Wetter. Bohrer bereiten an der Wilhelm-/Gartenstraße den Neubau für eine Kita sowie Senioren- und Demenz-Wohnungen vor. WSG kennt Anwohner-Kritik nicht.
An der Ecke Gartenstraße/Wilhelmstraße gibt es zur Zeit ordentlich was auf die Ohren. Die Bagger auf dem Bauplatz für die neue Kindertagesstätte schrauben den Lärmpegel ordentlich in die Höhe. Und nicht nur das: Spektakulär anzuschauen ist auch, wie sich knapp zehn Meter lange Erdbohrer in den Boden drehen und Löcher für Stahlträger bohren. „Vorbereitende Gründungsmaßnahmen“ für den Neubau nennt das der Fachmann, in diesem Fall Diplom-Ingenieur und Architekt Ralph Dittmann, Technischer Vorstand der Wohnstättengenossenschaft.
Wir erinnern uns: An der Ecke Wilhelm-/Gartenstraße wird ein Gemeinschaftsprojekt von Wohnstättengenossenschaft (WSG), Stadt Wetter und Evangelischer Stiftung Volmarstein entstehen. Der Neubau soll eine dreizügige Kindertagesstätte, eine Wohngemeinschaft für dementiell erkrankte Menschen und eine Seniorenwohngruppe beherbergen. Das Gebäude soll an der Gartenstraße dreigeschossig, an der abfallenden Wilhelmstraße viergeschossig werden. Betreut werden sollen in dem neuen Gebäude rund 50 Kinder in drei Gruppen sowie außerdem in der ambulanten Demenz-WG 14 Senioren in zwei Wohngruppen.
Das wird gebaut
Die WSG hat das etwa 730 Quadratmeter große Grundstück erworben. Die dort stehenden Gebäude wurden abgerissen; die WSG errichtet als Investor den Neubau.
Ursprünglich geplant war, dass das Projekt im Frühjahr 2021 fertig gestellt sein wird. Die neue integrative Kita entsteht auf ca. 550 Quadratmetern im Erdgeschoss; sie soll zum Kindergartenjahr 2021/2022 an den Start gehen und wird rund 55 Plätze in drei Gruppen anbieten. Der Eingang liegt in der Wilhelmstraße. Betreiberin ist die Evangelische Stiftung Volmarstein.
Über zwei Ebenen und ca. 700 qm entstehen über der Kita zwei Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz. Geplant sind zwei mal sieben Plätze. Der Eingang der Demenz-WG liegt an der Gartenstraße. Betreiber ist auch hier die Ev. Stiftung Volmarstein.
Ebenfalls geplant sind Seniorenwohnungen mit einer Größe von 40 bis 45 Quadratmetern, die frei finanziert sind.
Die Vorbereitungsarbeiten für den Rohbau sind nicht ganz einfach, erklärt Ralph Dittmann. Einerseits wegen der Hanglage, andererseits wegen des Nachbarhauses Gartenstraße 19. Sprich: Straße und Nachbargebäude müssen gegen ein Abrutschen gesichert werden. „Wir gehen mit dem Rohbau bis an den Gehsteig heran und installieren dort eine Trägerbohlwandverbau. Das heißt, es werden große Stahlträger als Tragarme in den Boden gerammt. Dazwischen kommen Trägerbohlen, so dass schließlich so etwas wie eine Wand in der Erde entsteht, damit die Straße nicht wegrutscht“, so der Architekt.
Das Gelände sei schwierig, besonders am Nachbargebäude, wo mit sogenannten Rotationsbohrgeräten eine Betonpfahlwand errichtet wird. Dazu werden Betonpfähle in den Boden gebohrt, die mit Beton verfüllt werden. „Das muss man sich wie einen großen Brückenpfeiler vorstellen, der im Boden bleibt. Am Ende kann diese Betonpfahlwand starke horizontale Kräfte aufnehmen“, sagt Ralph Dittmann. So werde etwa verhindert, dass im Nachbarhaus Risse entstehen.
Laut und spektakulär
Diese Arbeiten sind aber nicht nur laut und spektakulär anzuschauen, sondern auch „sehr kostentragend“, so Dittmann. Aber, so stellt er klar, das Baugrundrisiko liege beim Bauherrn. Und am Ende soll der Neubau ja auf einem stabilen Fundament stehen. Wenn die Gründungsarbeiten beendet sind, wofür Dittmann noch etwa zwei Wochen veranschlagt, werden die Rohre für die Entwässerung verlegt. „Dann kommt die Bodenplatte, und dann geht es ganz normal weiter mit dem Kellergeschoss und den anderen, die sukzessive folgen werden.“ Wegen der Corona-Krise sei auch der Zeitplan für den Neubau in Verzug geraten: „Auch wir haben da Federn lassen müssen, was unter anderem einer externen Genehmigungsproblematik geschuldet ist“, sagt der Architekt und betont, dass die Ursache nicht bei der Stadt Wetter liege. „Aber wir sind guter Dinge, dass wir das wieder aufholen können.“
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Kürzlich erfuhr die Lokalredaktion von Klagen der Anwohner, dass zur Baustelle gehörende Lkw den Verkehrsfluss in der ohnehin engen Gartenstraße zeitweise gehörig ins Stocken gebracht haben sollen. Von aktuell wegfallenden Parkplätzen ganz zu schweigen.
Bei der WSG seien diesbezüglich aber keine Beschwerden von Bürgern eingegangen, versicherte Ralph Dittmann. Wobei die Randbedingungen einer Baumaßnahme immer eine gewisse Opferbereitschaft der Nachbarn erforderlich machten. Und: Das Gebäude sei genehmigt, die Verkehrsführung sei von der Stadt genehmigt, ebenso die Parkverbote. Zudem erfolgten die Anlieferungen sehr früh, so dass der Berufsverkehr davon möglichst nicht berührt werde.