Ende Dezember, Anfang Januar angekündigt ist. Unklar sei aber die Menge, die das Land für die hiesige Region vorsehe. Auch der Startschuss der Impfaktion stehe noch nicht fest. Derweil rüsten Handwerker im Beisein der EN-Verwaltung den leeren Aldi-Verkaufsraum zu einem medizinischen Zentrum um. Seit Montagmittag stehen demnach am Eingang Kabinen, dort werden die Bürger von Ärzten über die Impfung informiert. Im ehemaligen Lager nebenan schrauben Mitarbeiter der Abteilung Bevölkerungsschutz 60 Schreibtische zusammen, ehe sie dann Stühle und Liegen aufbauen.

Laut Daniel Koch von der Kreisverwaltung fehlen noch einige Vorgaben und Empfehlungen. Vom Land Nordrhein-Westfalen gebe es aber auch aktuelle Hinweise: So wurde etwa die für notwendig gehaltene Beobachtungszeit nach der Impfung von 30 auf 15 Minuten reduziert. Olaf Schade ist derweil zufrieden mit dem Zwischenstand. Zumal das Land fordert: Das Impfzentrum muss ab dem 15. Dezember verfügbar sein, diesbezüglich sei der EN-Kreis auf einem guten Weg.

Probleme an der Kölner Straße

Zudem geht der SPD-Landrat auf Kritik an der Standortwahl ein. Die kam vor allem aus Witten, der größten Stadt im Kreis. Tenor: Der bevölkerungsstärkere Nordkreis werde wieder einmal vergessen. Die Anreise sei für viele lang und unkomfortabel, zumal neben dem Impfzentrum gerade ein Kreisverkehr gebaut werde und die Kölner Straße halbseitig gesperrt sei. Der fehlenden Busanbindung vom Bahnhof Ennepetal stehen zwei Buslinien aus Schwelm entgegen, die direkt vor dem ehemaligen Aldi halten. Wittens Bürgermeister Lars König (CDU) spricht von einer „halben Tagesreise“ und hätte sich eine Beteiligung an dem Prozess gewünscht. Der Landrat räumt ein, dass es vor der Auswahl keine Abfrage bei den EN-Städten gegeben habe. „Wir haben pragmatisch geguckt, wie wir schnell an eine Immobilie kommen.“

Der grobe Ablaufplan

Impfstrategie des Landes NRW: Erst werden Risikogruppen und Beschäftigte vor Ort in Pflegeheimen/Krankenhäusern geimpft. Dann jene, die sich in häuslicher Pflege befinden. Auch das übernehmen mobile Impfteams.

Landrat Olaf Schade geht davon aus, dass parallel dazu Impfdosen in Ennepetal ankommen und viele Bürger bereit seien, die Anfahrt auf sich zu nehmen.

Wittens Bürgermeister hätte sich gewünscht, den dichter besiedelten Nordkreis bei der Wahl des Impfzentrums stärker und etwa den leerstehende Kaufhof in der Großstadt zu berücksichtigen.

Auf die Frage, ob Ennepetal denn zentral im Kreis liege, antwortet Schade: Die Mitte sei ein Steinbruch in Wetter-Albringhausen. Der Landrat verteidigt die Standortentscheidung. Es sei nicht die Zeit für „Kirchturmdenken“. Der Bahnhof sei keinen Kilometer entfernt, es gebe zwei Schnellbuslinien. Das Impfzentrum sei gut bis ordentlich erreichbar. „Ennepetal liegt nicht hinter den sieben Bergen.“ Und: „Wir müssen das Impfzentrum sehr kurzfristig leistungsfähig kriegen. Da spielt Zeit eine wichtige Rolle.“

Hausärzte werden zunehmend wichtig

Ärgerlich nennt Schade Meldungen, wonach 200.000 Menschen aus dem Nordkreis bald nach Ennepetal müssten. Dazu werde es nicht kommen. „Viele Bürgerinnen und Bürger werden sich am Ende bei ihrem Hausarzt impfen lassen können.“ Wann das der Fall sei, stehe noch nicht fest: Das Land rechne aktuell mit sechs Monaten nach Impfstart, teilt der EN-Kreis mit.

Auch interessant