Volmarstein. Viele Jahre hat Valentin Dornis für die Lokalredaktion gearbeitet. Jetzt erhält er einen Medienpreis für seinen Bericht über die Firma Abus.

Die Abus-Gruppe gilt als sehr medienscheues Familienunternehmen. Der Weltmarktführer in der Sicherheitstechnik veröffentlicht keine Geschäftsbilanzen und nur selten Pressemitteilungen. Umso spannender ist ein Blick hinter die Kulissen der Firma August Bremicker und Söhne KG mit Sitz in Volmarstein. Beim spektakulären Untreue-Prozess gegen den früheren Prokuristen Joachim D. offenbarten sich manche Abläufe. Über die berichtete auch der Journalist Valentin Dornis. Der langjährige Mitarbeiter dieser Lokalredaktion publizierte als Wirtschaftsredakteur der Süddeutschen Zeitung (SZ) im Juni 2019 einen Text, in dem er die christlich-patriarchalische Ausrichtung darlegte.

Unter Männern

Auch interessant

Für seinen Text „Unter Männern“ erhielt der 26-jährige Hagener, der von 2010 bis 2018 regelmäßig für die Westfälische Rundschau sowie Westfalenpost in Wetter und Herdecke aktiv war, nun den Medienpreis Mittelstand NRW in der Kategorie Print. Und zwar für seine Reportage, in deren Mittelpunkt Andrea Bremicker (Mädchenname) und die Brüderbewegung stehen. Denn nach dem Gebot dieser evangelikalen Glaubensgemeinschaft seien Erbverzichtsverträge für Frauen bei Abus üblich. Dornis schreibt: „Andrea Bremicker sieht das nicht ein. Die Ungerechtigkeit, die der christliche Dreiklang aus Kirche, Kinder, Küche für ihr Leben bedeutete, hat sie jahrzehntelang umgetrieben.“

Auch interessant

Der SZ-Redakteur erfuhr von der damals 62-jährigen Kauffrau in der Schweiz, dass sie und zwei Schwestern 1983 im Gegensatz zu ihrem Bruder einen „Familienvertrag“ zum Erbverzicht unterschrieben habe. Inhalt: „Die Töchter scheiden im Falle des Todes ihrer Väter nach den Bedingungen des Gesellschaftsvertrages aus der Gesellschaft aus.“ Während der Sohn später zur Unternehmensnachfolge bestimmt war, erhielt demnach An­drea Bremicker Ausgleichszahlungen. Mal 400.000 Mark, gebunden an einen Immobilienkauf, oder Schenkungsversprechen über 225.000 Mark als Erbe sowie verschiedene Geldbeträge (meist direkt von der Abus KG). Insgesamt und umgerechnet circa eine Million Euro, ihr Bruder und andere Gesellschafter bekamen ein Vielfaches.

Gleichbehandlung erwünscht

Doch der Kauffrau, die selbst eine Firma gegründet hatte, gehe es vielmehr um eine Gleichbehandlung der Geschlechter. Mit anwaltlicher Hilfe wollte sie verhindern, dass sie aus dem Unternehmen herausgedrängt wurde. Familienmitglieder und Firmenseite verwiesen auf die gezahlten Gelder. Laut Dornis spielte auch die Bibelauslegung eine wichtige Rolle, Motto: Die Frau müsse sich ihrem Mann unterordnen.

Auch interessant

In der Laudatio für den Preisträger würdigte Lukas Eberle vom Spiegel die Arbeit des SZ-Redakteurs als „guten Journalismus“, da er hinter die Fassade von Erfolgsgeschichten geblickt und unangenehme Fragen gestellt habe. Fast ein Jahr dauerte die Recherche. Dornis bekam vom Unternehmen selbst keine Antworten.