Herdecke/Wetter/Ennepe-Ruhr. Mit dem Bus, etwa in der Linie 376 in Herdecke, sind laut Bogestra in Coronazeiten viel weniger Fahrgäste unterwegs. Das kann sich bald ändern.

Seit der Ausbreitung des Coronavirus ist die Zahl der Fahrgäste in den Linienbussen der Bogestra spürbar zurückgegangen. Die genaue Höhe könne man nicht beziffern, betonte Unternehmenssprecher Christoph Kollmann. „Es handelt sich aber um eine erhebliche Verminderung.“

Trotzdem sind nach wie vor hauptsächlich die geräumigeren Gelenkbusse im Einsatz. Denn sie erlauben es der mitfahrenden Kundschaft, den vorgeschriebenen Mindestabstand untereinander besser einzuhalten. „Die Fahrgäste passen von allein auf, dass sie sich nicht zu nahe kommen. Da muss ich eigentlich fast nie noch einmal groß drauf hinweisen“, berichtet Athanasios Domouchtsis. Der 46-Jährige, den seine Arbeitskollegen und Freunde nur „Taki“ rufen, gehört zu den mehr als 800 Busfahrerinnen und Busfahrern, die für die Bogestra in Bochum, Gelsenkirchen, Herne, Hattingen, Witten und Herdecke (Linie 376) unterwegs sind.

Veränderter Arbeitsalltag

Seit Juli 2019 gehört Domouchtsis fest zum Team. Auch in den 17 Jahren zuvor war er schon als Busfahrer unterwegs. „Da habe ich noch für ein Privatunternehmen gearbeitet.“ Seit dem 14. März hat sich der Arbeitsalltag für „Taki“ und die übrigen Fahrer erheblich verändert: Da hat die Bogestra verfügt, dass bei den Bussen an der vorderen Tür beim Fahrer ein Einstiegsverbot gilt. Wer hinein will, muss die hinteren Zugänge nutzen. Ein entsprechendes Schild an einer Scheibe gibt gut sichtbar den entsprechenden Hinweis. „Inzwischen hat sich das bei den Fahrgästen aber auch herumgesprochen“, sagt Domouchtsis.

Diese Änderung hat auch zur Folge, dass die Kunden derzeit keine Fahrkarten mehr direkt beim Busfahrer kaufen können. Da trifft es sich gut, dass die Kundencenter am Montag, 20. April, wieder öffnen. Als Alternative bleibt der Ticketkauf an den Automaten, diese Karten seien sogar bis Ende März 2021 nutzbar, berichtet Bogestra-Sprecher Kollmann. „Viele benutzen aber auch unsere Mutti-App“, ergänzt Busfahrer Domouchtsis. Diese Anwendung ermöglicht den Ticketerwerb per Smartphone. Und der ist auch zwingend nötig: „Denn die Fahrscheinpflicht in unseren Bussen gilt trotz dieser Änderung weiter“, so Kollmann.

142,6 Millionen Fahrgäste als Jahresergebnis

Die Busse der Bochum Gelsenkirchener Straßenbahnen Aktiengesellschaft, die seit 2018 mit 30 Prozent an der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) beteiligt ist, haben zuletzt in einem Jahr insgesamt 17,7 Millionen Kilometer zurückgelegt. Es gibt im Verkehrsgebiet 70 Linien und 230 Haltestellen. Die Zahl der Fahrgäste: 142,6 Millionen.

Beschäftigt hat die Bogestra zuletzt 2320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 123 davon waren Auszubildende. 7,3 Millionen Liter Diesel verbrauchten die Busse im Jahr 2018. Als Gesamtkosten dafür nennt die Bogestra 6,8 Millionen Euro.

Zum Fahrer selbst kann auch kein Kunde mehr vordringen: Der gesamte vordere Bereich eines jeden Bogestra-Busses wird seit besagtem 14. März vor der Abfahrt aus dem Depot mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Deshalb sieht Domouchtsis für sich und seine Kollegen auch kein akut erhöhtes Ansteckungsrisiko. Zudem haben der Bund und die Länder sowie auch die Deutsche Bahn Kunden „dringend“ empfohlen, im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sogenannte Alltagsmasken zu tragen.

Von den rund 250 Bogestra-Bussen sind etwa zwei Drittel größere Gelenkbusse, in die im Normalfall rund 100 Fahrgäste passen. Das andere Drittel sind die kleineren Standardbusse, auch Solobusse genannt, mit Platz für etwa 70 Kunden. Die Fahrgäste waren zuletzt „riesig dankbar, dass wir überhaupt noch für sie unterwegs sind“, berichtet Domouchtsis. So viele positive Reaktionen gebe es im Alltag aber nicht. Die meisten Kunden waren bzw. sind „ja auch wirklich absolut auf uns angewiesen“.

Angebot umgehend erweiterbar

Mit Blick auf die neue Lage seien die Bogestra-Busse ab dem 20. April wochentags weiterhin ab Betriebsbeginn nach dem bekannten Montags- bis Freitagsfahrplan unterwegs. Nach 8 Uhr gelte der Fahrgastnachfrage entsprechend der Samstagsfahrplan. Der Mobilitätsdienstleister will im Zusammenhang mit den Geschäftsöffnungen und den bald anstehenden Schüler-Fahrten die Entwicklung der Passagierzahlen genau beobachten. „Es werden Reservefahrzeuge an verschiedenen Stellen im Netz verteilt, um bei festgestellter höherer Fahrgastnachfrage umgehend das Angebot zu erweitern“, heißt es aktuell.

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Bei Abellio Rail NRW, deren Züge am Bahnhof Wetter halten, sind laut Mitteilung die Fahrzeuge ab dem 20. April wieder gemäß des regulären Fahrplans unterwegs. „Wir bitten jedoch weiterhin jeden über die Notwendigkeit seiner Fahrten nachzudenken, um das Risiko für unser Personal und andere Fahrgäste so gering wie möglich zu halten“, schreibt das ÖPNV-Unternehmen. Vereinzelt könne zu Einschränkungen wegen Bauarbeiten geben.

Fahrpläne gibt es im Internet (auf www.bogestra.de oder auch www.abellio.de/NRWcorona)