Wetter. Manfred Holtkamp arbeitet als Ausstellungsarchitekt und im Atelier mit Ehefrau Ruth. Corona bescherte eine Flaute. Heute startet ihr Kunstverkauf.
Da gerät als Besucher schnell ins Staunen, wer Werkstatt und Atelier von Manfred Holtkamp im Souterrain der früheren Burg-Produktionsstätte an der Hegestraße 6 betritt: Zwischen Gabelstapler, Kreissägen und Hobelbänken stapelt sich Holz auf Paletten, liegt auf Werkbänken oder lehnt an Sägen. Mittendrin bleibt das Auge immer wieder hängen an abstrakten Skulpturen, zusammengefügt aus schlanken Holzelementen – stets anders in Form und Größe. Andere Objekte wie das aus zahllosen Holzklötzchen, die scheinbar wahllos zusammengefügt sind, erwecken den Eindruck, als wolle Holtkamp ausprobieren, wie lange die Statik das Ganze noch trägt.
Tischlermeister und Künstler
Manfred Holtkamp ist Tischlermeister und Künstler. Mit Beginn des Jahres ist auch Ehefrau Ruth Große-Ruyken ins kreative Geschäft eingestiegen. Über Handwerk, Kunst und den neuen Showroom für den wöchentlichen Kunstverkauf vor Ort hat die Redaktion mit den Holtkamps gesprochen.
Herr Holtkamp, Sie sind Handwerker und Künstler. Womit verdienen Sie ihren Lebensunterhalt?
Manfred Holtkamp Mein Hauptgewerbe ist die Ausstellungsarchitektur. Inhaberin der dazugehörigen Firma ad arte ist meine Frau. Als Ausstellungsarchitekt baut man in Museen die Wände für die Werke von Künstlern auf Maß, aber auch Vitrinen oder Schaukästen. Das sind dann größere Museen wie der Kunstpalast oder die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, weil die die entsprechenden Mittel haben. Seit März fand coronabedingt allerdings nichts statt; seit letzter Woche aber läuft es wieder. Und darüber sind wir auch ganz glücklich. Meine Frau arbeitet bei solchen Aufträgen auch mit. Wir unterstützen Künstler und Kurator bei der Umsetzung ihrer Vorstellungen. Wenn die Ausstellung steht, ist unsere Arbeit beendet. Aktuell ist es jedoch so, dass wir auch wieder abbauen.
Welche nennenswerten Ausstellungen haben Sie denn gebaut?
Manfred Holtkamp: Zum Beispiel die Pink-Floyd-Ausstellung im Dortmunder U 2018. Das war schon was Besonderes. Oder die Günther-Uecker-Ausstellung in der Kunstsammlung NRW, als Hannelore Kraft noch Ministerpräsidentin war. Im Kunstpalast habe ich auch mal eine Artaud- und eine Caravaggio-Ausstellung gebaut.
Ruth Große-Ruyken-Holtkamp Wir haben für den Bonner Kunstverein und Niklas Pati auch einmal einen Tisch mit zwölf Metern Durchmesser im Freien aufgebaut. Den hat der Künstler vor Ort bemalt. Inzwischen steht der Tisch allerdings in einer Galerie in Berlin.
Und wenn Sie gerade keine Ausstellungen für andere Künstler bauen, machen Sie selbst Kunst...
Manfred Holtkamp Genau. Dann entstehen Holzobjekte wie David und Goliath oder der schwarze König. Das ist eine etwa 1,50 Meter große Schachfigur. Zwei weiße Türme gibt es auch schon; einer ist in Chemnitz, der andere in New York. Am Ende könnten die 32 Leute, die eine Schachfigur besitzen, übers Internet spielen. Dazu müssten sich die Besitzer der weißen Figuren für jeden Zug verständigen, einen Konsens finden. Jede Figur hat nur eine Stimme – Dame wie Bauer. Dabei geht es auch um das Aufbrechen von Machtstrukturen, um die Idee von Eigentum. Beides gilt es zu überdenken, wenn wir als Gesellschaft uns weiterentwickeln wollen.
Einige Ihrer Skulpturen muten an wie dreidimensionale Puzzles, die unstrukturiert zusammengefügt wurden. Das gilt auch für die Holzbilder...
