Wetter. Ein halbes Jahrhundert ist Jutta Riehl schon im Dienst am Amtsgericht in Wetter. Nun geht sie in den Ruhestand.

„Ich bin jetzt so weit, dass ich mich auf die Zeit der Entschleunigung freue.“ – Fünf Jahrzehnte war Jutta Riehl in der Justiz tätig, 49 Jahre davon am Amtsgericht Wetter. Nun wird die Frau mit dem herzlichen Lächeln einen neuen Lebensabschnitt wagen. Die 64-Jährige geht in den Ruhestand.

Im Gespräch wirft sie einen Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft. Bei einer Verhandlung im Gericht an der Gustav-Vorsteher-Straße, an der sie mit ihrer Schulklasse teilnahm, und beim anschließenden Gespräch mit dem damaligen Direktor kam Jutta Riehl auf die Idee, dort ihre berufliche Profession zu suchen. Eine gute Idee. Willy Brandt war Bundeskanzler, Gustav Heinemann war Bundespräsident, und Platz 1 der deutschen Charts war „In the Summertime“ von Mungo Jerry, als sie ihre Ausbildung am 1. September 1970 begann. Und, abgesehen von maximal einem Jahr, das sie zu Ausbildungszwecken an anderen Orten verbrachte, blieb sie dem Amtsgericht Wetter die ganze Zeit treu.

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In diesem halben Jahrhundert sah sie acht Direktoren und sieben Geschäftsleiter. Und: „Ich habe einfach alles erlebt: Hochzeiten, Geburten, Todesfälle – alles Menschliche“, erinnert sich die Justizamtsinspektorin. Auch ungewöhnliche Situationen, die eindeutig nicht zum Gerichtsalltag gehörten, zählen zu diesen Erinnerungen. Zu den skurrilen Momenten gehört sicherlich die Situation, als sie aus dem Fenster ihres Büros sah, Qualm entdeckte und zunächst an die dort tätigen Bauarbeiter dachte. Tatsächlich brannte es in einem Dienstzimmer, die Flammen konnten aber schnell gelöscht werden.

In ihr Gedächtnis haben sich allerdings auch die Ereignisse rund um eine lediglich vorgetäuschte Geiselnahme in der Arrestanstalt mit SEK-Einsatz gebrannt. „Da kam so ein dicker Mann, öffnete die Tür und sagte, dass er jetzt mein Dienstzimmer beschlagnahme. Der Grund: Bei mir war der Telefonanschluss.“ Jedoch verhehlt sie nicht, dass die Situation etwas Bedrohliches hatte, auch wenn sie sich letztlich als Täuschungsmanöver entpuppte.

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Bereut hat Jutta Riehl ihre Wahl nie. „Nein, nein, zumal ich ja diese Aufstiegsmöglichkeiten hatte. Und ich bin glücklich damit, dass ich die ganze Zeit in Wetter war – vor allem auch mit Blick auf meine Familie. Außerdem sind auch Freundschaften mit Kollegen entstanden. Hier herrscht ein gutes Arbeits- und Gemeinschaftsklima. Es war gut in meinem Leben, was ich da gemacht habe.“

Heute ist der letzte Arbeitstag, danach hat Jutta Riehl Resturlaub, und ab dem 1. Oktober ist sie dann offiziell Pensionärin. Allerdings, mittendrin, am 31. August, findet ihr Jubiläum statt. Für ihre 50 Dienstjahre erhält sie eine Urkunde und später darüber hinaus die Urkunde zur „Zurruhesetzung“. Mit ihren Kollegen möchte sie auf all das anstoßen. Auch freut sie sich darauf, weiter an gemeinschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen.

Konkrete Pläne hat sie für die kommende Zeit nicht. „Ich möchte es erstmal genießen, keine Termine zu machen“, erklärt sie und fügt mit einem fröhlichen Lächeln hinzu: „Ich lebe jetzt erstmal in den Tag, und ich freue mich einfach auf diese Zeit.“