Wetter/Herdecke. . Für den 28. Januar räumt Manfred Holtkamp seine Werkstatt aus. Mit vier Freunden feiert er die Schönheit der Skulptur – und macht Platz für Gäste

Ein paar Tage hat Manfred Holtkamp noch. Am 28. Januar soll seine Tischlerwerkstatt zur Galerie für fünf Künstler werden. Und auch wirklich nur für diesen einen Tag. Weltweit wird das der Tag der dreidimensionalen Kunst sein. 95 Ausstellungsorte in 21 Ländern gibt es allein in Europa. Auf einer Karte verteilen sich die Nümmerchen von Malaga in Spanien bis ins finnische Oulu. Und mitten drin die 52: Wetter, Volmarstein steht in der Legende, dazu ein Foto aus Holtkamps Werkstatt, die zugleich auch sein Atelier ist.

Ausstellungsarchitekt als Brotberuf

„58 wäre besser“, scherzt der Gastgeber für das Kunstereignis. 58 Jahre wird er im Laufe dieses Jahres alt. Zum ersten Mal räumt er Kanthölzer, Maschinen und Gabelstapler aus dem Souterrain der früheren Burg-Produktionsstätte an der Hegestraße, damit er und seine Kunstfreunde ihre Arbeiten präsentieren können. Verbunden sind Elke Fischer, Heinz Gövert, Jürgen Mans und Knut Waschkau mit ihm über das internationale Skulpturen-Netzwerk. Mit Museen, Sammlern und anderen Bildhauern sind sie über diese Interessenvereinigung verknüpft. Jedes Jahr gibt es so einen Skulpturentag. Letztes Mal war die nächstgelegene Veranstaltung in Köln. Diesmal haben es die fünf Künstler aus Wetter und Herdecke nicht weit.

Zwei Etagen stehen Manfred Holtkamp und damit der Künstlergruppe zur Verfügung. Holz stapelt sich hier auf Paletten, liegt auf Werkbänken oder lehnt an Sägen. Sein Geld verdient Holtkamp als Ausstellungsarchitekt für Ausstellungen anderer Künstler. In der kunstsinnigen Landeshauptstadt sind seine Dienste besonders gefragt. Wer im Kunstpalast oder der Kunstsammlung NRW vor Ausstellungswänden steht, die nicht gerade Außenwände sind, steht vermutlich vor einem Raumtrenner, der im Burg-Keller nach Maß gefertigt worden ist. Drei Monate dauern solche Ausstellungen meist, manchmal mit einem zeitlichen Nachschlag. Ist gerade keine Saison, kann der Tischlermeister sich der Kunst und dem Kunsthandwerk widmen.

Schwere Holzbretter lagern in der zweiten Etage, rechnet man vom großen Parkplatz unterhalb des Gebäudes. Die alten Linden sind es, die bis vor einem Jahrzehnt in der Bergstraße in Alt-Wetter gestanden haben.

Ein paar Meter weiter ist zu sehen, was Manfred Holtkamp gerne aus seinem Lieblingsmaterial Holz macht. Schlanke Formen bevorzugt er dabei, die mitunter oben spitz zusammenlaufen. „So eine Stele ist einfach schön ansprechend“, sagt er und hebt ein Exemplar fürs Foto auf eine der vielen Werkbänke. Hier und auf den Maschinen und an den Wänden soll am letzten Sonntag im Januar die dreidimensionale Kunst gefeiert werden.

Die fünf Künstler verbindet nicht nur der gemeinsame Ausstellungsort. Im Vorjahr haben sie sich getroffen, Kaffee getrunken, palavert „und zusammen gearbeitet“. Eines der Ergebnisse ziert jetzt den Flyer für das „Internationale Fest für zeitgenössische Skulptur“ am 28. Januar: Ein rot gestrichener Stuhl geht dank gebogener Vorderbeine regelrecht in die Knie. Die Bespannung verbindet die Vorderkante der Sitzfläche direkt mit der Oberkante der Lehne. Der Austausch der Gedanken „macht mir persönlich viel Spaß“, sagt Manfred Holtkamp, und er geht weiter. Im Sommer ist eine Ausstellung der Gruppe in der Henrichshütte in Hattingen geplant.

So viel Aufwand für nur einen Tag?

Jetzt steht aber erst Mal der Festtag am letzten Januarsonntag an. Um 11 Uhr soll es losgehen auf den zwei Etagen und etwa 400 Quadratmetern. Das ist fast so viel wie die Fläche der Dörken-Galerie in Herdecke aufzubieten hat. Jürgen Theobald wird einführende Worte sprechen. Dieter Markmann-Heuscheid und Pelle Spitz machen Musik. Kleine Häppchen gibt es auch. Will Holtkamp wirklich nur für einen Tag alles besenrein machen, mit Extra-Strahlern ausstaffieren, an den Wänden Platz und zwischen den Maschinen Ordnung machen? Ja, und auch wieder nicht. Die erste Teilnahme am weltweiten Skulpturentag muss ja nicht die letzte bleiben. Und in der Zeit dazwischen? „Für mich ist ein Gemeinschaftsatelier denkbar“, blickt Holtkamp in die Zukunft. Das würde den Austausch leichter und das Souterrain noch mehr zu einem natürlich Ort für weitere Ausstellungen machen.