Wetter. Mit dickem Applaus bedankte sich das Premierenpublikum Freitagabend im Stadtsaal. Das Koffertheater spielte „Die Corona-WG“.
Das wird es nun für viele Wochen nicht mehr geben: Kurz vor dem erneuten Lockdown feierte das Koffertheater Wetter am Freitagabend Premiere mit seinem aktuellen Stück „Die Corona-WG“. Die rund 60 Besucher, an Zweier-Tischen mit ordentlich Abstand voneinander, hatten jede Menge Spaß und bedankten sich mit reichlich Applaus für einen unterhaltsamen Theaterabend.
Zeitreise zum ersten Lockdown
Das Drei-Personen-Stück „Die Corona-WG“ führt zurück in die Zeit des ersten Lockdowns. Während Schulen und Unis schließen, sucht der Student Finn nach einer bezahlbaren Bude und landet in einer Wohngemeinschaft.
Alle Termine abgesagt
Lichtburg-Geschäftsführer Marcus Boenig versprach den Besuchern vor der Aufführung: „Wir sind sofort wieder da, wenn wir dürfen. Wann das ist, weiß jetzt keiner von uns.“
Am Samstag gab es eine weitere Vorstellung; alle anderen sind abgesagt.
Seine beiden ebenso dümmlichen wie chaotischen Mitbewohnerinnen Celina (Rhiannon Sleath) und Annika (Maria Sichelschmidt) und deren Lebensart sind allerdings so gar nicht das, was sich der eher intellektuelle und ordnungsliebende Finn (Lucas Brendle) vorgestellt hatte. Die beiden Mädels verdingen sich als Influencerinnen, wollen also in sozialen Netzwerken sich selbst und auch Produkte werbewirksam vermarkten.
Herzerfrischend naiv
Dabei sind sie sich nicht ganz sicher, ob es wirklich „Celina und Annika erklären die Welt“ heißen muss, oder nicht doch besser: „Celina und Annika erklären der Welt“. In ihrer Gossensprache benutzen sie nicht nur ständig falsche Artikel, sondern stehen darüber hinaus auch mit der deutschen Grammatik auf Kriegsfuß.
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Was Finn immer wieder zu Korrekturen und kleinen Sticheleien veranlasst. Das Publikum jedenfalls hat seinen Spaß, wenn sich die beiden Influencerinnen auf herzerfrischend naive Art und Weise über Themen wie Feminismus („Den Feminismus hat ein Schwarzer erfunden. Alice!“) oder Geschlechterzugehörigkeit auslassen („Es gibt nicht nur Männer und Frauen; es wurde auch noch was Drittes erfunden: Transformer.“). Rhiannon Sleath und Maria Sichelschmidt brillieren in ihren Rollen als hübsche, dümmliche, aber dennoch überaus liebenswerte junge Frauen. Mimik und Gestik sind einfach klasse.
Zuhause gefunden
Wenn Mitbewohner Finn, authentisch dargestellt von Luca Brendle, die intellektuellen Defizite der beiden Chaos-Queens aufs Korn nimmt und sich außerdem noch über deren Schlampigkeit aufregt („Ich verlange nicht viel, nur ein bisschen Ordnung und die Einhaltung der Badezimmerregeln“), macht auch das den Zuschauern immer wieder Spaß. Schließlich servieren ihm die beiden Mädels auch noch den Titel für seine Semesterarbeit: „Soziale Medien und ihr Einfluss auf die deutsche Sprache“. Am Ende merken die Drei dann doch, dass sie sich mehr mögen, als sie zu Beginn ihrer WG-Zeit erahnten. Finn bekennt, dass „das pinke Chaos ein Zuhause für mich geworden ist“.
Für zwei überaus unterhaltsame Stunden bedankte sich das Publikum mit dickem Applaus bei den Darstellern und Regieassistentin Kirsten Gürster.