Wetter/Herdecke. Im Ennepe-Ruhr-Kreis ist das Gesundheitsamt wegen Corona an zwölf Schulen aktiv. In Volmarstein und Herdecke (FHS) läuft dennoch der Unterricht.
Noch spricht niemand von offizieller Seite von einer zweiten Corona-Welle. Doch auch im Ennepe-Ruhr-Kreis steigen seit Tagen die Infektionszahlen. Hinzu kommen weitere Sorgen an den Schulen: Das EN-Gesundheitsamt musste hier nach eigenen Angaben nun in zwölf Einrichtungen eingreifen. Hintergrund: positiv getestete Reiserückkehrer. Was am Freitag in Hattingen, Witten und Sprockhövel begann, hat sich ausgeweitet.
Die Grundschule Volmarstein in Wetter hat laut Mitteilung ein Kind mit einem Corona-Fall in der Familie besucht. Bis zum Vorliegen des Testergebnisses gehe der Unterricht in der Klasse aber weiter. Grund: „Das positiv getestete Familienmitglied war frühestens ab Sonntag, 16. August, infektiös. Sollte sich das Kind daraufhin angesteckt haben, war es selbst beim Schulbesuch am Montag und Dienstag höchstwahrscheinlich noch nicht infektiös“, heißt es aus dem Kreishaus. Und: Seit Dienstagmittag sei das Kind als Kontaktperson in Quarantäne.
Mund-Nasen-Schutz als Kriterium
Am Gymnasium in Herdecke kennt die Behörde seit Dienstag zwei Geschwisterkinder in unterschiedlichen Jahrgängen mit einem positiven Fall in der Familie. Weil dort in der Friedrich-Hakort-Schule (FHS) im Unterricht ein Mund-Nasen-Schutz getragen werde, gehe es in den betreffenden Klassen aber zunächst mit den entsprechenden Corona-Vorgaben weiter. Die zwei Kinder befinden sich laut Kreis in Quarantäne und werden getestet.
Tags darauf am Mittwoch meldete das Amt, dass es an der FHS nun mehrere Schüler in unterschiedlichen Klassen mit Corona-Fällen in der Familie gebe und diese als sogenannte Kontaktperson 1 (laut Robert-Koch-Institut bestehen dabei enge Verbindungen zu Infizierten) gelten. Angesichts des Mund-Nasen-Schutzes, der verhängten Quarantäne und des angeordneten Tests habe all das vorerst keine Konsequenzen für den Schulbetrieb.
Das gelte ebenfalls für die Holzkamp-Gesamtschule in Witten, die auch einige Herdecker besuchen. Auch dort gilt ein Kind als Kontaktperson der Kategorie 1. Es befinde sich ebenfalls in Quarantäne. Das Ergebnis eines Corona-Tests stehe – wie andernorts auch – noch aus.
Auch in Schwelm und Gevelsberg musste das Gesundheitsamt in Schulen seit Dienstag einschreiten. Je nach Sachlage folgten teils sehr unterschiedliche Entscheidungen, wobei das mit viel Arbeit und einzelner Recherche verbunden sei. Eine Konsequenz beinhaltete beispielsweise, dass Mädchen und Jungen zuhause bleiben müssen.
Kein Unterricht in Klassen
In Sprockhövel etwa gab es bei einem Grundschulkind ein positives Testergebnis, das Gesundheitsamt untersagte vorbeugend den Unterricht auch für Klassen aus der gleichen Jahrgangsstufe. Die Behörde ordnete Selbiges auch für eine Schwelmer Grundschule an. Ein negatives Testergebnis könne hier wie dort aber zur Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts führen.
Wieder mehr Infektionen
Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es 684 bestätigte Corona-Fälle (Stand Mittwoch, 19. August, 9 Uhr), von diesen gelten 613 als genesen. Die Zahl der Infektionen ist damit innerhalb der letzten 24 Stunden um 14 gestiegen. Das teilte der EN-Kreis mit.
In den Krankenhäusern im Kreisgebiet seien derzeit vier Patienten mit Corona-Infektion in stationärer Behandlung. Keiner wird intensivmedizinisch betreut, keiner beatmet.
Die aktuell 56 Erkrankten wohnen in Wetter, Ennepetal, Gevelsberg (je 5), Hattingen (9), Herdecke (11), Schwelm (1), Sprockhövel und Witten (jeweils 10). In Breckerfeld ist derzeit niemand am Virus erkrankt. Die Gesundeten kommen aus Breckerfeld (15), Ennepetal (34), Gevelsberg (66), Hattingen (94), Herdecke (59), Witten (188), Schwelm (70), Sprockhövel (42) und Wetter (45).
15 Menschen aus dem Kreis sind mit oder an dem Corona-Virus verstorben. Sie stammen aus Ennepetal, Gevelsberg (je 3), Hattingen, Schwelm, Wetter, Witten (je 2), Sprockhövel (1).
Für bestätigte Fälle sowie für begründete Verdachtsfälle ist häusliche Quarantäne angeordnet. Die Vorgabe gilt für 364 (Vortag 366) Personen im Kreis.
Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein beschreibt den Schulbeginn als „wie erwartet sehr turbulent und sehr intensiv“. Gegen Ferienende hatte sich das EN-Gesundheitsamt oft mit Reiserückkehrern aus Risikogebieten beschäftigen müssen. Auch die Fälle an den Schulen lösen demnach umfangreiche Recherchen aus, konkret: zahlreiche Telefonate und etliche Gespräche, um Kontaktpersonen zu ermitteln und zu beurteilen, wie eng diese Kontakte waren. „Zusätzlich müssen wir aber von Fall zu Fall entscheiden, ob wir Klassen vorübergehend schließen, wen wir wo testen und für wen wir eine Quarantäne für unausweichlich halten.“
Warten auf Test-Ergebnisse
Seit Wochenbeginn hat das zuständige Gesundheitsamt nach Angaben des EN-Kreises unter anderem einzelne Schüler, Lehrer oder ganze Klassen der Grundschule Heggerfeld und der Realschule Grünstraße in Hattingen, der Mathilde-Anneke-Schule und der Grundschule Börgersbruch in Sprockhövel, des Berufskollegs in Witten, der Grundschule Ländchenweg und des Märkischen Gymnasiums in Schwelm und des Gevelsberg Gymnasiums getestet. Während Ergebnisse noch ausstehen, gab es Entwarnung nach Verdachtsfällen an der Otto-Schott-Realschule, Grundschule Hüllberg in Witten und der Sprockhöveler Wilhelm-Kraft-Gesamtschule.
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Für Grundschulen gilt demnach meistens: Sind die Ergebnisse nach Corona-Tests negativ, kann die Klasse wieder geöffnet werden. Sind sie positiv, stehen Tests für die Mitschüler an. Manche Kinder mit positiven Fällen in der Familie gelten als enge Kontaktpersonen und müssen in Quarantäne bleiben.
Amtsärztin Dr. Klinke-Rehbein rät Bürgern, sich an „Fakten, Fakten, Fakten“ zu halten. Wer vom Gesundheitsamt angerufen wird, sollte der Behörde möglichst schnell und umfassend alle Informationen geben, damit diese ein Ausbruchsgesehen vollständig beurteilen zu können. „Dies gilt beispielsweise auch für die außerschulischen Kontakte von Kindern, die eine von uns geschlossene Klasse besuchen.“