Wengern. Corona prägt die nostalgischen Zugfahrten auf der Ruhrtalbahn-Strecke bis Wengern. Bilanz des Eisenbahnmuseums Bochum (einziger Anbieter 2020).

Die Liste mit Betroffenen, die wegen der Corona-Krise umdisponieren mussten, ist lang. Das gilt auch für die Ehrenamtler des Eisenbahnmuseums Bochum. Sie sind in diesem Jahr die einzigen, die mit ihren Ausflugsfahrten die Gleise der Ruhrtalbahn-Strecke warm halten. Die reguläre Saison 2020 endet an diesem Samstag mit zwei Touren, die historische Diesellok V100 wendet dann jeweils wieder in Wengern Ost. Dort darf aber – anders als üblich – keiner zusteigen. Gleiches gilt an Bahnhöfen in Witten und Hattingen. Heißt: Wer um 9.45 oder 13.45 Uhr mitreisen möchte, muss zum Start ins Eisenbahnmuseum nach Bochum.

Auch angesichts dieser Besonderheit zeigt sich, dass Corona nostalgische Zugfahrten maßgeblich beeinflusst. „Ich würde dennoch nicht vor einer Krisen-Saison sprechen, sondern von einer herausfordernden“, meint Hans-Henning Pietsch, der seit einigen Jahren für die Ehrenamtler die Platzvergabe organisiert. Und daher bestens beurteilen kann, wie sich die Auflagen auswirken und mit welchen Einschränkungen die Beteiligten klar kommen müssen.

Da wäre zum Beispiel der Saisonstart. Statt wie üblich im April, ging es erst an einem Wochenende im August los. Gab es in den Vorjahren sechs Ruhrtal-Fahrten pro Monat, sind es aktuell vier. Normalerweise können die Bochumer Museumsaktivisten mit fast 50 Ausflügen am Fluss entlang Geld verdienen, 2020 sank die Zahl auf fünf. Zudem können die vielen Ehrenamtler (einige von ihnen zählen zur Risikogruppe) weder den bewährten Barwagen ankoppeln noch samstags wie gewohnt den Schienenbus einsetzen. „Dort wäre zu wenig Platz, um Abstände einzuhalten“, sagt Pietsch.

Mehr Organisation wegen Abstand

Durch die Corona-Verordnung stieg also die organisatorische Arbeit. „Wir müssen die Gruppen und Mitfahrer entsprechend in den Waggons verteilen. Es bleiben daher auch schon mal zwei Drittel der Plätze im Zug frei.“ Wegen der Vorgaben – dazu zählt natürlich auch die Maskenpflicht – kann auch niemand unterwegs spontan zusteigen, da die Schaffner nicht alle paar Minuten ein neues Abstandskonzept entwerfen oder sich dauernd neue Namen plus Adresse notieren können.

Rück- und Ausblick

2019 gab die Ruhrtalbahn Gmbh bekannt, dass sie aus verschiedenen Gründen ihre Fahrten einstellt.

Im Herbst 2019 bot das Ratinger Unternehmen Railflex einige nostalgische Zugfahrten hier am Fluss entlang an, in diesem Jahr aber nicht.

Wer wie und wann 2021 fährt, ist den Angaben zufolge offen.

„Der Aufwand ist ohnehin schon angesichts vieler Desinfektionsfragen und Reinigungen sehr hoch. Zum Glück war und ist die Auslastung vor allem bei den Mittagsfahrten ganz gut. Finanziell reicht das gerade so, damit wir nicht draufzahlen“, berichtet Pietsch und verweist auf die Kostenseite.

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Die Resonanz und Reaktionen der Passagiere sei fast ausnahmslos positiv. „Viele sind dankbar, dass angesichts der eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten wir überhaupt etwas anbieten.“ Das Interesse sei erfreulicherweise da, gleichwohl liege die Nachfrage deutlich unter Vorjahreswerten. Und manche sagten ihre Mitfahrt auch ab, weil sie sich in Quarantäne begeben müssten oder keine Lust auf 2,5 Stunden Maskentragen haben. Klingt nicht so toll. Pietsch und Kollegen lassen sich nicht entmutigen: „Unser Herz hängt am Eisenbahnmuseum und den dazugehörigen Aktivitäten.“

Am 5. und 6. Dezember 2020 stehen noch Nikolaus-Sonderfahrten im Ruhrtal (von Hattingen bis Wengern und zurück) auf dem Programm. Infos: www.eisenbahnmuseum-bochum.de