Herdecke. Die Bürgerwerke Herdecke bewerben Ökostrom und -gas. Der Vorstand der Energiegenossenschaft sieht das als Vermächtnis für einen Verstorbenen.

Für viele ist die Energiewende ein eher abstrakter Begriff. Die Bürgerwerke Herdecke denken und arbeiten aber konkret: Die eingetragene Energiegenossenschaft will zukünftig Ökostrom und -gas an Haushalte und Unternehmen im hiesigen Raum vermitteln. Dabei hat der dreiköpfige Vorstand einerseits ein bundesweites Netzwerk im Rücken , andererseits wollen Monika Peters, Roland Muhs und vor allem Rainer Elberfeld das Vermächtnis von Martin Rasche umsetzen.

Über die Bürgerwerke eG sollen Herdecker saubere Energie (100 Prozent zertifiziert, einschließlich Heizstrom besonders für den Stadtteil Westende) beziehen und ihren bisherigen Anbieter wechseln können. Den Anstoß lieferte der Energieexperte Rasche. Er und sein langjähriger Freund Elberfeld luden im März 2020 zur ersten Gründungsversammlung der Genossenschaft ein. Anfang August verstarb der bekannte Herdecker völlig unerwartet im Alter von nur 58 Jahren. Für Elberfeld und den Aufsichtsrat der Bürgerwerke stand jedoch fest: „Wir machen weiter und erwecken Martins Idee zum Leben.“

Die Gründungsmitglieder, die sowohl private Haushalte als auch Unternehmen im Visier haben, wollen die Energiewende vor Ort konsequent nach vorne bringen. Motto: Weg von fossilen und atomaren Brennstoffen hin zur Nutzung erneuerbarer Energien aus dezentralen Öko-Kraftwerken. „Die vollständige Umstellung kann uns nur gelingen, wenn diese regional und mit Bürgerbeteiligung erfolgt.“ Um den CO2-Ausstoß erheblich zu reduzieren, helfe so genannter Bürgerstrom von vielen kleinen Erzeugern . Diese Idee verfolgen in Deutschland derzeit 97 Energiegenossenschaften, aus denen aktuell der Verbund Bürgerwerke besteht. Die Bürger-Energie-Genossenschaft 58 in Wetter verfolgt gleiche oder ähnliche Ziele, gehört aber nicht zu diesem Bündnis.

Neue Dynamik seit Oktober

In Herdecke nahm das Projekt rund um den ehrenamtlich agierenden Vorstand ab Oktober (da stießen Monika Peters und Roland Muhs dazu) Fahrt auf. In Abstimmung mit der Familie Rasche und auch dem Aufsichtsrat um Christian Münch wollen sich die Ehrenamtler nachhaltig und langfristig für ihre Region engagieren. „Denn eins steht fest: Fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl, oder Torf sind nicht unendlich verfügbar“, so Rainer Elberfeld. Also Sonne, Wind und Wasser nutzen.

Auch die heimischen Akteure setzen beispielsweise auf deutsche Wasserkraftwerke oder auf Sonnen- und Windkraftwerke, die nicht nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert werden. Auf der zentralen Internetseite der Bürgerwerke steht: „Insgesamt stehen diese für über 15.000 engagierte Energiebürger und 450 dezentrale Kraftwerke in Bürgerhand. Gemeinsam machen wir Energiewende.“

Zudem ist „unser Strom durch das Energielabel Grüner Strom zertifiziert. Dieses strenge Gütesiegel ist uns enorm wichtig“, meint Monika Peters. „So zeigt es doch, dass unser Strom auch wirklich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen von Bürgern stammt. Darauf können sich Mitglieder der Bürgerwerke absolut verlassen.“

Wer sich dadurch angesprochen fühlt, kann Stromkunde bei der Herdecker Initiative oder Mitglied dieser Genossenschaft werden. Sofern sie oder er volljährig und geschäftsfähig ist. Das bekannte Prinzip: Die Mitglieder haften dabei nur in Höhe ihrer Kapitalanteile, das sind mindestens 100 Euro oder mehr pro Mitglied.

Nach den ersten Monaten ziehen die drei Vorsitzenden schon ein positives Fazit, interessieren sich den Angaben zufolge bereits viele für diese Energiegenossenschaft: „Die Resonanz der Herdecker ist bereits sehr hoch.“ Das Trio hofft auf weitere Akteure, die mitziehen.

„Gute Energie steigern“

Und hat konkrete Vorstellungen: Bis zum Jahr 2025 will die hiesige Genossenschaft 500 Stromkunden und Mitglieder aus dem privaten und gewerblichen Sektor gewinnen. „Ein Ziel, mit dem Herdecke ein klares Zukunftszeichen setzt.“ Dabei gehe es auch nicht vordergründig darum, Stromkosten eines jeden einzelnen zu senken oder schon jetzt und damit frühzeitig an Profit zu denken. Der ökologische und nachhaltige Gedanke stehe im Vordergrund.

Denn davon ist das Vorstands-Trio überzeugt: In der Stadt an den Ruhrseen gebe es „eine Menge gute Energie, und das kann sich dank der neuen Bürgerwerke Herdecke jetzt noch weiter steigern.“