Herdecke/Wetter/Ennepe-Ruhr. Bogestra und VER erleben durch Corona große Verluste. Zum Glück für Kunden schränken sie das Bus-Angebot auch in Wetter und Herdecke nicht ein.

Keine guten Zeiten für den öffentlichen Personennahverkehr: Sowohl die Bogestra wie auch die VER rechnen in diesem Jahr mit Millionenverlusten. Die Auslastung der Busse und Bahnen ist den Angaben zufolge weit vom Normalstand entfernt. Kunden drohen vorerst aber auch in Herdecke und Wetter keine Streichungen im Angebot. Ohnehin sind Leistungsänderungen für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis nicht unbegrenzt möglich.

80 Prozent der Fahrgäste fehlten zum bisherigen Höhepunkt der Corona-Pandemie in den Bahnen und Bussen der Bogestra, die in Herdecke beispielsweise die wichtige Linie 376 betreibt. Inzwischen liegen die Fahrgastzahlen bei rund 50 Prozent des Normalbetriebs. Auch die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) meldet, dass ihre Busse derzeit etwa die Hälfte der regulären Fahrgäste nutzen.

Die Bogestra rechnet bis zum Jahresende mit Mindereinnahmen von bis zu 40 Millionen Euro. Bei der VER wird sich der Einnahmeausfall wohl auf 2,7 Millionen Euro summieren. Inzwischen fahren beide Unternehmen wieder nach dem gewohnten Fahrplan, der in der Zeit der Geschäftsschließungen vorübergehend reduziert worden war.

Trotz der Verluste seien Einschnitte für die Kunden derzeit nicht geplant: „Für die Bogestra kann ich sagen, dass es zurzeit keinerlei Auswirkungen auf den Fahrplan gibt und auch nicht geben wird. Wir haben im Dezember 2019 ja das neue Netz eingeführt – und dabei bleibt es auch“, betont Sprecherin Sandra Bruns. Auch für die VER seien keine Fahrplanänderungen geplant.

Regulärer Fahrplan nach Reduzierung

Dass weitreichende Änderungen nicht ohne Weiteres möglich wären, erklärt Uwe Tietz, Leiter der Abteilung Kreisentwicklung, Planung und Mobilität beim Ennepe-Ruhr-Kreis: Grundlage für die Beauftragung der Verkehrsunternehmen sei demnach der Nahverkehrsplan. Der wurde zuletzt 2016 fortgeschrieben. Per Direktvergaben wurden daraufhin die VER und die Bogestra mit der Erbringung von Leistungen betraut. Der Nahverkehrsplan gibt den Rahmen vor, welche Leistungen nötig sind. Vor dessen Inkrafttreten wurden unter anderem auch die Städte gehört.

Ferienangebote für Abo-Besitzer

Statt einer Preissteigerung macht der VRR Nahverkehrskunden ein Ferien-Angebot. Inhaber von Abo-Tickets können in den Ferien ohne Aufpreis im gesamten VRR-Gebiet fahren. Das gilt
für das Ticket-2000, Ticket-1000, Bären-Ticket, Young-Ticket-Plus, Schoko-Ticket, Firmen-Ticket und mein-Ticket/Sozial-Ticket. Auch ein Fahrrad kann mitgenommen werden.

An Wochenende können die Ticketinhaber sogar ohne Zusatzkosten durch ganz NRW fahren. Damit verbunden ist auch eine Erweiterung der Mitnahme-Regeln.

So können mit dem Ticket am Wochenende zwei Erwachsene und drei Kinder bis einschließlich 14 Jahren fahren. Dann braucht es je Fahrrad ein Zusatzticket.

Die Nahverkehrsangebote sind jedoch nicht völlig starr. Ohne eine neue Direktvergabe haben die Unternehmen die Möglichkeit, 30 Prozent ihrer Angebote zu verändern – also zu kürzen oder auch zu erweitern. Das umfasst allerdings nur geringfügige Anpassungen.

„Wenn zum Beispiel eine neue Linie geschaffen, eine eingestellt oder der Takt von 30 Minuten auf eine Stunde reduziert werden sollte, müsste der Nahverkehrsplan geändert werden“, erklärt Tietz, der beim EN-Kreis für die ÖPNV-Koordination und Verkehrsplanung zuständig ist.

Auch dafür würden wieder alle Beteiligten gehört. Regulär steht eine Fortschreibung des Nahverkehrsplans zwischen den Jahren 2021 und 2023 an. Eine Ausdünnung des Fahrplans sei derzeit nicht geplant. Zumal durch die nicht voll besetzten Busse auch die Abstandsregeln eingehalten werden können. „Das ist wirtschaftlich natürlich schwierig. Wir beobachten die Lage“, sagt Tietz. Hilfe erhoffen sich die Verkehrsunternehmen aus dem Rettungsschirm des Bundes für den ÖPNV und Landesmitteln. Wie die verteilt werden, ist aber noch unklar.

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Ob die Krise langfristig etwas an den Fahrpreisen ändert, sei derzeit nicht sicher, weiß Tietz. Darüber werde beim übergeordneten Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) diskutiert. „In diesem Jahr bleiben sie wohl stabil, für nächstes Jahr ist es noch offen.“