Ennepe-Ruhr. Während Corona-Testergebnisse an fast allen Schulen im EN-Kreis negativ ausfielen, kommt das Thema Ansteckungsgefahr in Bussen auf den Tisch.

Alle negativ – so lautet ein erstes Zwischenfazit der Tests, die das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises in den letzten Tagen an hiesigen Schulen veranlasst hat. Komplett negativ waren die Rückläufer der Tests an der Realschule Grünstraße in Hattingen, der Mathilde-Anneke-Schule in Sprockhövel, der Otto-Schott-Realschule in Witten sowie der Grundschule Ländchenweg und dem Märkischen Gymnasium (beide in Schwelm), hieß es am Donnerstag.

Negative Test-Ergebnisse gab es zudem an der Grundschule Heggerfeld (Hattingen), am Friedrich-Harkort-Gymnasium in Herdecke und am Berufskolleg Witten. Während in Hattingen und Herdecke jeweils ein Ergebnis noch offen sei, fehlen am Berufskolleg noch gut die Hälfte der Resultate. Zur Grundschule Volmarstein mit einem Verdachtsfall gebe es keine neuen bzw. besorgniserregenden Erkenntnisse.

Einen neuen Fall meldet das Gesundheitsamt für das Gevelsberger Gymnasium. Dort sei eine Schülerin positiv getestet worden. Wie an weiterführenden Schulen aufgrund der getragenen Mund-Nasen-Bedeckung bei dieser Sachlage üblich, wurde für die engen Kontaktpersonen Quarantäne angeordnet und Tests vorbereitet. Getestet wird zudem der Bruder der erkrankten Schülerin, auch er gilt als enge Kontaktperson. Ob an seiner Schule, der Realschule Gevelsberg, weitere Ermittlungen erforderlich sind, hängt vom Testergebnis ab.

Neun neue Infektionen im gesamten Kreis

Im Kreis gibt es unterdessen 693 bestätigte Corona-Fälle (Stand Donnerstag, 20. August, 9 Uhr), von diesen gelten 620 als genesen. Die Zahl der Infektionen ist damit innerhalb der letzten 24 Stunden um 9 gestiegen. In den Krankenhäusern im Kreisgebiet sind derzeit 3 Patienten mit Corona-Infektion in stationärer Behandlung. Keiner wird intensivmedizinisch betreut, keiner beatmet.

Die aktuell 58 Erkrankten wohnen in Herdecke (10), Wetter (4), Ennepetal (7), Gevelsberg (5), Hattingen (10), Sprockhövel (10) und Witten (12).

Die Gesundeten kommen aus Breckerfeld (15), Ennepetal (34), Gevelsberg (66), Hattingen (98), Herdecke (60), Schwelm (71), Sprockhövel (42), Wetter (46) und Witten (188). 15 Menschen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis sind mit oder an dem Corona-Virus verstorben. Sie stammen aus Ennepetal (3), Gevelsberg (3), Hattingen (2), Schwelm (2), Sprockhövel (1), Wetter (2) und Witten (2).

Für die bestätigten Fälle sowie für begründete Verdachtsfälle ist häusliche Quarantäne angeordnet. Insgesamt gilt diese Vorgabe für 348 (Vortag 364) Personen im Kreis.

Auch Schulbusse im Visier

„Alles andere als einfach, aber auch alles andere als verantwortungslos“ – auf diese Formel bringt es Daniel Wieneke, zuständiger Fachbereichsleiter der Kreisverwaltung, mit Blick auf die Debatte über die Corona-Risiken für Kinder und Jugendliche, die täglich den Bus für den Weg zur Schule nutzen.

Auch im Schwelmer Kreishaus, so heißt es in einer Stellungnahme, sind in den letzten Tagen Bedenken und Sorgen von Eltern eingegangen. Ihr Eindruck: Die Busse sind zu voll, Mindestabstände würden nicht eingehalten. Ihre Forderungen: Mehr Busse und Kontrollen, ob alle an Haltestellen und in Fahrzeugen auch die von der Landesregierung vorgeschriebene Mund-Nasen-Bedeckung tragen.

