Wetter. Das Johannes-Zauleck-Haus schließt Ende September. Der Förderverein kann die Entscheidung der Diakonie nicht nachvollziehen. Er löst sich auf.

Bärbel Fischer, Heidi Dubielzig, Gabi Bahrenberg und Bärbel Kappel blättern in einem dicken Ordner voller Erinnerungen. 22 Jahre lang haben sie mit Kraft und Kreativität, Herzblut und Hingabe und ganz viel Zeit den Förderverein des Johannes-Zauleck-Altenheims geführt.

Geleitet waren sie dabei nur von einem Wunsch: Die „Lebensqualität im Alter“, so auch der sperrige Name des Vereins, für alle Bewohner zu verbessern. Nun hat der Vorstand um Vorsitzende Heidi Dubielzig die Vereinsauflösung zum Jahresende beschlossen. Wozu braucht es noch einen Förderverein, wenn das Pflegeheim geschlossen wird? Ihre Enttäuschung über die Entscheidung der Diakonie Mark-Ruhr, die zu Beginn des Jahres publik wurde, können sie noch immer kaum in Worte fassen. Und: „Es mangelte auch an Transparenz uns gegenüber. Wir haben Anfang des Jahres noch einen Notruf für demente Senioren angeschafft; das hätten wir uns sparen können“, so Heidi Dubielzig.

Traditionseinrichtung

Eine Traditionseinrichtung für Senioren in solch exponierter Lage – mit Friseur, Bäcker und kleinem Supermarkt quasi um die Ecke – zu schließen, ist für sie und ihre Mitstreiterinnen nicht nachvollziehbar. Zumal die Diakonie mit dem Förderverein „ein echtes Pfund“ an Unterstützern gehabt habe. „Jedes andere Haus wäre froh, einen solchen Verein an seiner Seite zu haben“, ist Heidi Dubielzig überzeugt. „Ein Umbau für Einzelzimmer mit eigenen Nasszellen hätte stattfinden müssen. Aber eine Schließung doch nicht“, sagt Bärbel Fischer und schüttelt den Kopf. „Auch Bürgermeister Frank Hasenberg war entsetzt, als er in der Kuratoriumssitzung von der Schließung erfuhr“, erinnert sie sich.

Feste, Urlaube und Projekte

Gemeinsam sitzen die vier Frauen über unzähligen Zeitungsartikeln und Fotos, die das Engagement ihres Vereins in über zwei Jahrzehnten dokumentieren. Aus dem engagierten Kreativkreis des Zauleck-Hauses hatte sich im Februar 1998 der Förderverein gegründet. „Damit konnten wir auch mal Spenden annehmen und Quittungen ausstellen“, so Bärbel Fischer. „Damals war Andreas Dinkelmann noch Heimleiter“, ergänzt Bärbel Kappel, und Gabi Bahrenberg fährt fort: „Seitdem haben wir einige Heimleitungen kommen und gehen gesehen.“ 1999 wurden die Senioren wegen eines Umbaus für zwei Jahre nach Dortmund ausquartiert. „Zwei Mal am Tag kam ein kleiner Bus, der uns Ehrenamtliche für Besuche hin und zurück brachte. Damals wurde unsere Arbeit noch wertgeschätzt. Das ist längst vorbei“, so Heidi Dubielzig.

48 Kühlschränke angeschafft

Sogar in Dortmund organisierte der Förderverein einen Weihnachtsbasar; als die Bewohner zurückkehrten, hatte der Verein ihnen Kühlschränke in ihre Zimmer gestellt: 48 Stück an der Zahl. „Und die haben wir übrigens auch einmal in der Woche für sie gereinigt.“ Regelmäßig fanden seitdem die Weihnachtsbasare, Frühlings- und Sommerfeste und in den ersten Jahren sogar Urlaube mit den Senioren statt – letztere unterstützte der Verein finanziell. Boots- und Stadtrundfahrten, Bratapfelfeste zu St. Martin, Projekte wie Hühnermobil und Streichelzoo, Besuche von Clowns und Museumspädagogen, Puppenspielerin und Chören und von dem inzwischen international bekannten Zauberer Marc Weide – die Liste dessen, was der Förderverein alles möglich machte, kann an dieser Stelle nicht vervollständigt werden. Zuletzt und schon in Corona-Zeiten organisierten die Frauen noch Reibekuchen- und Eiswagen ebenso wie die Anreise von Bratwurst Smith aus Herdecke, der den alten Leuten Currywurst und Pommes zubereitete.

Auch Männer halfen mit

„Unser Engagement würde endlos weitergehen. Wir hätten noch Jahre so weiter gemacht. Vor allem haben ja auch die Männer mitgeholfen, haben Kühlschränke geputzt, Gedichte vorgelesen, Gartenhütten gebaut. Ich glaube, die Diakonie weiß gar nicht, was wir alles gemacht haben“, meint Gabi Bahrenberg. Sie alle seien nicht nur vom Entschluss, das Haus zu schließen, sondern auch vom Umgang mit dem Verein und mit den dort noch verbliebenen Senioren maßlos enttäuscht. Heidi Dubielzig: „Eine Seniorin habe ich am 22. August besucht. Da wusste sie nicht, dass sie schon drei Tage später ins Haus Buschey gebracht wird. Der mit ihrem Sohn vereinbarte Umzugstermin ist der 6. September.“

Auf Nachfrage bei der Diakonie Mark-Ruhr hieß es dazu: Die offizielle Schließung der Einrichtung sei am 30. September. Und, so Jeannine Brezina, Assistenz der Geschäftsführung: „Wir können nicht alle Bewohner gleichzeitig umziehen lassen. Im September werden noch weitere Bewohner umziehen.“

Bekannter Namensgeber

Der Namensgeber der Einrichtung, Johannes Zauleck (1877-1942), wurde 1920 in der reformierten Gemeinde in der Freiheit in Wetter als Pfarrer gewählt.

Seine moderne Jugendarbeit, seine Schriften und Liederbücher sowie die Gründung einer „Volkshochschule“ machten den westfälischen Pfarrer weit über Wetter hinaus bekannt.

Die nach ihm benannte Senioreneinrichtung an der Wilhelmstraße feierte 1967 Richtfest.

Der Förderverein „Lebensqualität im Alter“, der noch 36 Mitglieder hat, wird sich Ende des Jahres auflösen.

In den 22 Jahren seines Bestehens hat er rund 100.000 Euro an Spenden und Erlösen aus (Verkaufs-)Aktionen für die Senioren zusammengetragen.

Das noch vorhandene Geld, so hat es der Vereinsvorstand beschlossen, geht an die Luthergemeinde, zu der die Senioreneinrichtung auch gehörte.