Herdecke. Überraschung am Donnerstag: Blumen Risse ließ am Abend die Filiale in der Hauptstraße ausräumen und gibt Freitag den Standort Herdecke auf.

Überraschend verabschiedeten sich am Donnerstagnachmittag Mitarbeiterinnen von Blumen Risse in der Nachbarschaft. Sie berichteten, dass das Unternehmen mit Sitz in Schwerte die Filiale in der Herdecker Hauptstraße 5 schließe. Und zwar sofort: Am Abend fuhren Lkw vor, am Freitag stand das Ladenlokal bereits weitgehend leer und war verschlossen.

Gegenüber der Lokalredaktion erklärte Regionalleiter Hans-Georg Petermann gestern vor Ort, dass an diesem Standort „in der schwierigen Phase des Einzelhandels allgemein“ am Ende die Rentabilität nicht mehr gestimmt habe. Die vier Mitarbeiter (verteilt auf 3,5 Stellen) kämen aber in anderen Filialen der Pflanzen-Handelskette unter.

Diese Angaben bestätigte im Verlauf des Freitags dann Lothar Arendt. Der Verkaufsleiter von Blumen Risse ist für die mehr als 130 Filialen in Deutschland zuständig und führt weitere Gründe an, wieso sich das Unternehmen aus Herdecke zurückziehe. Nach der Öffnung des Geschäfts am 15. Januar 2001 lief es auch dank der Stammkundschaft des Vorgängers (Fischbach) lange gut, zumal die Fläche mit den markanten Balken als Raumtrenner zweifellos auch einen gewissen Charme habe. Dann aber begannen 2014 vor der Tür Bau- und Umbauarbeiten an der Hauptstraße, die erst 2016 endeten. „Das Ergebnis kann sich optisch zwar sehen lassen, diese langwierige Umgestaltung der Innenstadt hat unserem Standort aber geschadet. Es fehlte Kundschaft, die auch danach nicht mehr so zahlreich wie gewünscht zu uns kam“, sagt Arendt.

Und nennt noch einen weiteren Grund, den Petermann ebenfalls andeutete: Das Ladenlokal in dem alten Fachwerkhaus entspreche nicht mehr den zeitgemäßen Anforderungen. Das gelte vor allem für die Treppenstufen am Eingang, Stichwort Barrierefreiheit. „Wir haben vor drei Jahren ein neues Ladenkonzept erstellt. In der Herdecker Filiale ist eine Umsetzung sehr schwierig“, meint Lothar Arendt, der diesbezüglich an eine moderne Einrichtung, passende Möblierung und gute Laufwege denkt. „Das betrifft in diesem Fall auch den Zugang für Kunden wie auch den Umstand für Mitarbeiter, die Ware Treppen hinauf tragen müssen und schon mal ins Stolpern gerieten.“

Zu den benannten Schwierigkeiten kam dann auch noch die Corona-Krise hinzu. „Wir bewerten natürlich regelmäßig, wie die Filialen laufen. 2020 haben wir auch schon an neuen Standorten geöffnet, daher ist die Schließung in Herdecke eine individuelle Entscheidung. Es passt dort die Handhabung, das Handling einfach nicht mehr.“

Mietvertrag läuft Ende 2020 aus

Somit reifte über einen längeren Zeitraum die Entscheidung, die Tür in der Hauptstraße 5 abzuschließen. „Ende des Jahres 2020 läuft dort auch unser Mietvertrag aus“, so der Verkaufsleiter. Noch etwas habe dafür gesprochen, jetzt Mitte Oktober das Geschäft aufzugeben. „Unsere vier Mitarbeiter können sich in anderen Filialen passend zur Saisonvorbereitung in den Gärten eingewöhnen.“ Die Unternehmensführung lege großen Wert darauf, auch angesichts des Fachkräftemangels bei Floristen die eigenen Leute weiterzubeschäftigen.

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Lothar Arendt sieht Herdecke grundsätzlich als „interessanten Ort“. Warum habe sich dann Blumen Risse nicht nach einem anderen Ladenlokal in der Stadt an den Ruhrseen erkundigt? „Die Corona-Pandemie erschwert derzeit Neueröffnungen.“ Der Verkaufsleiter wolle aber nicht ausschließen, dass der Pflanzenhändler aus Schwerte flussabwärts eines Tages doch wieder eine Filiale aufschließt.