Manfred Holtkamp: Tatsächlich male ich Bilder mit Acryl und Öl, schneide sie auseinander und setze die Stücke wieder zusammen. Teils mit Struktur, die sich an einigen Stellen wieder auflöst. Chaos und Ordnung sind mein Thema. Auch in der Natur sieht vieles chaotisch aus, obwohl alles einen Plan hat.
Sie machen aber auch Gebrauchskunst...
Manfred Holtkamp: Als Handwerker und Künstler ist der Übergang fließend. Ich mache auch solche Dinge wie Eckenschoner, Messerblöcke oder Wandvasen aus Holz sowie Türen mit eingebauten Fächern für nützliche Dinge oder auf Wunsch auch Tische und andere Möbelstücke.
Wann sind Sie ins Atelier eingestiegen, Frau Große-Ruyken-Holtkamp?
Ruth Große-Ruyken-Holtkamp: Ich konnte meinen Beruf als Schreinerin aus gesundheitlichen Gründen nicht ausüben und habe bis Anfang des Jahres in einem 26 Jahre lang in einem Steuerbüro gearbeitet. Aber schon vor etwa fünf Jahren habe ich angefangen, Mobiles aus Holz und Kristallen herzustellen. Die ungewöhnlichen Hölzer habe ich mit unserem damaligen Hund Charly im Wald gefunden. Ich bearbeite diese Fundstücke dann, schleife sie, und so entstehen am Ende daraus Mobiles für Drinnen und Draußen, Ketten, Kreuze, Herzen und vieles mehr. Seit Beginn des Jahres bin ich also ebenfalls hier im Atelier beschäftigt und unterstütze meinen Mann auch beim Schleifen und Ölen. Wir ergänzen uns gegenseitig.
Sie beginnen heute mit einem neuen gemeinsamen Projekt?
Ruth Große-Ruyken-Holtkamp: Ja, wir haben hier einen neuen Showroom eingerichtet und eröffnen heute unseren Kunstverkauf. Wir wollen außerdem Workshops für Bildhauerei und auch handwerkliche Workshops anbieten, bei denen dann die Teilnehmer an Projekten wie Holzbänken, Schmuckkästchen oder ähnlichem arbeiten können. Wir haben das schon einmal mit Bekannten und auf Vereinsebene gemacht, und das lief sehr gut.
Zur Person
Manfred Holtkamp, geboren 1960 in Warendorf; Ausbildung zum Tischler; 1986 Meisterprüfung, danach als selbstständiger Tischlermeister mit Partner in Bochum und Hattingen tätig.
Drei Jahre Studium der Bildhauerei an der IBKK in Bochum; seit 1997 Werkstatt und Atelier an der Hegestraße 6.
Als Objektkünstler diverse Einzel- und Gruppenausstellungen unter anderem in Hattingen, Herdecke und New York.
Ruth Große-Ruyken-Holtkamp, geboren 1963 in Saarbrücken, aufgewachsen in Dortmund, Ausbildung zur Schreinerin in Wetter, Umschulung zur Steuerfachassistentin; von 1994 bis Anfang 2020 Arbeit in einem Steuerbüro.
Ruth Große-Ruyken-Holtkamp ist I nhaberin der Ausstellungsarchitektur-Firma ad arte. Seit Anfang des Jahres arbeitet sie kunsthandwerklich in Werkstatt und Atelier ihres Mannes.
Das Ehepaar wohnt seit zehn Jahren in Wetter auf dem Harkortberg.
Regelmäßiger Kunstverkauf
Erstmals öffnet am heutigen Samstag der Showroom für den Kunstverkauf von 10 bis 14 Uhr in der Hegestraße 6 (zum großen Parkplatz geht es von der Hegestraße über die Zufahrt Janetta-Hochbau).
Fortan findet der Kunstverkauf an jedem Samstag zur selben Uhrzeit dort statt. Nach Absprache mit den Holtkamps sind aber auch andere Termine möglich. Weitere Informationen auch für Workshop-Termine gibt es unter 0177/7734298. Kontakt per E-Mail: adarte@gmx.de