Wetter/Herdecke. Kein Ansturm, aber eine spürbare Belebung des Geschäftslebens ließ sich in Wetter und Herdecke feststellen. Einzelhändler waren erleichtert.

Ein bisschen mehr Leben als in den letzten Wochen herrschte am Montag durchaus in den Innenstädten von Wetter und Herdecke. Aber obwohl Geschäfte bis 800 Quadratmeter ihre Türen erstmals nach den veränderten Corona-Verordnungen wieder öffnen durften, gab es keinen großen Andrang. Die Menschen reagierten eher zurückhaltend. Schlangen bildeten sich lediglich – wie gewohnt – vor Metzgereien und Bäckereien in Herdecke sowie vor Rossmann im Ruhrtal-Center in Wetter.

„Ich muss noch nicht wieder arbeiten und bin so froh, dass ich wieder einkaufen kann“, sagt Alexandra Vrettos-Sanfilippo, die in der Boutique Adelkind in Alt-Wetter als einzige Kundin ganz in Ruhe ein Sommerkleid nach dem nächsten anprobiert. Ulrike Wittwer, Mutter von Inhaberin Anika Fricke, reicht die Ware an. „Um 9.40 Uhr, als ich noch ein bisschen vor dem Laden fegen wollte, kam schon die erste Kundin. Aber es ist sehr übersichtlich. Mehr als vier Kunden waren nicht auf einmal hier“, so die Wetteranerin.

Ruhrtal-Center belebt

Direkt nebenan in der Bücherstube freut sich das Team um Inhaber und Namensgeber Hans-Günter Draht über die Ladenöffnung und damit „einen kleinen Schritt zurück zur Normalität“. Viele Kunden seien bereits im Geschäft gewesen, teils weil der Lesestoff ausgegangen war und sie Nachschub kaufen wollten, teils aber auch nur, „um kurz mal zu grüßen und Hallo zu sagen“, worüber sich das Team auch sehr freute.

Etwas stärker frequentiert war das Ruhrtal-Center, wo sich aber nur vor dem Drogeriemarkt Rossmann eine lange Schlange bildete – wie so oft in den vergangenen Wochen. Nur mit „Shoppingbag“, so die Bitte, sollten Kunden das Jeans-Geschäft betreten, und bei Deichmann waren Abstandshalter vor dem Eingang positioniert. Präsenz zeigten in der oberen Etage Mitarbeiter des Ordnungsamtes.

Freie Parkplätze am Mühlencenter

Damit zu den Eindrücken aus der Herdecker Innenstadt: Schnelles Durchkommen an den Kreiseln, auf dem Parkdeck des Mühlencenters ist vielleicht jeder zweite Parkplatz besetzt. Vor Corona war die Parkplatzsuche hier auch schon einmal vergeblich. Ein Blick ‘runter in die Hauptstraße: Ja, es sind Menschen unterwegs. Aber gehen sie auch in die Läden, vor allem in die, deren Öffnung am Samstag noch untersagt war?

Start bei Ernsting‘s Familie im Mühlencenter: Die Tür steht auf – ein Signal. Eine Verkäuferin räumt ein. Sie trägt Mundschutz. Aber Kundschaft? Zwei Frauen und ein dazugehöriges Kind stehen vor der Tür. „Wie viele Kunden dürfen rein?“, fragt die Eine. „13“, gibt die andere zur Antwort. So steht es auf einer großen Tafel gleich am Eingang. Also ab in den Laden!

Bilanz und Auswirkung der Vorgaben

Bettina Reichel, Vorsitzende der Herdecker Werbegemeinschaft und Inhaberin von vier Geschäften, resümiert: „Ein Massenandrang ist das hier nicht. Aber man merkt: Die Leute haben wieder Lust, etwas zu kaufen.

In Wetter waren am Montag das Modegeschäft Cruse und Kolping-Gebrauchtwaren-Store in der Kaiserstraße geschlossen. Wegen der Ladengröße-Vorgabe (800 Quadratmeter) öffnete die Tedi-Filiale im Ruhrtal-Center nicht.

Dann ‘rüber in die untere Hauptstraße. Das Wollhaus hat geöffnet, genau gegenüber auch Chara Mia. Die Tür steht offen, an den Eingang des Modeladens ist ein kleiner Tisch gerückt. Ein kleines Fläschchen mit blauer Flüssigkeit zur Desinfektion der Hände steht hier. Die Verkäuferin räumt ein. Kundschaft ist gerade nicht im Laden.

Anders beim Modegeschäft von Bettina Reichel in der Fußgängerzone. Maximal vier Personen gleichzeitig haben Zutritt, so das Schild hinter dem Türglas. Die Chefin kommt auf dem Weg zu einem ihrer anderen Läden aus der Tür. Sie war sich nicht sicher, wie das Geschäft am ersten Tag nach der erzwungenen Schließung laufen würde. Jetzt ist sie entspannt.

Schilder weisen hin: Abstand halten

Auch Foto Schmülling hat geöffnet. „Nicht mehr als zwei Kunden bei mindestens zwei Meter Abstand“, macht ein Schild schon vor dem Eintreten deutlich. Nur ein einziger Kunde darf jeweils bei „Corner Nummer 34“ hinein gehen und nach Besonderem aus Dänemark schauen. Der Platz zum Schauen ist immer wieder frei. Anders bei Brillen Rottler (ein Stück die Hauptstraße weiter rauf). Eine Mutter mit Kind wartet draußen in der Sonne, bis ein Kunde den Laden verlässt und – rechnerisch – Platz macht.

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Boom? Schlangen? Vor der Metzgerei Schmitz hofft um die Mittagsstunde ein Handwerker auf die nächste Kundin, die mit ihrem Einkauf fertig ist. Warten vor der Tür auch bei der Bäckerei Hagenkötter, beim Konkurrenten Kamm und beim Fleischer in der anderen Ladenhälfte an der Haltestelle Mitte. Ein Passant amüsiert sich: „Hier ist es plötzlich voll – dafür sind am Ufer der Ruhr heute spürbar weniger Menschen.“ Jetzt geht ja auch wieder mehr Einkaufen.