Maske als wichtiger Schutz

Die Kreisverwaltung verweist (wie die Verkehrsunternehmen VER und Bogestra) auf die gültige Coronaschutzverordnung für Nordrhein-Westfalen. „Der Vorwurf, der Mindestabstand von 1,5 Metern könne in Bussen und Bahnen nicht eingehalten werden und dies sei unverantwortlich, geht ins Leere. Gerade weil dies so ist und alle das wissen, muss ja eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. Ein Mindestabstand in Bussen ist damit nicht vorgegeben und muss auch nicht eingehalten werden. Die Mund-Nasen-Bedeckung soll dieses Manko ausgleichen“, betont Wieneke. Die Pflicht, sie zu tragen, bestehe dabei sowohl in den Fahrzeugen wie auch im Umfeld der Haltestellen. Hier sei jeder einzelne gefordert, durch sein Verhalten die Gesundheit der anderen zu schützen.

Vom Förderprogramm profitieren

Der Ennepe-Ruhr-Kreis will vom beschlossenen Förderprogramm des Landes profitieren, sagte gestern Landrat Olaf Schade.

„Hier stehen zunächst bis zu den Herbstferien befristet Gelder für den Einsatz zusätzlicher, auch privater Fahrzeuge im Schülerverkehr zur Verfügung“, so Schade. „Wo wir diese im Kreis einsetzen könnten, darüber entscheiden wir nach Vorliegen der Daten Anfang nächster Woche.“

Wer dazu nicht bereit sei, müsse jederzeit damit rechnen, angesprochen zu werden. Von Mitmenschen und Busfahrern, die Hinweise geben können, sowie von Mitarbeitern der städtischen Ordnungsämter, die befugt seien, Bußgelder zu verhängen. Das Land hat für diese Verstöße eine Strafe von 150 Euro vorgesehen.

Weiter heißt es seitens des Kreises: Wie zu jedem Schuljahresbeginn zählen die Verkehrsunternehmen auch in diesem Jahr auf allen Linien, wo es besonders voll ist. Die erhobenen Daten zeigen den Angaben zufolge nach einer Woche regulären Unterrichts sehr zuverlässig, wo tatsächlich Handlungsbedarf besteht. Stand heute liege die Besetzungsquote in den Schulbussen zwischen 60 und 70 Prozent. Diese Zahl stehe im Widerspruch zu subjektiven Wahrnehmungen von Eltern. „Unser Ziel ist es, die Lage sachlich und auf der Basis von Daten und Fakten zu erfassen, zu bewerten und bis Mitte nächster Woche da zu handeln, wo es nötig ist“, unterstreicht VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter.

Erfassung komplizierter

Es gebe aber auch Grenzen. Während Sitzpläne für Klassen zeigen, wer neben wem gesessen hat, oder Listen festhalten, wer wann ein Restaurant besucht habe, seien solche Aufstellungen für Busse nicht umsetzbar. „Das erschwert im Falle des Falles natürlich Arbeit und Nachforschungen des Gesundheitsamts. Ein guter Tipp für Schüler aber auch für alle anderen Bus- und Bahnfahrer ist deshalb, sich die Corona-Warn-App auf ihr Handy zu laden und diese zu nutzen“, rät Amtsärztin Dr. Sabine Klinke Rehbein.

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Mehr Busse und damit mehr Plätze sind aus Sicht der Verkehrsunternehmen kurzfristig kaum umsetzbar. Dazu fehlen Personal wie auch Fahrzeuge. Zu den Stoßzeiten rund um den Schulbeginn hätten VER und Bogestra traditionell alles auf der Straße, was in den Depots bereit stehe. In der Voraussicht, dass es möglicherweise wegen strengerer Corona-Vorgaben höhere Anforderungen an die Beförderungskapazitäten geben könnte, seien zusätzliche Ressourcen bei privaten Busunternehmen angefragt worden.