Wetter. Sommer, Sonne, Freibadwetter? In der Harkortstadt besteht aufgrund von Corona wenig Hoffnung auf eine Öffnung des Naturbades.
Zwischen Ostern und Pfingsten wird traditionell das Freibad am See in Wetter fertig gemacht für die Sommersaison. Aktuell läuft die Grundreinigung, und sicher werden auch die Wiesen gemäht. Indizien für eine Eröffnung? Bernd Hagedorn, Vorsitzender des Trägervereins „Unser Freibad am See“, glaubt nicht, dass Becken und Liegewiesen in diesem Corona-Jahr für Besucher frei gegeben werden. „Ich kann mir das nicht vorstellen“, sagt er mit Blick auf abgesagte Großveranstaltungen vom Oktoberfest bis zur Cranger Kirmes und lauter offene Fragen, wie denn mehr Hygiene in einem Freibad umgesetzt werden soll.
Zweifel an der Disziplin der Gäste
Bei 20.000 Quadratmetern Fläche hält Hagedorn Abstandsregelungen beim Sonnenbad auf der Badedecke noch am ehesten für durchsetzbar, auch wenn er an der Disziplin der Gäste heftige Zweifel hegt. Ganz und gar ungelöst sind für ihn bislang aber die hygienischen Erfordernisse während einer Pandemie: Umkleidekabinen, WCs, Duschen - „es geht nicht, dass nach jedem Benutzer desinfiziert wird“, zeigt Hagedorn die Grenzen auf, die schon die Natur eines Freibadbetriebes mit sich bringt.
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Mit der Grundreinigung hinkt der Trägerverein in diesem Jahr ein bis zwei Wochen hinterher. Corona. Hilfe von Vereinsmitgliedern wie in den normalen Jahren ist zur Zeit nicht möglich. Folglich müssen die beiden Bademeister die Arbeiten allein erledigen. Das Gebot der Stunde ist auch bei diesen: Abstand halten! Beim Wechseln von Filtern oder Mähen der Wiesen mag das ja noch einfach sein. Was aber, wenn sie bei Badebetrieb einen Badegast mit Schwächeanfall aus dem Wasser ziehen müssten? Klar würden sie dann zur Hilfe eilen – sich womöglich aber auch selbst in Gefahr bringen: „Die Ansteckungsgefahr ist ja nicht aufgehoben“, weiß Bernd Hagedorn. Und unter den Hilfebedürftigen könnten ja auch Infizierte sein.
Zusätzliche Hygienespender hat Hagedorn jedenfalls noch nicht bestellt. „Bei den aktuellen Preisen“, sagt er, und man hört das Ausrufezeichen, „und bei dieser unsicheren Lage“, fügt er an. Bei all dem, was er sich an Gefahren vorstellen kann, erwartet er Lösungsvorschläge und klare Vorgaben aus der großen Politik. Und wenn ihn mögliche Antworten nicht überzeugen, „dann sage ich nein zu einer Öffnung.“ Weder vor Gericht noch vor seinem Gewissen will er sich schuldig machen, wenn am Ende das Bad am See als Verteilstelle für die Seuche dastehen könnte.
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Warum dann trotzdem gearbeitet wird? Die Wiese muss sowieso gemäht werden, und die Grundreinigung in diesem Jahr kann als Teil der Vorbereitung auf die Öffnung im nächsten Jahr gesehen werden, sagt Hagedorn. Es gibt Arbeit, und der Vereinsvorsitzende hofft, dass er damit seine beiden Bademeister halten kann. Saisonkräfte für diese verantwortungsvolle Aufgabe zu finden, sei gar nicht so einfach, so Bernd Hagedorn. Da will er keinen zusätzlichen Grund zum Abspringen liefern, selbst wenn am Ende diesen Sommer gar keine Badegäste kommen.
Kopfschütteln über Herdecke
Vor diesem Hintergrund kann er über die Mehrheitsentscheidung des Herdecker Rates, noch einmal über 50.000 Euro für eine Eröffnung des Herdecker Freibades in diesem Jahr auszugeben, nur den Kopf schütteln. Im Grundsatz hält er es zwar für sinnvoll, wenn die Politik der Verwaltung schon mal sagt, wo es lang gehen soll. Im speziellen Fall aber hegt er „den großen Verdacht, dass die Ratsmitglieder sich nicht ausreichend mit der Sache beschäftigt haben“, als sie einer Öffnung auch in diesem Sommer eine Chance geben wollten.
Gerade weil Reisen in ferne Länder vorerst wohl flach fallen werden, hatten SPD, Linke und Teile der CDU im Herdecker Rat ein Zeichen der Zuversicht vor der Haustür setzen wollen. Da mag sich Achim Wiese von der Bundesgeschäftsstelle der DLRG angesichts von Abstandsregeln und deren Kontrolle zwar gerade erst gefragt haben: „Was bleibt dann von dem Spaß, wegen dem man eigentlich ins Freibad geht?“ Bernd Hagedorn ist dennoch sicher: „Die Leute wollen schwimmen gehen!“ Angesichts von Jugendlichen, die er auch so schon undiszipliniert in kleineren Gruppen wahr nimmt, klingt das bei ihm ausnahmsweise weniger nach Hoffnung als nach einer Bedrohung.